ist es schädlich ohne Großeltern aufzuwachsen?
Man hört ja immer so sachen dass es für die psyche nicht gut ist wenn eine Vater oder mutterfigur fehlt.
Wie ist das wenn man nie Großeltern hatte denen man wichtig war?
habe das gefühl in meinem leben etwas verpasst zu haben und wünsche mir oft mit einer oma oder opa über sachen reden zu können
4 Antworten
Nein.
Es ist nicht "schädlich" wenn man ohne leibliche Mutter oder leiblichen Vater aufwächst. Ein solches Rollenvorbild findet ein heranwachsendes Kind dann eben in anderen Bezugspersonen jenen Geschlechts.
Und das mit den Großeltern.... nicht alle Großeltern leben noch wenn ein Kind aufwächst. Ich lernte (aktiv) so gesehen nur eine Oma kennen. Ihr Mann starb, als ich noch im Kinderwagen herumgefahren wurde. Die anderen Großeltern starben lange vor meiner Geburt.
Hat mir dadurch etwas gefehlt? Nein. Hab ich dadurch das Gefühl gehabt etwas zu verpassen? Nein.
Gingen mir dadurch irgendwelche Erfahrungen durch die Lappen? Das lässt sich null einschätzen.
Oh und meine Oma die ich noch kennenlernte, die war eine "Weit-weg-Oma". Man sah sich so etwa 2 Mal pro Jahr.
Wie fand ich das damals, so im Vergleich zu anderen Kindern die häufiger Kontakt zu ihren Großeltern hatten? Hmm, manchmal ne leichte Eifersucht. Die eine Mitschülerin bekam von nahe wohnenden Oma häufig Süßkram und auch Geldstücke geschenkt. Wie Kinder eben manchmal so sind, fand ich es blöd das ich nicht "mal eben" zu Oma an die Wohnungstür gehen konnte um zu fragen ob sie mir was Süßes gibt. Andererseits hatte ich "dafür" die älteren Nachbarn bei uns in der Straße.... 2 oder 3 Grundstücke weiter lebte ein (in meiner damaligen Wahrnehmung uraltes Ehepaar). Ich wusste aus Erfahrung, sobald sie mal wieder in ihrem Selbstversorgergarten werkeln brauch ich nur an der Grundstücksgrenze stehen zu bleiben und "Hallo wie gehts" zu rufen... und schon heißt es "Oh hallo kleine Rockige, warte mal kurz ich hab da was für dich....". Dann stand die Nachbarin oder ihr Mann auf, ging ins Haus, kam kurz darauf mit Ü-Ei-Hälften an die Hecke.
Die Großeltern anderer Kinder verband ich gedanklich also mit "Die Kinder kriegen alles Mögliche einfach so". Aber mehr sah ich darin nicht. Entsprechend sah ich ansonsten keinerlei Verlust/ Nachteil für mich.
Da du in deinem Text erwähnst, du würdest dir wünschen du könntest mit deinen Großeltern über alles Mögliche reden....
Nur weil man Großeltern hat bedeutet das noch lange nicht das da 1. häufiger Kontakt besteht, 2. so guter Kontakt das man über alles Mögliche miteinander reden kann.
Die eine Oma die ich erlebte (sie starb in meiner Teenagerzeit) war - so nahm ich es damals zumindest wahr - eher so mittelmäßig interessiert an mir. Ich war nicht das Kind ihrer Goldkinder, aber wenigstens ein leibliches Enkelkind. Sahen wir sie mal, musste ich mich immer so gut wie möglich benehmen und fühlte mich trotzdem kritisch beäugt. Ich denke nicht das wir jemals irgendwelche offenen vertrauten Gespräche miteinander führten, abgesehen von "Kannst du dies schon, kannst du jenes schon, wie bist du in der Schule".
ist es schädlich ohne Großeltern aufzuwachsen?
Bin Jahrgang 1948 und war schon als Kind stolz darauf, noch alle vier Großeltern zu haben. Ich glaube, das hatte keiner in meiner Klasse.
Viele Kindheitserinnerungen sind mit den Großeltern verbunden. Sonntagsbesuche auf dem Land, zu Ostern lebende Küken, meine Beete, die ich selbst bepflanzen durfte. Die Ernte von Himbeeren mit der Ansage „Die guten ins Kröpfchen, die schlechten ins Töpfchen.“
Die kleinen Blechautos, die in der Domino-Schachtel hin- und herflitzten, weil die Stoßstange bei Stoß die Richtung wechselte. Die Flaschenteufel, die bei Druck auf den Gummistöpsel auf und ab tauchten, die mit Federn besetzten Zirkusfiguren, die beim Reiben auf der Folie im Karton fröhlich hin- und hersprangen, die gekröpfte Pfeife, die den kleinen Ball im Luftstrom auf- und abgleiten ließ.
All die lehrreichen Blech- und Holzspielzeuge, die heutzutage durch billige, oberflächliche Plastikfiguren oder gar Smartphones erstickt werden, ich vermisse sie.
Ja, das hätte ich mir auch gewünscht bzw. ich wünsche es mit noch heute. Genauso, wie ich gern mit einem Vater gesprochen hätte. Das war mir nicht vergönnt, aber ich kann im Nachhinein nicht sagen, dass diese fehlenden Beziehungen "schädlich" gewesen wären.
Also ich hatte nur 3 Wochen jedes Jahr eine Kontaktmöglichkeit mit meinen Großeltern und ich denke nicht, dass ich viel verpasst habe. Natürlich ist die Liebe der Großeltern besonders aber die Liebe der Eltern wiegt viel viel viel mehr und ist auch viel wichtiger.
Unfassbar wie ich meine Fehler im Satz erst nach dem abschicken bemerke 😂