Ist katholische Kirche spiessiger/konservativer als die evangelische?

Question

halloich habe vor kurzem gelesen, dass die evangelische Kirche Homosexuelle ziemlich stark kritisiert, so haben schwule Lehrer in evangelisch geprägt Schulen manchmal Probleme mit ihrer Orientierung und müssen diese geheim halten. Ich dachte bisher immer, dass die katholische Kirche spiessiger ist (in der evangelischen Kirche gibt es immerhin Frauen als Priester, man bekommt nen Schluck Wein statt ner Hostie, etc..) Ausserdem ist die evangelische Kirche ja "jünger" . Welche Kirche ist eurer Meinung nach konservativer?

CarlosMerida · Answer

JA - ist sie i.d.R. - hängt aber von den jeweiliegen Pfarrern ab - Es gibt da auch moderne.

So war die kath. sogenannte "Befreiungskirche" in Lateinamerikanischen Ländern Ende des vergangenen Jahrhunderts um ein Vielfaches moderner, demokratischer und humaner als die erzkonservativen, teils radikal-fanatischen protestantischen Sekten, die sich auch in Lateinamerika breitmach(t)en.

Firmian · Answer

In Deutschland ist das wohl grosso modo so, jedenfalls wenn man die Landeskirchen als "die evangelische Kirche ansieht" (gibt ja auch andere).

Aber wenn ich z.B. in die USA schaue mit den Gemeinden in puritanischer Tradition, wo Tanzen bereits Sünde ist, da ist es wohl anders. Auch die Mennoniten oder Amish (die zB die Nutzung von Elektrizität oder schnellere Fortbewegungsmittel als Pferdekutschen ablehnen) sind ja Protestanten. So was ist Katholiken noch nicht eingefallen.

Und die (katholische) Befreiungstheologie, die der User CarlosMerida bereits erwähnte, ist wohl auch nicht "konservativ/spießig".

WalterMatern · Answer

Die evangelischen/ protestantischen Kirche(n) sind entstanden aus dem Versuch die katholische Kirche zu reformieren, deshalb spricht man auch von Reformierten Kirchen.

Diese "Reformen" haben zumindest in Teilen eine Form von Rigorismus hervor gebracht.

Gefunden habe ich in dem Zusammenhang allerdings nur ein Beispiel aus dem angelsächsischen Raum

Puritanismus

Der Puritanismus war eine vom 16. bis zum 17. Jahrhundert wirksame Bewegung in England, Schottland und später in Neuengland, die für eine weitreichende Reformation der Kirche nach evangelisch-reformierten bzw. calvinistischen Grundsätzen eintrat. Die Bezeichnung Puritaner, die sich selbst als the godly bezeichneten, wurde zunächst als Spottname gegen derart gesinnte Laien und Geistliche verwendet und leitet sich von ihren Forderungen nach einer Reinigung (engl. purification) der Kirche von „papistischen“, also römisch-katholischen Lehren her.^[1]^{. . .}

. . . Der Ausdruck Puritanismus wird heute eher zu Unrecht gelegentlich als Synonym für „Moralismus“ verwendet und besonders im amerikanischen Sprachgebrauch auch für etwas, was „bigott, blutleer, engstirnig, heuchlerisch, humorlos, kalt, kleingeistig, nachtragend, pedantisch, prüde, rückständig und selbstverleugnend“ erscheint.^[2]

jgobond · Answer

Der große Unterschied zwischen Protestanten (in D vornehmlich Lutheraner) und Katholiken ist, dass Katholiken wissen, dass ein Großteil ihres Programms nicht wahr sein kann. Das ermöglicht ihnen eine gewisse Lässigkeit im persönlichen Umgang damit. Bei Protestanten ist alles soweit abgespeckt, dass der Rest dann aber wahr sein muss, was, ich sag mal vorsichtig, zu intensiverem Glauben führt oder führen kann.

Nicht zu verwechseln mit Glaubensgemeinschaften, die noch den Katholizismus toppen wollen.

Mayahuel · Answer

Es gibt nicht DIE (eine) evangelische Theologie und Kirche.
Alle 20 evangelische Landeskirchen ermöglichen eine gleichgeschlechtliche Segnung/Trauung. Andere evangelische Kirchen/Gemeinden können eine andere Theologie haben und Anti-LGBT sein. Auch Einzelpersonen einer Landeskirche können von ihrer Kirchentheologie abweichen.
Eine Schule des Christlichen Schulvereins Lippe, die der Evangelischen Allianz angehört, hat in der "Lippischen Landes-Zeitung" ihr Verbot von nicht-heterosexuellen Lehrkräften verteidigt:

"Ein Veganer-Verein würde auch keinen Mitarbeiter einstellen, der Grillmeister ist und das Grillen liebt", erklärte Peter Dück, der Geschäftsführer des Christlichen Schulvereins Lippe, der sieben August-Hermann-Francke-Schulen in Detmold, Lage und Lemgo betreibt.

Die Mitarbeitenden müssten sich zu den Glaubensgrundsätzen der Schule bekennen – und diese basierten auf jenen der Evangelischen Allianz, einem besonders queer­feindlichen Netzwerk evangelikaler Christ*­innen.

Das Netzwerk gab etwa in der Vergangenheit Ratgeber heraus, wie man das deutsche Teilverbot von "Konversions­therapien" zur "Heilung" von Homo­sexuellen umgehen könne