Kinder meiner Freundin nerven, wie soll ich mich verhalten?

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Es kann keine Trotzphase bei Kleinkindern geben, denn um trotzen zu können braucht es ein eigenes Ich. Und das entwickelt sich in dieser falsch benannten Phase gerade erst. 

Diese Erkenntnis hat uns Wissenschaft nun auch schon vor Jahrzehnten zur Verfügung gestellt und nachgewiesen. Wäre wirklich langsam mal wünschenswert, dass sie sich herum spricht und berücksichtigt wird. 

In dieser Ich-Entwicklungsphase löst sich die sehr enge Bindung im nichtstofflichen Bereich von der - meist - Mutter, eigene Wünsche und Bedürfnisse werden nun wahrgenommen. Hier und da stehen sie in scheinbarem Widerspruch mit der Wahrnehmungswelt der wichtigsten Bezugsperson. 

Dem Minimensch fehlt es noch an hinreichend Worten, um das eigene Wahrnehmung zum Ausdruck bringen zu können. Und da liegt der Hund begraben. 

In dieser Entwicklungsphase braucht der werdende Mensch klare Struktur, Zuverlässigkeit, Annahme aber keine Strafe. Denn Strafe wird als Ablehnung des sich entwickelnden Ichs wahrgenommen. 

Klare Struktur gibt Halt. Sie bedeutet z.B., dem Kind immer wieder neu bewusst zu machen, dass es noch das kleine, unerfahrene Kind ist, welches Schutz und Unterstützung durch Erwachsene unbedingt benötigt um sich nicht selbst aus Unerfahrenheit und Unwissenheit zu schädigen. 

Ein einfaches Beispiel ist Feuer. Eine Kerze brennt. Das Kind will unbedingt seine Finger in die Flamme halten. Erwachsene sagt Nein. Kind hält trotzdem seine Finger hinein und verbrennt sie sich. 

Kind macht die Erfahrung: Das Nein der Erwachsenen schützt vor Schmerz. Schadet nicht. 

Kind kann aber nur dann diese Erfahrung machen, wenn ihm entsprechend erklärt wird. Ist in der Regel mehrmals nötig. Denn während sich das Ich entwickelt baut sich das Gehirn um. Und damit entsteht eben auch Vergesslichkeit. 

Wesentlich ist, dass das Kind niemals über das Leben der Erwachsenen bestimmt. Warum? Weil ihm dann der existentielle Schutz verloren geht. 

Wenn also die Erwachsenen sich auf ein Spiel einigen, welches Kind ablehnt, dann braucht Kind nicht mitspielen, soll sich dann bitte alleine beschäftigen oder einfach ruhig dabei sein. 

Diese Forderung an das Kind dient ihm sehr. Denn nicht nur das eigene Ich entwickelt sich, auch die Sinne bauen sich nun erst so richtig auf. Da ist mal eine Ruhezeit für das Kind äußerst dienlich. Für seine Entwicklung. 

Nun brüllt Kind. Ein brüllendes Kind habe ich in meinem Leben zunächst mal angesehen um festzustellen, warum es brüllt. 

Brüllt es, um seinen Willen durchzusetzen, dann kann ruhig erklärt werden, das Geschrei tue den Erwachsenen weh. Und weil die Erwachsenen absolut keine Lust auf Schmerzen haben kommt das Kind so lange in einen anderen Raum bis es damit aufgehört hat. 

Während Kind brüllt hat es keinen Sinn ihm zu erklären. Erklärt wird, während klare Struktur erklärt wird. Und dann wird diese klare Struktur auch gelebt. 

Wer seinem Kind klare Struktur verweigert lässt es wie einen jungen stark treibenden Baum ausgeilen. Das Kind wird als erwachsener Baum umknicken. - Schaust Du mal unter ausgeilen online nach. Ich finde das Bild sehr anschaulich. 

