Könnte man einen Weidezaungenerator nicht einfach aus einem 100kOhm-Widerstand bauen, der zwischen Zaun und Außenleiter (Phase) angeschlossen wird?

2 Antworten

Ein Weidezaungerät hat eine sehr hohe Spannung, dafür aber einen sehr geringen Strom. Funktioniert also ungefähr so wie eine elektrostatische Entladung, wenn man beim Aussteigen aus dem Auto den Türgriff anfasst.

Um den selben Effekt mit der Netzspannung zu erzielen, müsste der Strom erhöht werden. Aber das wäre dann u.U. tödlich.

Der Mensch hat einen Körperwiderstand von rund 1 kΩ. Macht als Reihenschaltung mit Deinem Widerstand 101 kΩ. Und so kommt man auf einen Strom von
ca. 2,277 mA. Die am Körper anliegende Spannung beträgt dabei ungefähr 2,277 V.
Das ganze prickelt also nicht viel mehr als eine Batterie-Rundzelle in der Hand - nämlich so gut wie gar nicht.


ddddddds  06.04.2024, 14:11
Ein Weidezaungerät hat eine sehr hohe Spannung, dafür aber einen sehr geringen Strom.

Das ist ein häufiger Irrglaube. Weidezaungeräte geben durchaus einen Strom ab, der über einen bisschen längeren Zeitraum gefährlich wäre. Allerdings sind das eben nur kurze Pulse.

Ist bei elektrostatischen Entladungen dasselbe. Sagen wir, du hast eine Person, die gerade auf einem Teppich herumgeschlurft ist und sich dadurch auf 5kV aufgeladen hat. Du selbst bist geerdet, z.B. hast du die linke Hand auf einem geerdeten Gerätegehäuse liegen.

Jetzt berührt dich die 5kV Person an der rechten Hand. Was passiert? Bumm. Der Strom fließt über dein Herz in die Erde und wird nur durch den Widerstand von 1-2 Personen begrenzt. 2,5A. Und du hast dich gerade mal erschrocken. Nix Herzstillstand. Es kommt eben auch auf die Zeit an.

Um den selben Effekt mit der Netzspannung zu erzielen, müsste der Strom erhöht werden.

Müsste er nicht. Wie du weißt, unterliegt der Körper dem ohmschen Gesetz.

Mit einem bestimmten Körperwiderstand zu rechnen ist übrigens immer ein bisschen blöd, weil der stark von der Spannung abhängt. Ich hab gerade einen Selbstversuch gemacht. Von Hand zu Hand misst mein Multimeter 40kOhm. Bei gleicher Kontaktfläche und gleichem Anpressdruck fließen mit meinem 50V DC Netzteil aber 3,7mA, was einen Widerstand von 13,5kOhm ergibt.

Insofern ist deine Rechnung auch nutzlos. Du rechnest mit 1kOhm Körperwiderstand und kommst auf 2,3V. Bei der Spannung hat der Körper aber einen deutlich größeren Widerstand, somit liegt auch eine höhere Spannung an. Keine Ahnung wie man das dann rechnet.

Ob man einen Strom spürt oder nicht, hängt vor allem von der Stromdichte ab. Das hab ich auch irgendwann mal an mir selbst getestet (mit AC). Ich hab einen Strom zwischen kleinem Finger und Daumen fließen lassen. Ab 1mA hab ich angefangen, etwas zu spüren, über 2mA waren schon ziemlich unangenehm. Dabei hab ich es am kleinen Finger am stärksten gespürt. An der Hand selbst, die einen deutlich größeren Querschnitt hat, hab ich aber selbst bei 2mA nichts gespürt.

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Da können dann maximal 2,3mA fließen (mit Körper dazwischen weniger). Könnte schon wehtun und somit funktionieren.

Warum wird das nicht gemacht? Vielleicht wegen dem Sicherheitsrisiko. Wenn der Vorwiderstand mal aus irgendeinem Grund besser leitend wird (z.B. durch Schmutz oder Feuchtigkeit), kann mehr Strom fließen und der Zaun bringt jeden um der drangreift. Im Gegensatz dazu funktioniert das Weidezaungerät schlimmstenfalls nicht mehr, wenn irgendwas verdreckt oder kaputt wird.

Ein anderes Gegenargument könnte sein, dass die meisten Weidetiere Fell haben. Das ist nichtleitend und wirkt als Abstandhalter. 230V sind wagrscheinluch nicht zu niedrig, um diesen Abstand zu überwinden. Sprich, sie könnten den Zaun berühren ohne geschockt zu werden.

Außerdem gibt es auf Weiden oft keinen Netzanschluss. Da ist es einfacher, ein Gerät mit Akku und Solarzelle hinzustellen.