Lassen sich die Probleme in deinem Leben auf einen gemeinsamen Nenner zurückführen?

2 Antworten

Leider ja - und zwar auf das Milieu in meiner Heimatstadt, die ich sicher nicht ohne Grund verlassen habe. Es handelt sich um ein komplexbeladenes, katholisch-bigottes und sudetendeutsches Arbeitermilieu, in dem Möglichkeiten zugrunde gehen, weil sie einfach nicht zugelassen wurden und in dem Werte wie Lebensfreude und Selbstbewusstsein zugunsten einer rosenkranzartigen, mitunter herzzerreißend debilen "ich weiß ja net"-Mentalität schon Kindern aberzogen werden, weil man ja "geduckt und demütig" zu sein hat und "der Herr Nachbar ja nichts denken soll von uns, weil mir sind ja anständige Leut, net".

Ich hatte bis in die Zwanziger Identitäts- und Selbstwertgefühlsprobleme und eine insgesamt schlechte Lebensqualität. Erst mit meinem Umzug mit 29 Jahren wurde es massiv und schlagartig besser, aber gewisse Dinge sind immer noch da und lassen sich in hammerharter Weise auf das oben geschilderte Milieu mit all seinen Schattenseiten zurückführen. Ich arbeite an einem Buchprojekt darüber.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Einiges schon.

Mir wurde ab und zu vorgeworfen, dass ich wohl zu blöd fürs Gymnasium gewesen wäre.

In Wahrheit lag es an der sehr bornierten und spießigen Einstellung meiner Eltern, die meinten, ein Mädchen bräuchte keine Ausbildung, und eine höhere Schulbildung wäre sowieso sinnlos.

Nachdem ich 1986 geheiratet hatte, erwartete mein Vater allen Ernstes, dass ich ab dann nur noch das 'Heimchen am Herd' geben würde. Aber ich hatte eben immer schon meinen eigenen Kopf.

Außerdem merkte ich leider von klein auf, dass meinem Vater ein Sohn lieber gewesen wäre.

Eventuell liegt da auch der Grund, dass ich schon als kleines Mädchen lieber mit den Jungs Fußball oder mit Fischer-Technik spielte, als mit Puppen, um wohl zu zeigen, dass auch ein Mädchen etwas drauf hat.

Die Zusammenhänge kapierte ich aber erst viel später.