Lebensziel fällt weg und nun?
Hallo,
schon seit einiges Jahren möchte ich Jura studieren, was auch der Antrieb während der Matura (Schweiz) war. Es wurde sozusagen zu meinem Lebensziel, zum höchsten Ziel, was ich mir gesetzt habe zu einem erfolgreichen und erfüllten Leben. Schon vor Uni Beginn hatte ich Zweifel und nach einem Monat Studium haben sie sich nur noch verschlimmert. Ich sitze in der Vorlesung und denke mir, eigentlich interessiert es mich so gar nicht, ja zum Teil ist es natürlich schon spannend, aber mein Interesse ist einfach zu wenig gross, um mich damit ein Leben lang (zumindest sehr lange Zeit) zu beschäftigen. Ich kann mir auch später im Berufsleben nicht vorstellen, meine freien Tagen oder gar Ferien für Weiterbildungskurse zu opfern. Der Beruf an sich fände ich bestimmt auch spannend, aber ich kann nicht die Freude darin finden, wie manch anderer.
Jetzt denkt ihr euch bestimmt, dann wechsle doch einfach, was ist das Problem? Das Problem ist, dass ich eben Jura solch einen hohen Stellenwert gegeben habe und somit mein eigenes Selbstwertgefühl davon abhängig mache. Also was bin ich mir selbst noch wert, wenn ich nicht Jura studiere/studiert habe? Bin ich gut genug? Versteht mich vielleicht jemand?
Ich hätte zwar auch schon eine Alternative (Anglistik und Germanistik, um danach Lehrer zu werden, dass kann man in der Schweiz nur normal studieren und nicht auf Lehramt) habe jedoch Angst, dass ich den Wechsel bereuen werde... und danach in der Zukunft zu wenig Herausforderung im Alltag eines Gymnasiallehrers habe...
Irgendwie habe ich noch Hoffnungen, dass mir Jura doch noch gefallen könnte, obwohl ich ja weiss, dass ich bisher nicht überzeugt bin und irgendwie habe ich auch das Gefühl, dass ich nicht will, dass es mir gefällt. Aber trotzdem habe ich Angst, dass ich das Abbrechen bereuen werde...
Vielleicht hat jemand Tipps für mich oder Erfahrungsberichte... einfach um mich nicht alleine zu fühlen...
5 Antworten
Lebenslange Ziele sind oftmals sehr unkonkret, da sie so lange schon in unseren Köpfen und Herzen Bestand haben.
Insofern fühle und frage in dich auf was konkret du dich gefreut hast und vergleiche es mit der Realität.
Außerdem überlege auf der anderen Seite was genau dich beruflich glücklich macht.
Nur du kannst wissen ob ein Abbruch die Lösung ist.
Mir fällt ein Spruch ein der gut passt
Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.
Und
Probieren geht über studieren
Du probierst nun deinen Traum und stellst fest, dass er nicht schmeckt. Möchtest du deswegen bis ans Lebensende an einem Job festhalten, der dich nicht erfüllt.
Finde deine anderen Berufung und lebe sie - du hast nur ein Leben ☀️
Richte es dir ein, wie Du es für dich wünscht.
Das freut mich sehr.
Ich persönlich bin Meisterin meiner eigenen Ansprüche.
Vor ein paar Jahren hatte ich mit 47 die Situation einen kompletten Neuanfang vor mir liegen zu haben und wollte erst meinen "alten gewohnten" Job wieder aufnehmen und meine Gedanken sagten mir, am Ende einer sehr langen Gedankenkette: "Finde heraus was dir Spaß und Freude macht. Wenn es dann eine sinnvolle Arbeit ist, die nicht langweilig ist, dann tue es!"
Stelle dir selbst viele Fragen
Warum Jura?
Warum Lehrer?
Ich habe mir damals nach langem Überlegen folgende Frage gestellt
"Stelle dir vor ich bin eine Fee. Du erhältst alles notwendige Wissen und soviel Geld für eine Erstinvestition wie du möchtest, was wäre beruflich dein Traum?"
Was wäre deiner?
Und ein persönlicher Spruch von mir
"Du kannst verlorene Träume immer mit neuen Träumen auffüllen!"
Da hast du recht! Ich finde deine Sprüche soo schön und helfen mir bei meinem Gedankenchaos sehr weiter!
Und ja es ist definitiv niemals zu spät, seinen Träumen nachzueifern!! Man hat nur dieses Leben.
Falls du wirklich denkst ein Gymnasiallehrer hat zu wenig Herausforderung in seinem Alltag bist du definitiv in diesem Beruf falsch.
