Ist Karate gut zur Selbstverteidigung? i

13 Antworten

Hallo Start1234500,

einige Gedanken:

wenn du dir eine Kampfsportart aussuchst nur zum Zweck der Selbstverteidigung, dann bereitest du dich in jahrelanger Arbeit auf einen Fall vor, der vielleicht nie eintritt.

Mit ein paar angelernten Tricks kannst du nichts erreichen. Die Techniken müssen dir in Fleisch und Blut übergegangen sein. Nicht du schlägst – „es“ schlägt.

Wenn du dir den Kampfsport aussuchst, weil er selbst für dich eine Lebensbereicherung und wertvoll zur Persönlichkeitsbildung ist, dann hat das den Nebeneffekt, dass du in einer Notwehrsituation kampferfahren und souveräner bist.

Das gilt auch für Judo oder auch beim kontaktlosen Kodokan-Karate.

Kampfsporttechniken darfst du nur in einer Notwehrsituation einsetzen, nicht einfach als Konfliktlösung.

Spruch des Tages: „Früher verhauten mich die anderen – Da lernte ich Judo: Jetzt verhaute ich die anderen. – Dann konnte ich Judo: Jetzt verhaue ich keinen mehr und mich verhaut keiner."

Zur Qualifikation: Ich bin Orangegurt Jiu-Jitsu, Orangegurt Karate, 1. Dan und Übungsleiter Judo.

kann man sich als karateka auf der straße verteidigen auch wenn fdich mal jemand packt und kann man ins schlagen ohne es geübt zu haben im sparring

einer aus mein verein meint krav maga ist zur selbstverteidigung und karate judo kickboxen ist für den ring und nicht für die straße geeignet

Selbstverteidigung bedeutet in der Regel eine hocheffiziente Bewegung zur richtigen Zeit auszuführen. Sämtliche Systeme sind kaum effizient, da sie überladen von Mystik sind. Wir Europäer haben viel zu dieser Mystifizierung beigetragen und dafür gesorgt, daß viele Systeme nahezu unbrauchbar geworden sind. Das Publikum sieht lieber Saltos, Sprünge und hohe Tritte als einen perfekten und hart ausgeführten geraden Schlag mit festem Stand. 

Das heißt aber nicht, daß alle Systeme Mist sind. Sie sind nur nicht mehr gut geeignet um sich damit selbst zu verteidigen. Ein simpler Selbstverteidigungskurs lehrt jeden wesentlich schneller in einer Gefahrensituation das richtige zu tun als es irgendein althergebrachtes System tut. Nur ist der Glanz und das Ansehen eines solchen Trainings gleich Null und so praktiziert es kaum jemand.

Beispiel Schläge: Ein Faustschlag im Kampf ist ineffizient. Er gefährdet deine Finger und die sind das wichtigste was du hast. Sinnvoller sind Ellenbogen, Schienbein. Das kann man vom Muay Thai abschauen. Sobald du gehebelt wirst, hilft dir nichts was du im Karate lernen kannst, dafür Elemente aus dem Judo. Am Boden ist Ringen unschlagbar... Und so wird jeder vernünftige Mensch, der echte Selbstverteidigung ausüben möchte, eben Selbstverteidigung und kein System lernen.

Schau dir an wie man Bareknuckle kämpft. Dort wirst du keine Systeme finden, aus gutem Grund.

Aber nochmal: Das heißt nicht, daß Systeme schlecht sind! Sie lehren einen viel über Disziplin, Demut, über das tägliche Leben und die eigene Einstellung zum eigenen Körper. Etwas, was MMA nicht kann.


CSANecromancer  16.06.2015, 08:03

Also dazu muss ich ein bißchen was anmerken.

Selbstverteidigung bedeutet in der Regel eine hocheffiziente Bewegung zur richtigen Zeit auszuführen.

Nein, das heisst Selbstverteidigung nicht, zumindest nicht ausschließlich. Wenn du wirklich auf Selbstverteidigung aus bist, dann bedeutet es auch und vor allem: Potentiell gefährliche Situationen im Vorfeld erkennen und vermeiden. In dem Moment, wo du irgendwelche körperlichen Techniken oder Eigenschaften brauchst, hast du bereits eine Vielzahl von Fehlern begangen.

Sämtliche Systeme sind kaum effizient, da sie überladen von Mystik sind.

Das ist nur bedingt ein Problem der Systeme, aber auch von dir selbst: Wie viel von dem Mystizismus nimmst du für dich selber an.

Ein simpler Selbstverteidigungskurs lehrt jeden wesentlich schneller in einer Gefahrensituation das richtige zu tun als es irgendein althergebrachtes System tut.

Nur und ausschließlich, wenn dir beigebracht wird, wie du möglichst schnell und effizient fliehst. Alles andere ist Augenwischerei und Humbug, sofern nicht jahrelang trainiert. In zwei, drei Wochenendkursen (das ist die Dauer der meisten Selbstverteidigungskurse, die ich kenne) kannst du nämlich mal rein gar nichts lernen. In dem Moment, wo du drüber nachdenken musst, was du zu tun hast, hast du die Technik bereits in den Sand gesetzt. Aber einen Automatismus kannst du dir nur in mühevoller und jahrelanger Arbeit aneignen.

Ein Faustschlag im Kampf ist ineffizient.

LOL, einfach nur LOL. Vor allem in Verbindung mit deiner späteren Empfehlung des "bare knuckle" (übrigens etwas, was ich real mache). Aber...

Er gefährdet deine Finger und die sind das wichtigste was du hast. Sinnvoller sind Ellenbogen, Schienbein.

Mit dem ersten Satz hast du bedingt durchaus Recht. Untrainierte Finger (genauer: Knöchel) sind tatsächlich bruchgefährdet, wenn man damit "einfach mal so" einem anderen in den Schädel schlägt. Mit abgehärteten Knöcheln sieht das ganz anders aus. Dein zweiter Satz ist jedoch wiederum Unfug. Denn mit einem untrainierten Schienbein hat man sehr gute Chancen, sich das Bein temporär zu lähmen oder sogar es zu brechen, wenn man damit irgendwo rein tritt. Gleiches gilt für den Ellbogen. Die Muay Thai-Kämpfer sind nicht so hart, weil sie spezielle Über-Super-Geheimtechniken trainieren, sondern u.a. weil sie die Körperteile, die sie zum Kämpfen verwenden, extrem abhärten. 

Dem Rest deines Textes stimme ich ansonsten zu.

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belem3  18.06.2015, 14:34
@CSANecromancer

War ja nur eine Frage der Zeit bis sich ein selbsternannter Experte hier einmischt und gönnerhaft mit dem Zeigefinger wedelt...

Du betreibst willentlich Haarspalterei. Wir reden hier von einer aktuellen Kampfsituation in die ein Laie gerät. Der Kampf ist also schon im Gange und er ist mittendrin. Dass es besser ist dem Kampf aus dem Weg zu gehen ist trivial und berührt meine Aussage in keiner Weise.

Kommt es zu einem Kampf ist es für Laien sinnlos sich auf Fäuste zu verlassen. Da gibt es nichts zu "LOLen". So gut wie immer wird man sich dabei die Finger brechen. Deswegen ist ein Faustschlag im Kampf für Laien ineffizient. Ein Schlag gegen den Kopf sowieso. Seine Schienbeine, Knie, Ellenbogen, Unterarme, Hüfte, all das kann er wesentlich effizienter einsetzen und das sogar ohne großes Training. Ganz gleich ob sie abgehärtet sind oder nicht, sie sind immer stabiler als die Finger. 

Es ist ebenfalls ein Mythos das jahrelange Kmapferfahrung nötig ist um sich selbst zu verteidigen. Es geht in den meisten Fällen nicht darum gegen einen oder mehrere Profikämpfer in den Ring zu steigen, sondern die Situation auszunutzen um dann zu fliehen. Das kann man sehr schnell lernen und braucht tatsächlich keine zig Jahre.

Du wirfst Profis im Ring mit Laien auf der Straße in einen Topf. Das was im Ring funktioniert ist auf der Straße nicht anzuwenden und umgekehrt.

Zu den Systemen und zur Mystik: Was du schreibst läßt sich nur auf eine Handvoll Systeme anwenden, denn viele davon machen die Mystik zum Kernelement und schließen dich ganz einfach aus, wenn du sie anzweifelst. Sämtlche inneren Kampfkünste werden im Westen von dürren Gestalten ausgeübt, die sich für Superman halten. Du selbst müsstest als BareKnuckle-Kämpfer, der du bist genau wissen wovon ich rede. Da nützt es rein gar nichts wenn man sich der Mystik im Unterricht zu entziehen versucht, denn sie ist allgegenwertig. Welche verrückten Auswüchse das annimmt sieht man schön an Jan Silberstorff im Chen-Taiji. Hier zählt nicht mehr die Anwendbarkeit sondern der blinde Gehorsam dem System gegenüber auf dessen Tron ein einzelner Mann die Regeln schreibt. Und Chen ist nur eine irre Stilblüte der letzten Jahrzehnte. Gleiches gilt für Shaolin, Bagua, Xin Yi uvm...

Viele Westler glauben sie finden in diesen Systemen die eine Antwort auf übernatürliche Stärke. Und die Vertreter der Systeme nutzen dies um Kasse zu machen. Kickboxen, MMA, Karate, Judo, Jiu Jitsu sind was das angeht noch relativ unbelastet, aber sobald es chinesisch oder sagen wir exotisch wird, ist man schnell in diesem Sumpf der Unanwendbarkeit gefangen. Wer zu viel fragt bekommt ein Lächeln und wird weit gewiesen.



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Nicht unbedingt.

Es gibt zig verschiedene Formen von Karate. Auch Vollkontakt mit allem drum und dran.

Letztlich ist das aber auch egal!

Ein guter Karateka kann seinen Fauststoß jederzeit, 100%ig kontrollieren!

Wenn du triffst, triffst du. Du entscheidest, ob du kurz vorher stoppst und nur leicht berührst (im Training) oder bis zum Hinterkopf durchziehst (im E-Fall).