Lebenslauf kaputt, was tun?
Hallo
Ich stehe vor dem Problem, dass meine Zukunft verbaut scheint. Vielleicht habt ihr eine Idee.
Zu meiner Situation.
Ich habe ein sehr gutes Abitur gemacht (1,0). Danach habe ich Jura studiert bis zum Schwerpunkt. Ich bin eine zielstrebige und fleißige Person und ich konnte gute Noten erreichen.
Während der Zeit des Repetitoriums wurde ich vergewaltigt.
Danach ging alles steil bergab. Ich habe mein Studium abgebrochen. Im Nachhinein hätte ich in eine Klinik gehen sollen.
Ich habe psychologische Hilfe in Anspruch genommen- Diagnose PTBS, dann die Therapie nach ca. 1 Monat beendet, da ich glaubte, dies sei Zeitverschwendung. Allerdings war ich der Ansicht, dass ich einfach irgendwie weitermachen muss.
ich habe ein Studium der Politikwissenschaften aufgenommen- mäßig erfolgreich.
Nun bin ich 26, ein sehr gutes Abitur, ein abgebrochenes Jurastudium und sind wir realistisch, ich werde mein Studium der Politikwissenschaften nicht einmal in Regelstudienzeit beenden, Praktika habe ich bislang auch keine. Mir geht es schlecht- ich habe starke somatische Symptome.
Ich überlege, mir 1-2 Monate Urlaub zu nehmen und dann wieder richtig ins Leben zu starten.
Ich möchte nicht einsehen, dass ein solcher Vorfall mein Leben ruiniert. Ich weiß , was ich kann und was ich erreichen möchte. Ich weiß aber auch, dass ich noch keine vollständige Leistungsfähigkeit aufweise.
Habt ihr Vorschläge für mich? Was kann ich mit diesem verhagelten Lebenslauf noch tun. Jura ist sinnlos, das habe ich bereits wieder vergessen und ich weiß, dass ich dem Druck des Examens jetzt nicht gewachsen wäre.
Eine Ausbildung wäre auch eine Option.
Danke für die Ratschläge😊
Hab was Ähnliches hinter mir... was sind denn deine Ziele? Karriere machen, Berufung finden oder ne ruhige Kugel schieben, dein Brot verdienen und möglichst entspannt leben?
Mein Ziel war es immer „Karriere“ zu machen
Ich habe überlegt, ob BWL eine gute Idee sein könnte. Schließlich lässt sich da bereits mit dem Bachelor etwas Vernünftiges finden
3 Antworten
Ich denke, ein ganz zentraler Punkt ist, dass du die Therapie wieder aufnimmst. Du merkst ja selbst, dass da noch vieles nicht richtig verarbeitet ist. Und das steht dir sonst wahrscheinlich genau so zukünftig immer wieder im Weg wie ein nicht richtig verheiltes gebrochenes Bein. Damit würdest du ja auch keinen Marathon laufen können, egal wie sehr du trotzdem zu trainieren versuchst oder so. Und genau so verhält sich eben auch mit der Psyche.
Für deine berufliche Planung würde ich an deiner Stelle mal in Richtung Wirtschaftsrecht oder auch Verwaltungsfachwirtin oder Rechtspflegerin schauen, was dir dort von den Leistungen aus dem Jurastudium angerechnet werden könnte und was du für diese Abschlüsse jeweils noch machen müsstest. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass du dort mit relativ wenigen weiteren Leistungsnachweisen die entsprechenden Abschlüsse ziemlich flott bekommen könntest, weil dir für all die rechtlichen Themen die Scheine aus Jura direkt angerechnet werden!
Auf diese Weise hättest du dann sehr schnell und vergleichsweise einfach einen berufsqualifizierenden Abschluss. Was du dann konkret beruflich damit machst, da kannst du dann auch noch mal genauer überlegen und schauen, was dich ansprechen könnte. Muss ja nicht immer der direkte "vorgesehene" Weg entsprechend des Abschlusses sein :). Aber auch Quereinstiege und "alternative" Wege funktionieren eben oft besser oder sogar nur, wenn wenigstens irgendwann irgendwo ein offizieller, anerkannter Abschluss im Lebenslauf auftaucht. Deshalb die Suche nach dem kürzesten, einfachsten Weg genau dahin :).
Bitte komm erstmal selbst wieder auf die Beine und such dir unbedingt diesbezüglich Hilfe. Mach dir keinen zu großen Kopf um deinen Lebenslauf. Der ist alles, aber nicht verhagelt. Gesundheit geht vor.
Wichtiger ist erstmal deine Gesundheit. Warum war die Therapie Zeitverschwendung? Hat es auf menschlicher Ebene vielleicht einfach nicht gepasst?
Ich würde dir raten mit deinen neu gewonnen Erkenntnissen nochmal in Therapie zu gehen. Du kannst natürlich auch das mit dem Urlaub vorher probieren aber ich kann dir aus eigenen Erfahrungen sagen, dass vergessen nicht funktioniert. Du musst es aufarbeiten und mit der Vergangenheit leben. Nicht gegen die Vergangenheit. Letzteres wirkt erstmal einfacher aber glaube mir, es funktioniert nicht.
Und zu deinem Lebenslauf. Ich muss beruflich auch Lebensläufe von angehenden Azubis und Praktikanten lesen. Ich würde dich im Bewerbungsgespräch fragen, wie es dazu gekommen ist, dass du von Jura zu Politik wechselst und wieso da Lücken sind. Wenn du mir dann sagst, dass es einen schweren persönlichen Zwischenfall gab, weshalb du auch in Therapie musstest, reicht mir das völlig aus.
Da kannst du ja nichts für. Dann wäre für mich die Sache vom Tisch und ich würde mich um deine fachliche Qualifikation kümmern. Mach dir da also keine Sorgen.