Als Lehrer hast du in vielerlei Hinsicht Verantwortung. In erster Linie hast DU die Verantwortung zu lehren. DU hast die Aufgabe ein schlechtes soziales Umfeld zu erkennen und diesem Schüler zu helfen. Während Ausflügen / Klassenfahrten / Abschlussfahrten bist DU verantwortlich für 80 Jugendliche. Andere Eltern vertrauen dir ihr Kind an.
Ein Lehrer tut noch viel mehr, als nur vorne an der Tafel zu stehen...
Wir Lehrer lehren, erziehen und helfen. Und ich wage es zu behaupten, dass der Lehrberuf weitaus mehr Herausforderung mit sich bringt.
Das gilt besonders für die Oberstufe - wenn’s ums Abitur geht. Viele Schüler und Schülerinnen haben keinen Plan B. Die Zukunft vieler Schüler liegt also in deinen Händen. Das System vertraut darauf, dass man kompetent genug ist fair zu bewerten und ( zumindest im mündlichen Abitur ) eine faire Abiturprüfung zu erstellen. Du trägst viel Verantwortung. Es liegt nicht in deiner Hand welche Aufgaben im Abitur drankommen, es liegt aber in deiner Hand die SuS darauf vorzubereiten.
Es gibt insbesondere in diesem Beruf sehr viele Inkompetente Lehrer die einfach nicht dafür geschaffen sind.
Werde dir vorher erst einmal klar, wieviel Herausforderung dieser Beruf mit sich bringt. Ich sage es dir schon mal: das du Ferien haben wirst, ist der größte Mythos. Korrekturen machen sich nicht von selbst.
Nein, das war auf keinen Fall so gemeint! Ich weiss, dass man als Lehrer sehr sehr viel zu tun und eine riesen Verantwortung hat. Es ist kein 9 to 5 job. Man muss sich alles selbst organisieren und muss viel Zeit in die Vor- und Nacharbeit investieren, Elterngespräche, Gespräche mit den Kollegen etc.- das ist mir bewusst. Ich meinte es eher so, dass es für mich in diesem Sinn keine Herausforderung ist, dass ich keine bis wenige Aufstiegschancen habe. Man ist dann die meiste Zeit Lehrer, natürlich kann man Rektor etc. werden. Also ich bin mir wirklich klar, dass es ein Knochenjob ist, also entschuldigung, dass es so rüber kam.
Ich denke auch, dass Jura dann nicht das richtige für dich ist. Es gibt z. B. viele Schüler, die gerne einen bestimmten Beruf ergreifen möchten und in dem Beruf ein Praktikum während der Schulzeit machen. Sie lernen dann den Beruf kennen. Dabei können sie feststellen, dass sie sich den Beruf anders vorgestellt haben, und dass der Beruf für sie nichts ist, oder dass er genau der richtige Beruf ist. Dafür sind ja die Praktikas da. Ich finde, du bist genau in der gleichen Situation wie die Praktikanten.
Ja ich weiss.. aber mir diesen Lebenstraum wegzustreichen, dem ich solch einen hohen Stellenwert gegeben habe, fällt mir unheimlich schwer... weil mir so einfach ein Lebensziel fehlt.. aber ich weiss, es hat so auch keinen Sinn..
Jetzt denkt ihr euch bestimmt, dann wechsle doch einfach, was ist das Problem? Das Problem ist, dass ich eben Jura solch einen hohen Stellenwert gegeben habe und somit mein eigenes Selbstwertgefühl davon abhängig mache. Also was bin ich mir selbst noch wert, wenn ich nicht Jura studiere/studiert habe? Bin ich gut genug? Versteht mich vielleicht jemand?
du wirst dich umorientieren müssen und es ist keine Schande, wenn du dir eingestehen musst, dass du dir ein Ziel heraus gesucht hast und jetzt feststellst, das ist es doch nicht, was mir einen Sinn gibt.
Du hast dein Selbstwertgefühl auf nur einem Ziel ausgerichtet und jetzt hat sich eben herausgestellt, dass du damit nicht glücklich werden würdest.
Du findest einen Neuanfang und wirst vielleicht lernen müssen, deine Zielsetzung nicht so hoch zu setzen und auch wenn du merkst, dass Jura nichts ist, deswegen bist du genau derselbe Mensch, du wirst was finden,
das dir noch Spaß macht, denn nur mit aller Macht was zu tun und man feststellt, dass es das falsche Ziel war, ist kein Beinbruch.
