Hallo Leute,
im Juli hatte ich meinen 63. Geburtstag. An solchen Tagen wird mir immer bewusst, wie grausam Verwandte sein können.
Nach dem Tod unserer Eltern vor 15 Jahren, hat meine Schwester den Kontakt zu mir abgebrochen und mit ihr ihre beiden Kinder. Sie ist fünf Jahre älter als ich und es gibt keine weiteren lebenden Verwandten mehr. Mein Neffe und meine Nichte haben längst selbst eigene Kinder. Meine Schwester wurde schon vor 25 Jahren geschieden und lebt seitdem in einer lesbischen Beziehung.
Der einzige Grund für den Kontaktabbruch war, dass ich nicht mehr voll arbeiten kann und in Rente gehen musste (allerdings arbeite ich noch auf Minijob-Basis). Der Tod meiner Eltern, meiner zwei besten Freunde und andere Ereignisse hatten mich in eine tiefe Depression gestürzt. Ich war mehrfach in Kliniken, Rehas und Therapien und trotzdem meinte meine Schwester, ich wäre nur zu faul zum Arbeiten, würde die Ärzte anlügen und lieber dem Staat und damit ihr und ihren Kindern auf der Tasche liegen.
Sie hat mir auch geschrieben, dass ich im Leben nichts zustande gebracht hätte und lieber in meinen Büchern lesen würde, anstatt etwas Sinnvolles zu tun. Ich habe aber im Gegensatz zu ihr Mittlere Reife, eine Banklehre und viele Jahre als Buchhalter in verschiedenen Bundesländern gearbeitet. Ich bin in meiner Religion engagiert, ehrenamtlich tätig und spiele Kirchenorgel und Klavier.
Trotzdem bin ich nicht würdig, dass meine Verwandten zu mir Kontakt haben möchten. Ich habe die letzten 12 Jahre mindestens dreimal versucht, Kontakt aufzunehmen. Ein Brief kam "Annahme verweigert" zurück und als ich meiner Schwester zu ihrem 65. Geburtstag gratulierte und zu einem Treffen einlud, stellte sie die Bedingung, dass sie nur dann einwilligen würde, wenn ich Gespräche über Elternhaus, Religion und Krankheiten vermeiden würde. Unter Bedingungen wollte ich mich aber nicht mit ihr treffen.
Seit ca. 8 Jahren habe ich auch chronische Schmerzen und ein unheilbares Nervenleiden, was meine Beweglichkeit einschränkt. Das alles weiß meine Schwester durch den Vater ihrer Kinder, zu dem ich bis vor einigen Monaten noch Kontakt hatte. Der hat mehrmals erfolglos versucht zu vermitteln.
Meine Schwester und ich haben völlig unterschiedliche Lebensstile. Ich z.B. rauche nicht und trinke keinen Alkohol im Gegensatz zu ihr. Ich bin politisch eher links und sehe mich als Weltbürger. Meine Schwester wählt AfD, schimpft auf Ausländer und ist Feministin. Ich bin religiös, meine Schwester Atheist.
Können solch unterschiedliche Menschen überhaupt wieder zusammenkommen? Einerseits denke ich, es ist besser, keinen Kontakt mehr zu haben, andererseits leben sie nicht weit von mir entfernt. Dabei bin ich wirklich ein netter, hilfsbereiter und humorvoller Mensch.
Was würdet Ihr tun?