kennt jemand eine schönes internat?

4 Antworten

Hallo dermann4! Ich habe Zweifel, ob Ihnen/Dir mit einem Hinweis auf irgendein „schönes“ Internat und mit der Angabe der entsprechenden URL wirklich geholfen ist.

Die meisten Internate wurden und werden an besonders attraktiven Standorten errichtet; übrigens auch die preiswertesten (z.B. staatliche und kirchliche Internate). So besehen gibt es sehr viele „schöne“ Internate. Ich habe die ganze Bundesrepublik bereist und dabei viele Einrichtungen an den schönsten Standorten kennen gelernt. Das staatliche „Annette von Droste-Hülshoff-Gymnasium“ in Meersburg am Bodensee z.B.! Der Ort Meersburg ist ein Traum, wenn auch durch den Tourismus etwas überlaufen. Die Schüler sind in Nachbarschaft des ehemaligen Fürstbischöflichen Schlosses in einem ebenfalls schlossähnlichen Gebäude (ehemaliges Priesterseminar) untergebracht. Von einem Teil der Zimmer schaut man über den gesamten Bodensee zu den österreichischen und schweizerischen Alpenketten. Die Webseite trägt den Titel: „Das Gymnasium mit den besten Aussichten!“ Das halte ich keineswegs für übertrieben. Alle wichtigen Informationen über das Internat finden Sie/findest Du unter http://www.dhg.fn.bw.schule.de/joomla/index.php?option=com_content&task=view&id=130&Itemid=256 im Internet.

Die Kosten für Unterbringung und Verpflegung sind übrigens vom Einkommen der Eltern abhängig und entsprechend gestaffelt. Sie betragen jährlich maximal 5.568 Euro, d.h. monatlich 464 Euro. Je nach Einkommen der Erziehungsberechtigten kann der Kostenbeitrag auf Antrag bis auf monatlich 361 Euro ermäßigt werden.

Das DHG Meersburg ist aber nur ein Beispiel für exklusive Standorte und beeindruckende Architektur. Ich könnte noch viele weitere nennen, leider nicht mit URL, weil meine Antwort in diesem Portal dann als „Spam“ blockiert wird.

Sehr gut gefallen mir z.B. die Internate, die auf kleinen Inseln inmitten von Seen liegen. Ich nenne nur die Schulfarm Insel Scharfenberg in Berlin (ebenfalls staatlich, Kosten derzeit € 412,- monatlich, zzgl. Essensgeld und bei Bedarf ein Zuschlag für Wochenendbetreuung von 7,50 €/Tag) oder das Internat der Hofbauer-Stiftung in einem ehemaligen Gutshof auf der Insel Hermannswerder in Potsdam (Träger: gemeinnützige GmbH, Kosten 1.340,00 € monatlich, Kostenermäßigung bei Nachweis eines geringen Einkommens möglich).

Seit Oliver Hassencamps Jugendbüchern über die Internatsabenteuer auf Burg Schreckenstein und erst recht seit J.K. Rowlings Welterfolg mit den Harry Potter Büchern, die im Zauber-Internat Schloss Hogwarts spielen, verbinden viele Kinder und Jugendliche einen Internatsaufenthalt mit der Erwartung, in einem pompösen Schloss zu wohnen. Dies wiederum weckt die Vorstellung von sozialer Exklusivität: Schloss = teuer. Dass diese Gleichung nicht stimmt, kann man anhand vieler Beispiele von staatlichen und kirchlichen Internaten nachweisen, die in prunkvollen ehemaligen Adelssitzen oder schlossähnlichen Klosteranlagen residieren. Vielfach sah man nämlich in der Einrichtung von Internatsschulen in solchen Bauwerken ein sinnvolles Nutzungskonzept zur Erhaltung der historischen Bausubstanz. Ich nenne als Beispiele nur das Internats Schloss Schwarzenberg in Bayern (Kosten 740 € monatl.), das auch die Realschule und die Berufsfachschule anbietet, das Collegium Johanneum Schloss Loburg bei Münster (katholischer Träger, Kosten 1000-1600 Euro monatlich), oder das Internatsgymnasium des Christlichen Jugenddorfwerks in Droyßig (Sachsen-Anhalt, Kosten 540 € pro Monat ), das ein hochmodernes Schulkonzept inklusive Hochbegabtenförderung in Kooperation mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg anbietet.

Sehr oft sind Schlösser allerdings auch nur die Namensgeber der Internate oder beherbergen lediglich die Unterrichtseinrichtungen, während die Schüler in moderneren Zweckbauten in der Nähe untergebracht sind. Wo tatsächlich die Schlösser von den Internatsschülern bewohnt werden, zeigt sich nicht selten, dass die Schlossromatik so ihre Tücken hat: Da rieselt der Stuck von der Decke, ist die Heizung der Raumhöhe kaum gewachsen, muss man mit veralteten sanitären Anlagen Vorlieb nehmen.

Insgesamt möchte ich davor warnen, das Gute im Schönen zu suchen. Das tolle historische Ambiente ist oft nur eine Fassade, die mit einer angenehmen Atmosphäre oder gar einer wirkungsvollen Pädagogik wenig zu tun hat. Deshalb ist auch nicht wirklich zu empfehlen, geltungssüchtige und statusorientierte Kinder und Jugendliche unter Hinweis auf die prunkvolle Umgebung ins Internat locken zu wollen, denn der Effekt der Selbstaufwertung durch „Schöner Wohnen im Luxusinternat“ nutzt sich schnell ab.

Im Übrigen kann die protzige Umgebung auch pädagogischen Schaden anrichten. Das Nobel-Ambiente trägt oft zur Verwöhnung bei und verstärkt damit gerade diejenigen Probleme, die durch den Wechsel ins Internat gerade korrigiert werden sollten. Wohnen im Schloss und Erziehung zur Bescheidenheit sind Widersprüche, die nur schwer aufzulösen sind (siehe mein Aufsatz „In den Schlössern der Bescheidenheit“ – kann man so bei Google eingeben). Unter-suchungen im Zusammenhang mit der Förderung Hochbegabter haben sogar bewiesen, dass das Luxusambiente der Leistungsentfaltung schadet – wie jede Form der Verwöhnung.

Viele Grüße U. Lange

Internat Buldern oder Internatsgymnasium Bad Bederkesa. Kenne Leute von dort, die sind ganz in Ordnung.

Schloss Hagerhof in Bad Honnef, ganz leicht im Internet zu finden. Es hat eine echt schöne Umgebung!