Cola bei so kleinen Kindern finde ich absolut gesundheitsschädlich. Das führt sehr gerne zu Karies und Parodontose. Zudem schädigt der viele Zucker die Entwicklung des neuronalen Nervesystems, des Aufbaus des Verdauungsapparates. 

Kleine Kinder brauchen Obst, Gemüse in rauhen Mengen und größtmöglicher Vielfalt. Da sind mehr als genug Zucker drin enthalten für so einen kleinen Körper. Und Aufputschmittel braucht so ein kleiner Körper schon mal gar nicht. Da wundert es mal nicht, dass sich ein Kind so verhält. 

Also macht es viel Sinn, sich mal mit altersgerechter Ernährung zu beschäftigen. Und sicherlich ist es absolut nicht falsch, der Mutter zu raten, mit ihren Kindern mal zum Zahnarzt zu gehen. Hier vorher anfragen, ob der Fachmensch auf so kleine Menschen auch spezialisiert ist, sich angemessen viel Zeit nimmt für die Untersuchung und eine Beratung. 

Es ist das Gegenteil von Liebe, seinen Kindern keine Grenzen zu setzen. Denn ohne Grenzen kann sich keine soziale Kompetenz entwickeln. Und ohne soziale Kompetenz werden auch die allerbesten Noten keinen Zeh auf den Arbeitsmarkt halten können. 

Genau jetzt, wenn die Kinder klein sind, werden wesentliche Weichen für das ganze Leben gelegt. 

Die Kinder gehören also in den Kindergarten, die Kinderkrippe, die Tagesbetreuung. Sie gehören unter andere Kinder. Damit sie ein Mindestmaß an sozialer Kompetenz entwickeln können. Und eine Fachkraft der Mutter mal die eine und die andere Geschichte bezüglich elterlicher Liebe vermitteln kann. 


drbrausefrosch 
Beitragsersteller
 06.06.2017, 23:33

Ich denke, ich muss mal mit meiner Freundin ein ausführliches Gespräch führen - ohne Kinder. Ich kann die Dinge nur nicht so gut darlegen, ich handle inzwischen eher instinktiv. Ich liebe meine Kinder,  auch deswegen sage ich, wo es lang geht, weil sie von mir abhängen und weil ich vieles besser weiß. Bei den Großen hab ich das natürlich langsam abgebaut. Wo könnte meine Freundin Erziehungskompetenzen lernen? Ich fürchte, ich bin ein schlechter Lehrer, weil mir in gewisser Weise der theoretische Unterbau fehlt. 

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teafferman  06.06.2017, 23:59
@drbrausefrosch

Bei uns hier in Karlsruhe gibt es in der Gartenstraße eine Beratungsstelle. Die ist wohl dem Jugendamt vorgeschaltet. 

Dann bietet unsere Volkshochschule Kurse an. Frage mich nur nicht,, wie sie heißen. Elternkurse? Erziehungskurse? Auf jeden Fall geht es etwa bis zur vollständigen Entwicklung des eigenen Ich. 

Frühförderung kann auch noch gesucht werden. 

Die anderen Möglichkeiten, welche nutzbar und empfehlenswert sind, nannte ich ja schon. 

Du kannst Deiner Freundin vorleben, dass Du die Fachmenschen, welche sich unter der Woche um Deine Kinder kümmern, respektierst und achtest. Elternbeirat wäre hier ein Stichwort, welches Du vorleben kannst. Und hier und da mal ein Gespräch mit den Lehrkräften. 

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Ich würde mit den Zähnen anfangen. Und sie mal nebenbei fragen, bei welcher Krankenkasse sie ist. 

Vorstellbar ist, dass die Zähne ihrer Kinder schon Schäden aufweisen. Erfährt sie davon hast Du einen Ansatz. 

