Leben in Korea?

3 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Achtung, das wird lang ;) Korea ist ein richtig spannendes, tolles Land, da stimm ich dir absolut zu. Aber so schön, wie man sich das Auswandern vorstellt, ist es nicht.

Das Leben Südkorea ist definitiv anders als in Deutschland und das im Positiven wie im Negativen. In Korea sagt man da 일장일단 "alles hat Vor- und Nachteile."

Ich liebe zum Beispiel koreanisches Essen und Essen gehen hier ist viel günstiger als zuhause. Allerdings haben die Lebensmittel generell eine viel geringere Qualität. Größere Supermärkte gibt es nur wenige und die Auswahl in den Convenience Stores und kleinen Märkten beschränkt. Für Einkäufe, die ich in Europa als alltäglich einstufen würde und einfach mal im Supermarkt in der Nähe holen würde, muss ich hier mehrere Stationen mit der U-Bahn fahren. Ich finde auch, dass es in Südkorea das bessere Nachtleben und bessere Clubs gibt. Dagegen finde ich es ... hmm nennen wir es schwierig, untertags jemanden zu treffen. Man trifft sich meistens zum Essen und Cafés sind natürlich in der Qualität nicht vergleichbar und sehr teuer. Ich gehe gerne schwimmen, aber das ist in Korea eigentlich nicht möglich. Die Bäder sind so vollgestopft und haben meistens so seltsame "Hygiene"regeln, dass es sowieso keinen Spaß macht. Während das Essen hier sehr günstig ist, ist Wohnen extrem teuer. Eine Ein-Zimmerwohnung mit ca 10-20 qm kostet so viel wie man in Österreich (sorry hab keinen deutschen Vergleich) für mindestens den doppelten Platz bezahlen würde mit besserer Ausstattung.

Auch die kulturellen Unterschiede spürt man sehr stark. Wenn du Koreanisch lernst, kennst du ja die Höflichkeitsstufen. Die sind nicht nur eine rein sprachliche Eigenheit, sondern basieren auf einer stark ausgeprägten gesellschaftlichen Hierarchie. Im Kleinen finde ich das oft charmant. Die Jüngeren sind höflich und respektvoll, was aber im Umkehrschluss bedeutet, dass die Älteren sich um die Jüngeren kümmern sollten: sie zum Essen einladen, ihnen bei Problemen helfen usw. Es ist also ein Geben und Nehmen. Leider artet das dann in vielen Kontexten komplett aus. In der Arbeit sagt zb der Chef genau wos lang geht und duldet keinen Widerspruch - selbst wenn dieser Widerspruch vor einem schlimmen Fehler bewahren würde. Gegenseitiger Respekt oder das oben abgesprochene Geben und Nehmen = 0. Aus dem gleichen kulturellen Aspekt heraus gibt es auch eine große Gruppe im Altersbereich 40-60, die sich aufgrund ihres Alters jedes Recht herausnehmen will. Die rempeln einen dann an und erwarten, dass DU dich entschuldigst.

Außerdem gibt es in Korea sehr große Probleme mit Rassismus, Sexismus und Homophobie, gegen die nahezu nichts gemacht wird. Wie die meisten Völker leugnen Koreaner ihre gesellschaftlichen Probleme nämlich gerne.

Hier ist der Platz zuende, in den Kommentaren geht's weiter.


Sophantastic  19.07.2020, 10:09

Zusätzlich kommt dieses absolut gestörte Schönheitsideal mit einer sehr ungesunden Diätkultur dazu. Bist du dunkelhäutig? Dick? Homosexuell? Oder hast du einfach nur kein nach koreanischen Standards hübsches Gesicht? Tut mir Leid, kein Job für dich. Und auch wenn ich zb Clubbing in Korea generell angenehmer finde, weil Koreaner höflicher und zurückhaltender sind und nicht einfach beginnen, sich an deinem Arsch zu reiben, wie es in Europa leider üblich ist, hat man als Frau bei sexueller Belästigung leider schon verloren. Und davon gibt es viel in Korea. Aber ebenfalls meistens versteckt und geleugnet. Die koreanische Leistungsgesellschaft ist auch nichts, dem ich meine zukünftigen Kinder aussetzen möchte. Korea hat die höchste Selbstmordrate weltweit und das siehst du auch bei vielen KPop Idols.

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Sophantastic  19.07.2020, 10:09

Bzgl Jobs: Scheinbar hat sich irgendwie die Ansicht verbreitet, man müsste Englischlehrer sein, um nach Korea ziehen zu können und dann müsste man etwas machen, was Koreaner nicht können. Nein, es gibt nicht nur eine Art von Arbeitsvisum und als Englischlehrer wirst du als Non-Native kaum Chancen haben. Wie überall auf der Welt sind in Korea MINT Studien gefragt. Welches Abi du hast ist wurscht, ohne Studium hast du da geringe Chancen. Bis in 10 Jahren kann sich aber einiges ändern, sowohl in Korea, als auch bei dir.

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Sophantastic  19.07.2020, 10:11

Ich würde sagen, Korea ist ein tolles Land, mit dem ich mich gerne beschäftige und in das ich gerne mein Leben lang regelmäßig reisen möchte. Aber hier auf Dauer leben? Nein, Danke.

Bleib an der Sprache dran, verlier nicht deinen Spaß und deine Faszination für.das Land, aber beschäftige dich auch mit der dortigen Realität und den Schattenseiten. Ich wünsch dir alles Gute und dass du auch bald mal auf Urlaub nach Korea kannst :)

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Tanzen777 
Beitragsersteller
 19.07.2020, 22:18

Ich danke dir wirklich vielmals für deine Informationen und für deine netten Worte.😘

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Als erstes solltest du lernen dich in dem Land zurechtzufinden ( alleine ) in dem du geboren wurdest. Wenn du das schaffst und genügend Geld sparen kannst, dann kannst du dir überlegen auszuwandern.


Tanzen777 
Beitragsersteller
 18.07.2020, 22:33

Guddi danke

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