Kind erzählt Lügengeschichten
Mein vierjähriger Sohn hat heute nachmittag, als seine Großeltern ihn vom Kindergarten abgeholt haben (er geht einmal pro Woche zu ihnen) behauptet, mein Mann hätte mich geschlagen, und zwar ans Bein und in den Bauch und "die Mama hat jetzt Aua". Natürlich völlig erfunden. Ich verstehe nicht, wie er auf sowas kommt. Klar streiten wir uns gelegentlich, und da wir zwei Feuer-Charaktere sind, fliegen auch mal richtig die Fetzen, nur geschlagen wird und wurde bei uns noch nie und ich habe keine Ahnung, warum er darauf kommt. Meine Eltern sind natürlich völlig ausgetickt und haben mich gleich angerufen. Mir war das mehr als peinlich. Meinem Mann erzähle ich das erst gar nicht, sonst kriegt er einen Schock, wenn sein Wohn sowas über ihn verbreitet. Ich weiß nicht, ob er auch im KiGa schon so etwas erzählt hat. Aber das ist doch arg!!! WIr sind auch zu ihm nicht aggreessiv, im Gegenteil, wir sind darum bemüht, mit ihm sehr liebe- und verständnisvoll umzugehen. Er hatte eine extrem wilde und rebellische Phase, die aber langsam auch besser wird. Er ist jetzt viel ruhiger und verständiger und interessiert sich jetzt auch mal für Bücher, Lesen, Märchen und Geschichten, nicht immer nur rumtollen. Gibt es in der Entwicklung so eine Phase, wo die Kreativität mit einem durchgeht? Er hat einem kleinen Jungen auf dem Spielplatz auch mal erzählt, seine Großmutter sei gestorben...
14 Antworten
Ja das kann schon mal sein. Sein Gehirn ist doch noch am wachsen und manche Eindrücke sind vielleicht auch schwer zu verarbeiten, somit ist seine Wahrnehmung eine völlig andere, als bei einem Erwachsenen. Da kann er durchaus auch mal einige Wortfetzen oder Situationen missverstanden haben und seine Phantasie reimt sich dann etwas zusammen. Solange es nur bei einigen Lügereien bleibt, würde ich mir noch keine Gedanken machen.
Kinder können in dem Alter zwischen Dichtung und Wahrheit noch nicht so recht unterscheiden.
Vermutlich hat er eine ähnliche Szene im Fernsehen gesehen (???) oder ein andres Kind hat ihm sowas erzählt und dann ist bei ihm, als er Euren Streit mit anhörte, die Phantasie durchgegangen. Vor seinem inneren Auge hat er Euren Streit so erlebt...
Meine Tochter hat im Kindergartenalter einen großen Bruder-Freund erfunden - mit dem sie bis etwa 8 Jahre sprach, wenn sie allein spielte. Ich fand das absurd, für sie war er real.
Vielleicht erzählt er ja genau die Dinge, von denen er gehört hat, dass es sie gibt, und vor denen er Angst hat (vielleicht hat er sowas mal von anderen Kindern gehört oder im Fernsehen gesehen). Sicher will er weder dich verletzt noch seine Oma tot sehen. Um den Gedanken zu verarbeiten, dass so etwas auf der Welt passieren kann, erzählt er weiter, es wäre passiert. Es ist nur ein Gedanke, aber wäre ja möglich?
Ich würde damit nicht gleich zu einem Psychologen oder so gehen, das ist und bleibt bestimmt eine Phase, die wieder vorbeigeht. Vielleicht solltet ihr aber mit ihm über diese Geschichten reden und ihm die Sicherheit geben, dass dein Mann dich nie schlagen wird und er sich keine Sorgen machen muss. Und darüber reden, warum es nicht in Ordnung ist, so etwas zu erfinden, wenn es nicht wahr ist etc.
jaja das gibt es, so eine Phase mit total überschiessender Phantasie. Sowas ist natürlich krass und man sieht sich gleich in einer Rechtfertigungsmaschinerie . Würde mir den jungen Herrn mal vornehmen, erklär ihm anhand eines drastischen Beispiels (ruhig auch das aktuelle) was aus so einer "Geschichte" werden kann (Oma macht sich Sorgen holt Polizei, Papa muss ins Gefängnis, er ins Heim...)Dramatik so, wie er es ertragen kann, du kennst ihn besser. Den anderen gegenüber würde ich nicht viel Platz für Mutmassungen lassen. Ist für dich jetzt eine Gradwanderung- einerseits muss das mit ihm besprochen werden, andererseits solltest du ihm keinen Vorschub leisten für weitere Stories und dem zuuuviel Bedeutung beimessen. Erziehen ist ne echte Herausforderung! :-)
Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil - wenn der Bub nicht davor zurückschreckt, von erfundenen Schlägereien zu erzählen, dann kann er auch die Vorstellung ertragen, ins Heim zu müssen, wenn er seine Eltern verleumdet. Erziehen heißt aufs Leben vorbereiten - und im Leben muss man immer die Konsequenzen tragen! Im übrigen kann es sein, dass ein andres Kind mit ähnlichen Geschichten Aufsehen erregte und er das als Möglichkeit sah, sich selbst zu inszenieren - die Motivation also ein starker Geltungstrieb ist. Das würde auch dazu passen, dass er früher so extrem herumgetollt ist. Er will Aufmerksamkeit erregen - bekommt er die nicht, wenn er friedlich ist?
Als "Lügen" würde ich das nicht bezeichnen. Kinder in dem Alter erzählen schon mal Phantasiegeschichten. Warscheinlich hat ein Kind aus seiner Gruppe erzählt das die Mutter vom Vater geschlagen wurde, und das fand er so interessant das er es auf dich projiziert hat. Stell es ganz ruhig klar, auch im KiGa, nicht das komische Geschichten draus werden. Sonst kümmere dich nicht weiter drum. Geschichten werden dir noch öfter unterkommen, egal ob sie von Tigern im Wohnzimmer handeln oder fliegenden Häusern. Wenn nötig berichtige die Sache und lass eurem Sohn die Phantasie.
Folgen zu erklären ist gut, aber ich würde dem Kind AUF KEINEN FALL sagen, dass es so weit kommen könnte, dass es ins Heim muss, wenn es nochmal sowas erzählt. Das erschüttert doch die innere Sicherheit des Kindes ("ich könnte meine Eltern verlieren, ich muss aufpassen, was ich sage, ich darf nie etwas Falsches sagen...") Ich finde, es reicht schon, zu sagen, dass die Großeltern sich sehr erschrecken würden und böse auf Papa wären, obwohl er gar nichts gemacht hat, was unfair wäre. Das wird er verstehen.