Frage bei ihrer Krankenkasse an, ob es einen Ernährungskurs für Minimenschen gibt. Wenn nicht, dann stelle fest, ob eine andere Krankenkasse so ein Angebot hat. Oft genug übernimmt die eigene Krankenkasse die Kosten oder zumindest einen Teil der Kosten. Vor allen Dingen, wenn es gesundheitlich empfehlenswert ist von seiten eines Arztes. 

So lernt sie, dass es Fachmenschen gibt, die sich besser auskennen. 

Wir leben ja nun mal leider in einer Gesellschaft die sich einbildet, Elternliebe sei angeboren. Ebenso wie gute Erziehungsleistung. Das ist aber falsch. 

Elternliebe erlernen wir von unseren Eltern. Wenn wir sie denn erlernen können von ihnen. 

Als ich klein war kam ich ständig mit diesen W-Fragen. Und unser Vater hat dann Experten genervt bis er sie beantworten konnte. So lernte ich früh, Experten zu schätzen und ihr stetig wachsendes Wissen. Plattitüden wie "gehört sich" machen mich bis heute wütend. 

Mir wurde also vorgelebt, sich nach dem neuesten Stand wissenschaftlicher Erkenntnis zu erkundigen. 

Meine Eltern waren durch die Nazi-Zeit geprägt. Diese Prägung haben sie nicht mal eben so ablegen können. Wie sehr viele Eltern. 

Als nachfolgende Generation habe ich diese Prägung überwinden können. Meine Kinder haben teilweise nach neueren Erkenntnissen erzogen, meine Enkelkinder gehen wiederum den Weg weiter. 

Deine Freundin scheint gelernt zu haben, die kleinen Kinder wie Erwachsene behandeln zu müssen, sich selbst im Umgang mit ihnen wie das Kind aufzuführen. Damit sind ihre Kinder aber überfordert. 

Verantwortlich sind die Eltern. Versuche ihr ohne Vorwürfe, ,also ohne Du-Sprache, zu vermitteln, dass manche Berufsgruppe nicht wegen der Hühner viele Jahre studiert und lernt. 

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teafferman  06.06.2017, 23:18

Im Alter von vier Jahren haben wir unseren Kindern dann erlaubt, sich selbst ein Möhrchen schälen zu dürfen und das in Ruhe zu essen, während sie zusehen, wie die Erwachsenen spielen. Und aus den Unterhaltungen der Erwachsenen haben unsere Kinder viel über das Leben lernen können. Sie lernten zuhören. - Natürlich mit dem Sparschäler. 

Wie Du liest, läuft es bei mir auf das gleiche Ergebnis hinaus: Das Kind äußert den eigenen Willen. Der steht aber im Widerspruch mit dem Willen der Erwachsenen. 

Dem Kind werden Zeiten eingeräumt, wo sein Wille an erster Stelle steht. Das ergibt die Tagesstruktur. Außerhalb dieser Zeiten aber lernt das Kind die Welt ,in welche es hinein geboren wurde, weiter entdecken, ,erforschen, verstehen. So kann es auf das Leben vorbereitet werden. 

Zudem lernt das Kind Grenzen kennen. Das ist überlebenswichtig für soziale Wesen wie uns Menschen. 

Ich hoffe, meine Ausführungen geben Dir Worte, um der Freundin die Notwendigkeit von Grenzen im Interesse der Kinder aufzeigen zu können. 

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Dein Zuhause, deine Regeln.

Cola würd ich für Kinder dieses Alters sowieso keine kaufen, nicht mal wenn sich Besuch ankündigt dessen Nachwuchs Cola trinkt. Was nicht da ist ist nicht da - da kann sich das Kind auf den Boden schmeißen, es ändert nichts daran.

Dein Zuhause deine Regeln. Vergiss das nicht.

Wenn sich dein Nachwuchs an bestimmte Regeln zu halten hat (keine Ahnung welche, die Haustiere nicht ärgern, nicht an die Küchenschränke oder den Herd gehen, nicht mit Feuer spielen, und ähnliches) dann gilt das für jeden Besucher auch.