Lasse dich deswegen nicht unterkriegen und lasse nicht zu, dass du deswegen kein Selbstwertgefühl mehr hast, manchmal muss man im Leben zuerst einen Weg beschreiten um festzustellen, dass es vielleicht der falsche war um dann den richtigen Weg zu finden..
Dann orientiere dich Neu und sich selber einzugestehen, dass man sich das Ziel gewünscht hat und es nicht erreichen kann ist vielleicht kurz gesehen eine kleine Niederlage.
Aber eine Niederlage kann dich auch stärker machen, also gib nicht auf, du wirst deinen Weg noch finden.
Danke dir für deine aufmunternden Worte!! Ich muss auch sagen, ich habe nicht die Angst davor, es nicht zu schaffen, da ich sehr ehrgeizig bin, wenn es darum geht ein Ziel zu erreichen. Aber im Moment bin ich es gar nicht und ich glaube schon auch, dass es daran liegt, dass es das falsche Ziel ist... aber mir das selbst einzugestehen ist sooo schwer!! Ich weiss ich habe mein komplettes Selbstwertgefühl darauf aufgebaut und mir selbst gesagt, du bist erfolgreich und wertvoll genug, wenn du es erreichst. Früher haben es mir nämlich sehr wenige Leute zugetraut, das Gymnasium erfolgreich zu absolvieren, und irgendwie glaube ich, dass ich es denen noch beweisen möchte so à la guckt ich hab was ganz tolles erreicht und auch mir selbst, dass ich ein solches Ziel erreichen kann.. ich weiss dieser Gedanke ist soo falsch!!
Gern geschehen, aber du schaffst das schon. Es hätte ja auch sein können, dass es doch das Richtige gewesen wäre, das weis man eben nicht immer im voraus.
Dann denke mal mehr an dich und deine Fähigkeiten und nicht an andere, denen musst du gar nichts beweisen, denn die denken nicht an dich bei ihren Lebensplanungen.
Man kann dich schon verstehen und Ehrgeiz zu haben,was zu erreichen ist auch gut, nur sollte der eben nur so weit gehen, wie es nur um dich und deine Ziele gehen.
Also rede dir nicht ein, dass du jetzt versagt hast, nur weil du das eine Ziel jetzt nicht mehr erreicht hast.
Du kannst dir noch so viele Ziele in deinem Leben setzen. Suche dir die aus, die für dich und deine Möglichkeiten auch erreichbar sind.
Dann kommst du eben etwas später ans Ziel und es bringt dir auch nichts, wenn du ein Ziel wolltest und du merkst, es macht dich nicht glücklich.
Ja das habe ich mittlerweile mir auch selbst eingestanden, denn diese Personen staunen vielleicht einige Wochen, aber danach ist es denen auch egal, was ich mache, und genau aus diesem Grund habe ich den Schlussstrich gezogen und werde wechseln, denn ich bin die, die danach dieses Leben lebt und ich möchte nicht 80% meines Tages an etwas arbeiten, was ich nur für andere mache und nicht für mich.
Gehe mal wirklich in dich und leere deinen Geist. Also versuche einfach mal an nichts zu denken. Schwierig, ich weiss. Und dann denke an das Studium, an den Beruf. Nur an die Begriffe. Was lösen die Begriffe in dir aus? Was ist das erste Gefühl was dabei in dir aufkommt? Ich meine nicht Gedanken, sondern wirklich Gefühle. Fühlst du dabei Freude, leichte Erregung und Neugier? Dann bleibe dabei. Spürst du Furcht, Unwohlsein und starken Zweifel? Dann lasse es. Wir Menschen haben verlernt auf unser Bauchgefühl zu hören. Klar, man muss sich auch unangenehmen Dingen stellen um sie zu überwinden und Ängste loszuwerden. Aber niemand sollte sich in ein Leben zwingen das er garnicht leben will, mit dem es ihm eigentlich auf Dauer schlecht geht. Und selbst wenn man sagt "komm, irgendwann werde ich mich damit abfinden, und dran gewöhnen und dann ist das nur halb so schlimm...." dann ist das kein glückliches Leben, nur ein Verdrängen. Man hat etwas getan weil es am Vernünftigsten erschien, und nicht weil es für einen selbst das Beste war.
Ich würde an deiner Stelle mich in Ruhe hinsetzen und überlegen was dich im Leben wirklich glücklich macht. Ich meine nicht was du am Besten kannst, nur weil man in etwas gut ist, heisst das nicht automatisch das man es gerne macht. Sondern was dir wirklich Freude bereitet. Menschen glücklich machen, kreativ etwas erschaffen, das Leben bequemer gestalten, tolle Ideen umzusetzen, komplexe Probleme zu lösen etc... Und wenn es in Richtung Recht geht bzw Jura dann überlege dir, ob es für dich da noch andere Alternativen gibt. Die gibt es ganz bestimmt. Es ist nie nur immer ein einziger Weg den man gehen muss. Viele Wege führen nach Rom.
