Könnte goldhaltiges, aus Königswasser abgedampftes Konzentrat auch mit Natriumcyanide aufgenommen und das Gold danach mit Zinkpulver ausgefällt werden?

1 Antwort

Deine Fragestellung ist ziemlich verwirrend, normalerweise muss man erst das Stickstoffmonoxid aus der Aqua Regia entfernen um einengen zu können, weil es sonst beim neutralisieren Störverbindungen bildet. Das erreicht man durch abrauchen mit Salzsäure bis kein NO2 mehr ausgast. Danach kann man die reine Tetrachloridogoldsäure entweder durch abdampfen auskristallisieren lassen, oder das Gold direkt mit einem Reduktionsmittel fällen. Zinkpulver geht, ist aber etwas verschwenderisch, normalerweise nimmt man Natriumdisulfit, aber auch Oxalsäure oder Ascorbinsäure müssten funktionieren, wenn die Temperatur stimmt.

Auf NaCN würde ich in jedem Fall verzichten, das ist nicht nur extrem gefährlich, sondern auch eine furchtbare Belastung für die Umwelt, wobei die Rückgewinnung von EM aus E-Schrott ohnehin nicht besonders umweltfreundlich ist...


Josalbi 
Beitragsersteller
 29.01.2018, 13:10

Noch eine Kurze Zusatzfrage. Was ist als "stimmende Temperatur" anzusehen??

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Partagasfan  29.01.2018, 16:52
@Josalbi

Wenn Du Gold in Aqua Regia gelöst hast und diese langsam einengst, wird sich HAuCl4 in passabler Reinheit auskristallisieren lassen, ohne das sich diese zersetzt. Indem man die Goldsäurekristalle dann wieder löst, wieder auskristallisiert und so weiter, kann man die Reinheit noch beachtlich steigern. Diese sogenannte "Rekristallisation" ist aber fürs reine gewinnen von Edelmetallen nicht notwendig, nur wenn man sehr reine Goldsäure braucht, zum vergolden oderso.

Je mehr NO/HNO3 aus der Königswasser-Goldlösung entfernt wird, desto besser, weil selbst kleine Restmengen HNO3 beim ausfällen erhebliche Probleme verursachen. Auch wirst Du HAuCl4 nicht trocken auskristallisieren können, solange noch HNO3 in der Lösung steckt, oder es wird zumindest sehr langwierig, und ist ohne Exsikkator sehr anstrengend.

Daneben ist noch die Frage ob Fremdionen vorhanden sind, also Kupfer, Silber, Platin o.Ä. Vor allem Platin wird sich analog zur HAuCl4 verhalten und diese beiden Stoffe sind schwer zu trennen, Silber dagegen kann mit einer stöchiometrischen Menge Bleichlorid gefällt werden, soweit ich das noch in Erinnerung habe, kann mich dabei aber auch irren. Wichtig ist, vor dem Fällen oder auskristallisieren so lange mit Salzsäure abzurauchen, bis kein NO2 (braune Gase) mehr sichtbar sind. Das heißt man kocht die Lösung auf ca. 1/3 Volumen herunter, füllt mit HCl wieder auf, kocht sie wieder runter, mit HCl aufgiessen, einkochen usw. usw. Genau bestimmen kannst du den Nitratgehalt mit so Teststreifen bzw so einem Testset für Aquarien.

Danach gibts Du einen Überschuss an Reduktionsmittel hinzu, bei Natriumdisulfit würd ich vorher eine untergesättigte kalte Lösung ansetzen und diese unter rühren der Goldsalzlösung hinzugeben. Zink habe ich nicht probiert, keine Ahnung wie effektiv das ist, aber bei organischen Säuren zur Fällung, gibt man diese im Überschuss zur Goldlösung hinzu, wartet über Nacht ab und erhitzt dann noch einmal bis etwa 80-90°C, oder zumindest bis zum Siedeverzug. Das dabei entstandene Gold ist so fein, das es ein schwarzes oder braunes Pulver ist, wofür man einen sehr feines Filterpapier braucht. Ist die Lösung nach dem Abfiltern des fein verteiltem Goldpuders noch orange, gelb oder rot, ist noch Gold darin gelöst und man braucht mehr Reduktionsmittel. Ist die Lösung grünlich oder Grau, sind fast nur noch Fremdionen drin.

Abdampfen heisst, eine Lösung einzudampfen, ohne das sie sprudelnd kocht, also wenn du 1L Wasser hast mit Kochsalz darin, kannst Du das Salz ja wiedergewinnen indem Du auf kleiner Flamme das wasser "abdampfen" lässt, bis sich das Kochsalz auskristallisiert.

Gib die Begriffe doch mal bei Wikipedia ein für mehr infos.

Erwarte nicht allzu viel, selbst aus 10 Desktop-Computern lässt sich meist nicht mehr als 2-2,5g Gold gewinnen. Am besten man spezialisiert sich, entweder auf CPUs, Keramikchips, Handyplatinen oder Goldfinger, denn je weniger Störverbindungen man hat desto besser. Am einfachsten und ergiebigsten sind Goldfinger und Keramikchips. Mainboards und Netzteile kann man jedenfalls absolut vergessen, da sind an die 30 verschiedene Metalle und diverse Halbmetalle drin, die einem jeden Ansatz versauen. Viel Glück:-)

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Josalbi 
Beitragsersteller
 29.01.2018, 13:05

Hallo und besten Dank für Dein so ausführliches Info! Am meisten bin ich über Deinen Satz-Auszug ".... die reine Tetrachloridogoldsäure entweder durch abdampfen AUSKRISTALLISIEREN lassen...." überrascht, denn genau diese Möglichkeit vermutete ich und genau diese, meine Vermutung wurde mir vielfach verworfen....siehe vorangegangene Fragenstellungen und Beantwortungen. Selbstverständlich verzichte ich gerne auf den NaCN-Einsatz, wenn das möglich ist. Ggf. habe ich auf die VOLLSTÄNDIGE Stickstoffmonoxit-Entfernung doch noch zu wenig gut geachtet. Was mir nun aber etwas verwirrend erscheint, ist Ihre Bezeichnungsverwendung von "Abrauchen" für diese letztere Maßnahme und dann die Bezeichnung "abdampfen" für das "auskristallisieren". Unter diesen beiden Begriffen kenne ich noch keinen Unterschied. Bin ich da noch auf dem Holzweg??

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