Wenns zu arg wird würd ich eingreifen, selbständig handeln - im Idealfall das anwesende Elternteil mit einbeziehen. "X, mir ist das hier grade viel zu laut. Ich wäre dafür wenn wir unsere Kinder ins Kinderzimmer schicken bis es ruhiger geworden ist".

Es gibt kaum etwas schlimmeres als Kinder die keine Grenzen kennen, denen alles egal ist, die nicht in der Lage sind vorher über Konsequenzen ihres Handelns nachzudenken... Oder doch: Eltern die dann nur daneben stehen und gucken und die anderen Anwesenden beschwichtigen a la "ach ist doch nicht so schlimm" und ansonsten null eingreifen.

Da kann es durchaus wichtig sein wenn ein anderer Erwachsener lenkend eingreift, nicht lange drüber nachdenkt was wohl das Elternteil des Kindes dann denken könnte.

Bei dem Text habe ich eine Situation vor Augen die ich vor garnicht langer Zeit erleben musste... Ein Hoch auf beherztes Eingreifen vernünftiger Erwachsener.

Du hast deine Kinder mit Missachtung gestraft, sie isoliert und sie in keiner Weise bei der Lösung ihres Konfliktes unterstützt-das finde ich weder richtig noch vorbildlich. 

Ohne eine genaue Situation bzw die beteiligten zu kennen ist es schwer etwas zu raten. 

Dein Beispiel mit der Cola zeigt doch, dass sie konsequent ist und bei ihrem Nein bleibt-trotz schreiendem Kind- was soll sie noch tun? 

Kinder sind verschieden, du kannst deine nicht mit ihren vergleichen und wenn dir etwas an eurer Freundschaft liegt, dann bietest du ihr sehr gefühlvoll Hilfe an oder du hältst es einfach aus. 


drbrausefrosch 
Beitragsersteller
 07.06.2017, 09:41

Wenn ein Kind wegen eines simplen Nein einen Wutanfall bekommt, dann schicke ich es in sein Zimmer. Das hat mit Missachtung nichts zu tun, sondern mit gesundem Menschenverstand. Ich höre mir doch nicht stundenlanges Gebrüll an. Ich finde, wenn man das tut, zeigt man seinen Kindern, dass man sich selbst nicht achtet, also auch nicht geachtet werden muss. Bedeutet ja nicht, dass ich das Kind nicht mag oder ihm nicht liebevoll sage, was die Regeln sind. Aber dann daneben sitzen und Unartigkeiten zu ertragen ist m.E. genau falsch. 

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eostre  07.06.2017, 14:35
@drbrausefrosch

Das ist das schöne an Meinungen-jeder darf seine eigene haben.  

Wo ist die Achtung vor dem Kind, wenn es isoliert wird? 

Wichtiger wäre es m.E. den Grund für das "stundenlange" schreien zu finden. 

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Ich würde die Freundin bitten zu gehen. Und ihr sagen, sie sei nach wie vor herzlich willkommen, aber ohne Kinder. Weil das Geschrei dich total fertig macht und es auch deine Kinder irritiert, wenn ihre in eurer Wohnung ungestört rumbrüllen dürfen.

Hallo, die Frage an sich klingt erstmal hart aber da du anscheinend selber Kinder hast kannst du dich mit Sicherheit auch in deine Freundin hineinversetzen. Hast du schonmal mit ihr darüber gesprochen, also in einem ruhigen Moment? Vielleicht nimmt sie ja auch Ratschläge von dir an wenn sie selbst ratlos ist . Und mit dem jenigen wo die Kinder wohnen ein Gespräch suchen. So würde ich das wohl machen. Liebe Grüße


drbrausefrosch 
Beitragsersteller
 06.06.2017, 22:40

Ich habe mit ihr schon oft über Kindererziehung gesprochen, aber sie ist nicht stark genug, das bei ihren Engelchen auch durchzusetzen. 

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