Kloakentier?

5 Antworten

Die moderne Systematik soll die korrekten verwandtschaftlichen Beziehungen der Arten und Gruppen widerspiegeln, d. h. die Abstammungsgeschichte (Phylogenie) abbilden. Man nennt sie daher auch phylogenetische Systematik. Entscheidend für die Aufstellung einer Verwandtschaftsgruppe sind daher heute nicht oberflächliche Ähnlichkeiten, sondern, dass die Mitglieder einer Gruppe auch wirklich miteinander verwandt sind. Vögel, Fledermäuse und (die meisten) Insekten etwa haben zwar alle drei Flügel und können fliegen, sie haben aber alle unterschiedliche Vorfahren und bilden deshalb keine Verwandtschaftsgruppe.

Die Kloakentiere haben eine Kloake, also eine gemeinsame Öffnung für Harn- und Geschlechtsorgane sowie den Verdauungstrakt. Auch ihr wissenschaftlicher Name Monotremata bezieht sich darauf und bedeutet übersetzt "Einlochtiere".

Auch die Sauropsiden einschließlich der Vögel haben eine Kloake. Das heißt aber nicht, dass die Monotremen mit den Vögeln enger verwandt sind. Die Kloake ist ein ursprüngliches Merkmal (eine sog. Plesiomorphie), das bei allen frühen Schädeltieren (Craniota) vorhanden war. Bei einigen Schädeltiergruppen hat sich als abgeleitetes Merkmal (Apomorphie) eine Trennung von Verdauungs- sowie Urogenitaltrakt vollzogen, darunter z. B. bei den Teleostei (Knochenfische) und bei den Theria (die "höheren" Säuger, also Beuteltiere und Plazentatiere). Bei anderen, darunter Monotremen und Vögeln, blieb sie erhalten. Die Trennung von Urogenital- und Verdauungstrakt geschah mehrfach voneinander unabhängig, das heißt, dass Teleostei und Theria nicht enger miteinander verwandt sind, bloß weil beide keine Kloake mehr haben. Solche Parallelentwicklungen werden auch Konvergenzen oder Analogien genannt.

Die Monotremen sind Säugetiere (Mammalia) und ihre engsten Verwandten sind damit die Theria (und nicht etwa die Vögel). Ihre Verwandtschaft lässt sich durch gemeinsame abgeleitete Säugetiermerkmale begründen, die sowohl Kloakentiere als auch Theria haben, sog. Synapomorphien. Zu den offensichtlichsten dieser Säugetier-Synapomorphien gehören ein Fell und Schweißdrüsen sowie die Milchdrüsen (die abgewandelte Schweißdrüsen sind), die den Säugetieren ja auch ihren Namen gaben. Die wichtigste Synapomorphie der Säugetiere ist aber ihr sekundäres Kiefergelenk in Verbindung mit dem Vorhandensein von je drei Gehörknochen im Mittelohr. Im Verlauf der Säugetierevolution wurden die beiden Knochen, die das ursprüngliche (primäre) Kiefergelenk bildeten, ins Mittelohr verlagert und zu zwei der drei Gehörknochen, nämlich Hammer und Amboss und das sekundäre Kiefergelenk ersetzte das primäre. Wir können das heute so genau sagen, weil es frühe fossil erhaltene Säugetiervorfahren, die Morganucodontidae, gab, die beide Kiefergelenke ausgebildet hatten, also fossile Bindeglieder sind.

Alle anderen Landwirbeltiere (Tetrapoda) einschließlich der Vögel (Aves) haben ein primäres Kiefergelenk und folglich nur einen Gehörknochen, die Columella. Bei den Säugetieren entspricht der Columella der Steigbügel.

Die Vögel sind als Verwandtschaftsgruppe schwieriger zu fassen, weil viele ihrer apomorphen Merkmale (z. B. Federn) eigentlich keine "Vogelmerkmale", sondern "Dinosauriermerkmale" sind, die schon früher entstanden sind. Trotzdem können wir die Federn der Vögel heute als eine Apomorphie der Vögel betrachten, weil ja die Vögel die einzig verbliebene Gruppe der Dinosaurier sind, alle anderen Dinosaurier starben vor 66 Mio. Jahren bekanntlich aus. Und deshalb ist ein Pinguin, der nun mal Federn hat, eindeutig als Vogel zu erkennen, auch wenn er nicht mehr fliegen kann. Andere typische Merkmale, die den Pinguin als Vogel ausweisen, sind z. B. sein zahnloser Hornschnabel, die zum Pygostyl reduzierte Schwanzwirbelsäule und der knöcherne Bau seiner "Flossen", der mit dem der Flügel der Vögel übereinstimmt.

In neuerer Zeit belegen die Verwandtschaft natürlich auch molekularbiologische Methoden, etwa der Vergleich von DNA-Sequenzen. Wenn man die Ähnlichkeiten der Gene miteinander vergleicht, dann zeigt sich ganz klar eine enge Verwandtschaft der Kloakentiere mit den Theria und dass Pinguine Vögel sind, zu deren engerer Verwandtschaft u. a. Seetaucher und Röhrennasen (Albatrosse und Sturmvögel) gehören.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Eine Kloake ist eine Struktur, die bei vielen Lebewesen vorkommen kann. Einfach mal die Definition von Kloake im Biobuch nachschlagen und im Netz suchen, welche Lebewesen sie haben. gibt. Als Kloakentiere bezeichnet man nur die Säuger, die eine haben. Diese Säuger stehen im Stammbaum der Säugetiere ganz "unten", d.h sie gehören zu den ersten Säugern, die im Verlauf der Evolution aufgetaucht sind. Ein Pinguin, auch wenn er nicht fliegen kann, ist ein Vogel.

Es fliegen längst nicht alle Vögel, z.B. Pinguine, Strauße, Nandus, Dampfschiffenten

Vögel sind Vögel und Schnabeltiere sind Säugetiere, sehr spezielle zwar aber Säugetiere


Bricoleur  23.09.2024, 10:40

Du wirst eher selten Schnabeltiere mit Flügeln sehen...

Hafnafir  23.09.2024, 10:42
@Bricoleur

???

Du wirst aber nur wenig andere Säugetiere finden, welche Eier legen

Entscheidend sind hier der Körperbau und die Brutpflege. Und das sorgt eben dafür, dass Kloakentiere zu den Säugetieren zugeordnet sind, Pinguine und Vögel aber eben nicht.