Ist es komisch, wenn man sich emotional mehr mit Anime-Charakteren verbunden fühlt als mit echten Menschen?
Mir ist in letzter Zeit aufgefallen, dass ich bei bestimmten Anime-Figuren viel stärker mitfühle als bei Leuten in meinem Umfeld. Manchmal verstehe ich sogar fiktive Charaktere besser als reale Personen.
Ich frage mich, ob das irgendwie ungesund ist oder ob das vielen so geht – vor allem, wenn man eher introvertiert ist.
Kennt ihr das auch? Und ist das „normal“ für Anime-Fans?
9 Antworten
Mir geht es so ähnlich. Wenn in einem Anime etwas trauriges passiert, finde ich das viel schlimmer, als wenn es mir selbst in echt passieren würde. Ich glaube aber, dass das relativ normal ist, weil Sachen da einfach im Gegensatz zur Realität viel emotionaler dargestellt werden mit trauriger Musik im Hintergrund usw. Dazu kommt, dass Anime Charaktere wohl nicht so komplex sind wie echte Menschen und die Macher legen es ja auch darauf an, dass man sich gut in die Charaktere hineinversetzen kann und mit ihnen mitfühlen kann. Ich denke auf jeden Fall nicht, dass das komisch ist.
Naja, in Animes wird einem die Gedankenwelt der Charaktere halt nahegelegt. In der echten Welt kann man den Menschen nicht einfach so in den Kopf gucken und wenn sie dir ihre Gedanken mitteilen, ist es fraglich, ob sie dir auch wirklich alles sagen (Was ja normal ist, krempelt man alles nach außen, kann das nach hinten losgehen).
Dass man sich also in Charaktere gut hineinversetzen kann, die einem von A bis Z erklärt werden, finde ich völlig normal.
Eine spannende Frage. Mir geht es so mit meinen Lieblingscharaktere aus Hunter x Hunter. Er inspiriert mich sein Leben weiter zu spinnen. Freunde für ihn auszudenken, mir eine Geschichte rund um diesen Charakter auszudenken. Ja, sogar sexuelle Fantasien zu entwickeln.
Wenn man sich die Fanarts anderer Fans anguckt, welche Fantasien und Verbundenheit sie mit ihren Anime Favoriten haben, ist das keine Seltenheit. Das ist unter Anime Fans sogar weitverbreitete. Allein die Hisoka Illumi Fanarts oder Gon Killua shippings, dazu noch die OCs Fanarts und Fanfictions... In einigen Fanarts und Fanfictions kann man bei einigen Fans eine tiefe Verbundenheit zu ihren Charakteren erkennen.
In Japan kommt es sogar vor, dass Fans ihren Anime-Lieblings-Charkter heiraten.
Das habe ich schon öfter von Anime-Fans gehört und es ging auch mir schon teilweise so. Die Charaktere in den Serien und Filmen sind halt auch oft so gestaltet, dass sie interessanter und liebenswerter sind, als reale Menschen.
Und da Manga und Anime ein Produkt von und für genau diese Zielgruppe von gesellschaftlich ausgegrenzten, aber innerlich rebellierenden Introverts sind, finden sich dort eben auch viele Charaktere, die Menschen wie dich sehr ansprechen.
Vergiss nicht, die ganz harten Anime-Fans in Japan heiraten ihre Lieblingsfiguren sogar. Sie schlafen mit Dakimakura-Kissen ihrer liebsten Charaktere. Sie geben teilweise ganze Monatslöhne für Collectibles und Statuen aus.
Ein durchschnittlicher Abend in Akihabara/Tokyo ist ein einziger giantischer Endorphin-Rausch für Menschen, die sich geistig in einer alternativen Anime-Realität befinden. Dort laufen teilweise mehr Mädels in Cosplay-Outfits herum als normal gekleidete Menschen.
Das ist dort ein riesiges Business und dementsprechend groß ist auch der Fan-Service und die emotionale Verbindung, die in den Serien zu generieren versucht wird.
Nun, Anime-Figuren sind darauf angelegt, dass sie emotionale Wirkung haben sollen.
Von daher scheinst du mir jemand zu sein, bei dem das besonders gut geklappt hat.
Ich denke, dass sich das im Laufe der Zeit schon einpendeln wird bei dir mit der Balance zwischen Fantasy und 'real life'.