Themenspecial 07. Juni 2024
Künstliche Intelligenz (mit Michael Förtsch von 1E9) 👾
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Kann man ernsthaft von Künstlicher Intelligenz sprechen?

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Eigentlich nicht. Heutige KIs sind zwar künstlich, aber keineswegs intelligent. Sie sind aber auch keine künstlichen Idioten, denn ironischerweise braucht es Intelligenz, um idiotisch zu sein.

Modelle wie die hinter ChatGPT von OpenAI, die Modelle der LLaMA-Reihe, Claude etc. können nicht denken, sondern arbeiten mit sehr komplexen Statistiken und einer Simulation von „Aufmerksamkeit“, die mit den sogenannten Transformer-Modellen möglich wurde. Wenn man ChatGPT etwas fragt, antwortet ChatGPT - vereinfacht gesagt - mit einer Aneinanderreihung von Wörtern, die am wahrscheinlichsten auf eine solche Frage folgen würden. Auf diese Weise können sie sehr menschlich wirkende Gespräche führen und - schon erstaunlich oft - sehr korrekte und sinnvolle Informationen liefern.

Allerdings sind einige KI-Forscher davon überzeugt oder haben Hinweise darauf gefunden, dass neben der Statistik noch „etwas anderes“ in den Modellen vorgeht, das erklären kann, warum KI-Modelle auch Dinge „können“, die sie eigentlich nicht explizit gelernt haben.

Hier kannst du etwas dazu lesen.

Auch das hat nichts mit Intelligenz zu tun, legt aber nahe, dass KI-Modelle so etwas wie Kompetenzen entwickeln können.

Hinzu kommt, dass moderne KI-Systeme durchaus Aufgaben erfüllen und lösen können, die normalerweise menschliche Intelligenz erfordern. Zum Beispiel das Verstehen von Sprache und das Transkribieren von Sprachinhalten, das Analysieren und Zusammenfassen von Texten, diagnostizieren von Krankheiten etc. pp.

Im Prinzip wäre Machine Learning der bessere Begriff für vieles, was derzeit als Künstliche Intelligenz bezeichnet wird. Aber Machine Learning ist wiederum nur ein Teilbereich eines übergreifenden Fachgebiets, das eben Künstliche Intelligenz heißt. Mit anderen Worten: Beides ist richtig, aber eines ist präziser.

Darüber hinaus hat sich Künstliche Intelligenz als umgangssprachlicher Begriff einfach weitgehend etabliert. Schuld daran ist übrigens der Mathematiker John McCarthy. Der hatte 1955 zu einem Sommerforschungsprojekt über Computer und Automatisierung eingeladen. Weil das aber etwas sperrig klang und er viele Teilnehmer haben wollte, erfand er den viel griffigeren und interessanteren Begriff Artificial intelligence.