Du hast dich auf ein bestimmtes Ziel versteift. Das tun sehr viele Menschen, weil man einfach einen Sinn im Leben braucht. Ein Ziel. Eine Motivation. Lebenssinn. Traum. Erfüllung. Kann man nennen wie man möchte. Das ist nie verkehrt. Aber man kann nie sicher sein, das es auch funktioniert. Oder das es das richtige Ziel ist. Ein Mensch ändert sich im Laufe seines Lebens ständig. Das beeinflusst auch das Ziel. Die Wahrheit ist: der Weg dorthin ist das Ziel. So simpel es klingt. Aber es ist so. Was, wenn man das Ziel erreicht? Kommt dann die Erleuchtung? Kann man dann bedenkenlos umfallen und sterben? Ist dann alles vorbei? Nein. Die Euphorie hält nur kurz. Man denkt sich irgendwann " das wars? Und jetzt?" Man sucht sich was Neues. Einen neuen Antrieb. Und genau das solltest du auch h tun. Und belohne dich für jedes Zwischenziel, das du erreichst. Und genieße die Zeit. Die kommt nämlich nicht wieder. Trauere nichts hinterher. Sondern Konzentriere dich auf was Neues. Sieh nach vorn.
DANKE dir!! Ich fand deine Antwort sooo hilfreich und inspirierend!! Und tatsächlich verspüre ich bei Jura eher Zweifel, aber nicht die Zweifel, dass ich es nicht schaffen könnte, sondern Zweifel, dass es nicht das Richtige für mich ist. Es fühlt sich irgendwie falsch an... Ich hänge so sehr am Lehrerberuf und habe mir überlegt, falls ich Jura weitermache, dann einfach danach noch den Lehrerberuf zu erlernen, aber wenn ich das ja sowieso anstrebe, weshalb dann nicht jetzt einfach direkt damit starten. Ich habe halt einfach Angst, dass ich diese Schritt später bereuen werde, wenn ich 35 oder so bin und mir wünsche, dass ich damals doch Jura erlernt hätte, denn mit 35 noch quereinzusteigen ist doch sehr schwierig... und dieser Gedanke macht mir schon sehr Angst.. Andererseits denke ich mir, wer weiss überhaupt, ob ich mit 35 noch lebe, es kann sein, dass irgendetwas passiert ist und dann möchte ich nicht all die Jahre damit verbracht haben, dem Glück hinterher zu streben, in der Hoffnung es zu finden. Die Zukunft macht mir schon sehr Angst... Ja genau du sagst es! Dieses Ziel hat mir einen Lebenssinn gegeben und nun zerbröselt es und dahinter ist nichts mehr und mit was definiere ich mich dann noch?
Eines kann ich sehr gut nachempfinden...
Die Sehnsucht nach dem Lehren!
Es gibt unendliche Möglichkeiten zu lehren - finde die, die deinem Herzen entsprechen.
Ich hatte mit 20 das gleiche Gefühl und wurde mit 21 PC Trainerin bei einem Weltunternehmen - es ist nun 30 Jahre her und meine Sehnsucht danach Menschen zu zeigen wie einfach etwas sein kann, wenn es nur richtig erklärt wurde, wurde mir mit dieser Aufgabe gestillt.
Finde DEINE Aufgabe. So schön wie es gerade beschrieben wurde. Ein schönes Bild das leere Gefäß.
Finde in deinem Gefäß das Thema, dass du lehren möchtest. Es reicht nicht zu wissen, dass du lehren möchtest. Es ist ein wunderbarer erster Schritt☀️
sei dir selbst gegenüber ehrlich zu gestehen, dass jura nicht das ist was du dir vorgestellt hast und nichts was du ein leben lang machen möchtest. vielleicht gibst du dir noch 2-3 monate um zu sehen ob jura wirklich nicht deins ist und suchst dir dann etwas was dich mehr interessiert.
Momentan setze ich mich in viele Vorlesungen rein und schaue, was mich so anspricht. Ich rede auch mit vielen Leuten, die diese Fächer bereits studiert haben, um so einen besseren Eindruck zu erhalten.
Danke dir für deine Worte!! Sie muntern mich extrem auf, vor allem der Spruch! Die grösste Angst ist für mich, nicht meinem eigenen Anspruch gerecht zu werden...