Koevolution:Mimikry?

2 Antworten

a) Es ist sehr effektiv, da es eine viel höhere Chance gibt, dass mögliche Fressfeinde bereits Kontakt mit den Hornissen hatten und so sich vor der Färbung in acht nehmen.
b)Die Erfahrung der Jäger mit gefährlichen Hornissen ist stark reduziert und somit auch die Wirksamkeit, da sie keine Angst vor der Färbung haben.
c)Es gibt eine Chance, dass Feinde auf Hornissen getroffen sind, aber es besteht eine genau so große, dass sie lediglich auf Schmetterlinge getroffen sind und somit angreifen, anstatt zu fliehen.


jaykee07 
Beitragsersteller
 02.03.2021, 10:52

Vielen Dank!

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Mimikry funktioniert nur dann, wenn die Art, die Mimikry betreibt, zahlenmäßig seltener ist als die Art, die sie nachahmt.

Das Wesen der Mimikry (genauer: der Bates'schen Mimikry) ist, dass eine harmlose Art (z. B. der ungiftige Hornissenschwärmer) so tut, als wäre er eine gefährliche Art (nämlich eine giftige Hornisse).
Die imitierende Art macht sich dabei das Prinzip der Warntracht (Aposematismus) zunutze. Viele giftige Arten, z. B. Hornissen, aber auch Bienen, Feuersalamander u. v. a. sind kontrastreich schwarz-gelb oder schwarz-rot gefärbt. Sie versuchen gar nicht erst, sich durch Tarnung (Krypsis) zu schützen, sondern sind im Gegenteil sogar sehr auffällig. Ihre Warntracht signalisiert möglichen Fraßfeinden: "Mich solltest du besser nicht fressen, denn ich bin giftig und das würde dir nicht bekommen."
Die Wirkung der Warntracht beruht aber darauf, dass die Fressfeinde schlechte Erfahrungen gemacht haben. Wenn ein Räuber, z. B. ein Singvogel, eine Hornisse gefangen hat und die sich mit ihrem Giftstachel zur Wehr setzt, wird er sich ihr auffälliges Muster merken und künftig andere schwarz-gelb gestreifte Insekten meiden. Das funktioniert aber nur dann, solange das Signal der Hornisse ein ehrliches Signal (honest signal) ist, d. h. die auffällige Färbung auch wirklich für "Gefahr!" steht. Das heißt, dass die Mimikry nur dann funktioniert, wenn sie selten ist.

Wenn nun die Anzahl der Imitatoren größer wird als die Anzahl der Originale, passiert Folgendes: ein Räuber trifft mit einer viel größeren Wahrscheinlichkeit auf einen der harmlosen Blender als auf eines der gefährlichen Originale. Wenn er dann den Hornissenschwärmer frisst, dann merkt er: "Huch, da passiert ja gar nichts." Und dann wird er in Zukunft dankenswert das "Geschenk" annehmen, dass diese köstlichen Leckerbissen ihm die Suche nach Nahrung so einfach machen, weil sie ja so leicht aufgespürt werden können. Das hat dann auch zur Folge, dass die wirklich giftigen Hornissen von ihrer eigenen Warntracht nicht mehr profitieren. Denn ihre Feinde werden dann auch sie für harmlos halten und fressen (was denen natürlich schlecht bekommen wird, denn die Hornissen sind ja trotzdem giftig). Die Strategie zu täuschen ist also nur dann erfolgreich, wenn es nicht zu viele Täuscher gibt.

Ein anderes Beispiel: Froschmännchen quaken, um Weibchen anzulocken. Je lauter, umso besser. Denn je lauter die Froschmänner sind, umso besser werden sie von den Weibchen gehört.
Manche Froschmännchen machen sich nicht die Mühe zu quaken. Warum? Weil im Teich jede Menge anderer Schreihälse sitzen und mit ihrem Gequake Weibchen anlocken. Das stille Männchen muss also nur warten, bis die anderen Männchen die Weibchen angelockt haben und dann nutzt es die Gelegenheit und schnappt sich auch eines der angelockten Weibchen. Das Männchen zieht einen Nutzen daraus, weil es selbst sich die Kosten erspart, die ihm durch das Quaken entstehen würden. Nun kann man sich natürlich vorstellen, dass ein solches Männchen die gesparte Energie anderweitig nutzen könnte, z. B. indem es sich mit mehreren Weibchen paart, während die anderen noch mit Quaken beschäftigt sind. Es könnte damit mehr Nachwuchs zeugen und seine Nachkommen würden seine Strategie "lass andere für dich quaken" erben - ein evolutionärer Vorteil.
Doch wir merken schnell, dass diese Strategie auf Dauer nicht erfolgreich sein wird, sie ist keine evolutionär stabile Strategie (ESS). Der höhere Fortpflanzungserfolg der nichtquakenden Männchen würde dazu führen, dass irgendwann nur noch Frösche im Teich hocken würden, die andere für sich quaken lassen. Aber wenn niemand quakt, wer soll dann die Weibchen anlocken? Das ganze System funktioniert also ebenfalls nur, wenn (zumindest die meisten) Froschmännchen ehrlich sind und sich am Froschkonzert beteiligen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig