Ist es seltsam den Drang zum sterben zu besitzen obwohl man nicht auf irgendeine Art und Weise depressiv ist?

2 Antworten

unvermeidlich ist er so oder so und sich damit anzufreunden kann nie falsch sein. Und für mich zumindest ist auch ein bißchen Neugier mit dabei. Was kommt danach? Kommt überhaupt was? Solche Gedanken werden die Meisten von uns haben. Und mit fortschreitendem Alter stellt man sich solche Fragen zwangsläufig.

Nein, nicht wirklich. Es würde mich nicht überraschen, wenn nur rund die Hälfte aller Suizide auf Depressionen zurückzuführen sind...


Liebello  28.12.2022, 02:19

ich glaube Dysthymie ist unterdiagnostiziert

und kein psychisch gesunder Mensch will sich umbringen

Hacker48  28.12.2022, 02:21
@Liebello
und kein psychisch gesunder Mensch will sich umbringen

Das stimmt nicht.

Liebello  28.12.2022, 02:22
@Hacker48

sehe ich halt anders

die Psyche muss in irgendeiner Weise krank sein, wenn man nicht mehr leben will

und sei es, weil man körperlichen Schmerz einfach nicht mehr ertragen kann

Hacker48  28.12.2022, 02:27
@Liebello

Unerträglicher körperlicher Schmerz ist keine psychische Erkrankung, jetzt wird es lächerlich...

Davon abgesehen, dass ich in einem Lehrbuch "Psychiatrie" vor ein paar Jahren von dem (ich glaube, er hieß) Schlussstrich-Suizid gelesen habe. Quasi ein Szenario, wie man bekommt die Diagnose unheilbarer Krebs im Endstadium, Frau macht Schluss, weil sie das nicht ertragen kann, man verliert die Wohnung und schließlich den Job und entscheidet dann, dass man gehen will. Es ist nicht zwangsläufig psychisch krank, für sich festzustellen, dass man das Leben nicht mehr lebenswert findet und / oder nicht mehr die Kraft hat, alles vom Grund auf neu zu bauen, vor allem mit Blick auf den absehbaren Tod durch Krebs.

Oh, und Affekt-Suizide, wie nach einer Trennung, sind ebenfalls nicht auf eine Depression zurückzuführen. Case & point.

Liebello  28.12.2022, 02:30
@Hacker48
Unerträglicher körperlicher Schmerz ist keine psychische Erkrankung, jetzt wird es lächerlich...

hab ich auch nie behauptet...

ich habe gesagt, dass man den Schmerz psychisch irgendwann nicht mehr ertragen kann...

das ist dann die psychische Reaktion auf den körperlichen Schmerz

sich selbst umbringen zu wollen ist eben kein gesunder psychischer Zustand, sondern ein Ausnahmezustand

nichtsdestotrotz kann ich nachvollziehen, wenn man sich umbringen will, weil man unerträgliche, chronische körperliche Schmerzen hat, die man nicht mehr ertragen kann

Hacker48  28.12.2022, 02:33
@Liebello

Doch, hast du. Denn das Gegenteil von einer gesunden Psyche ist eine kranke Psyche und eine kranke Psyche bedeutet eine psychische Krankheit.

Please.

Klar ist es ein besonderer Zustand, aber das bedeutet nicht, dass man psychisch krank ist. Man kann diese Entscheidung voll zurechnungsfähig treffen. 😉

Aber lass mich raten, du bist wahrscheinlich auch gegen Sterbehilfe, weil du der Meinung bist, dass jemand, der sich umbringen will, nicht mehr Herr seiner Sinne ist?

Liebello  28.12.2022, 02:35
@Hacker48

es ist kein gesunder psychischer Zustand, wenn man sterben will... nie...

und man kann auch mit Depressionen voll zurechnungsfähig sein, das hat damit nichts zu tun

Hacker48  28.12.2022, 02:36
@Liebello

Du würdest also einem Depressiven Sterbehilfe erlauben?

Liebello  28.12.2022, 02:37
@Hacker48

nein, würde ich nicht

jedenfalls nicht pauschal, sondern nur wenn es im Einzelfall begründet werden kann

hab ich auch nicht behauptet

Hacker48  28.12.2022, 02:40
@Liebello

Aber warum nicht?

Er ist doch voll zurechnungsfähig und Herr seiner Sinne, warum entmündigst du ihn dann?

Das macht nur Sinn, wenn du denkst, dass er eben nicht voll zurechnungsfähig ist, sondern von seiner Krankheit kontrolliert wird.

Und das wiederrum würde - nach deiner Logik - bedeuten, dass niemand ein Recht auf Sterbehilfe hat, weil sobald man sterben will, ist man psychisch krank (nicht gesund) und will das gar nicht wirklich, sondern wird kontrolliert.

Liebello  28.12.2022, 02:42
@Hacker48
und man kann auch mit Depressionen voll zurechnungsfähig sein, das hat damit nichts zu tun

aber das bedeutet nicht, dass jeder mit Depressionen zurechnungsfähig ist...

zurecht ist Sterbehilfe bei uns nur in extremen Ausnahmesituationen erlaubt

es bleibt dabei: wer Selbstmordgedanken hat, ist psychisch nicht gesund

es gibt aber gute Gründe dafür psychisch krank zu werden wie z.B. anhaltende starke Schmerzen

Hacker48  28.12.2022, 02:52
@Liebello

Ach, und wer entscheidet, ob dieser Depressive zurechnungsfähig ist? Und vor allem, auf welcher Grundlage? Jetzt wird's nämlich interessant...

Dann entscheidet also jemand, ab wie viel psychischem Leid es zurechnungsfähig ist, sterben zu wollen. Und wie jeder weiß, ist Leid eine total objektive Größe. Davon abgesehen, dass ich mich frage, wie du das Leid eines Depressiven überhaupt messen willst, ganz zu schweigen von - nicht möglicher - Objektivität.

zurecht ist Sterbehilfe bei uns nur in extremen Ausnahmesituationen erlaubt

Die Schweiz macht es besser, wenn du mich fragst. Dass das hier so streng geregelt ist, liegt am immer noch großen Einfluss der Kirche bzw. der CDU/CSU.

es bleibt dabei: wer Selbstmordgedanken hat, ist psychisch nicht gesund

Du meinst, das bleibt deine Meinung. Ich bin anderer Meinung. Wie gesagt, als Beispiel der Affekt-Suizid direkt nach einer Trennung. Innerhalb von ein paar Minuten entwickelt niemand eine psychische Erkrankung. 😉

Ganz davon abgesehen, dass du eine komische Definition von "psychisch nicht gesund" hast. Denn, wie gesagt, Schmerzen sind keine psychische Krankheit.

es gibt aber gute Gründe dafür psychisch krank zu werden wie z.B. anhaltende starke Schmerzen

Nach deiner Logik ist jeder Mensch auf der Palliativstation psychisch krank. Oder warte, nur die, die daraufhin sterben wollen? Klar, jeden Tag Schmerzen - ohne Aussicht auf Besserung - und deshalb sterben wollen, der muss psychisch krank sein. Ist ja auch ein total irrationaler Gedanke. Zu wollen, dass die Schmerzen aufhören. Nur ein psychisch Kranker kann auf so eine verrückte Idee kommen. /s