Ich habe Angst vor der Zukunft.(1.Semester an der Uni)
Hallo.Ich bin im 1.Semester an meiner Uni und mache mir sehr viele Sorgen um meine Zukunft.An der Uni wirken alle schon so reif und alle wollen später einmal Führungskräfte werden und Karriere machen .Ich dagegen bin kein Typ für eine Führungskraft und schon das Wort Karriere klingt für mich so unerreichbar und schwierig.In meinen Kursen haben z.B. schon Leute angefangen ,eigene Bücher zu schreiben und ich habe das Gefühl ,nicht mit dem Leben Schritt halten zu können .Hat hier schon jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und diese Ängste überwunden ,wenn ja ,wie
Danke für die Antworten
3 Antworten
Dein Internetname hat’s mir angetan, wenn Du meinen ansiehst, weißt Du auch warum. Wenn es Dich also nicht stört, von einem 68jährigen einen Rat zu bekommen, dann hör Dir doch das mal mit etwas Geduld an: Ich war als Kind und Jugendlicher schüchtern und voller Selbstzweifel. Damals gab es auf den Zeugnissen immer noch Noten für „Betragen“ und „Mitarbeit“. Bei ersterem hatte ich immer eine 1, d.h., ich war brav, beim anderen eine 4, weil ich zu schüchtern war, um mich zu melden. In den Noten war ich Durchschnitt, nicht besser, aber auch nicht schlechter. Ich habe Germanistik studiert und glaubte damals, Lehrer zu werden. Schon im ersten Semester wusste ich, dass das ein Fehler war, denn ich war viel zu introvertiert für so einen Job. Ich wickelte mein Studium ab, nicht besonders gut, aber auch nicht schlecht. In der Referendarzeit merkte ich, dass es andere gab, die noch wesentlich schlechter waren als ich, das war schon mal ein Trostpflaster für mein unterentwickeltes Ego. Ich merkte aber auch, dass aus mir nie ein Lehrer werden würde. Also bewarb ich mich beim DAAD als Lektor für Japan, ich wollte so weit wie möglich weg aus meiner unlösbaren Situation. Das machte ich vier Jahre, dann musste ich mir überlegen, was nun aus mir werden sollte. Groß war mein Selbstvertrauen immer noch nicht, aber durch die Auslandserfahrung hatte ich etwas mehr Mut gewonnen. Ich hatte mich an das Fremdsein gewöhnt und bewarb mich beim Auswärtigen Amt, weil ich glaubte, dass ich das dort mit einbringen könnte. Bei der Aufnahmeprüfung fiel ich durch. Ich erfuhr, dass sie von ein paar Hundert Bewerbern 30 genommen hatten und dass ich auf Platz 33 gelandet war. Also versuchte ich es im nächsten Jahr nochmal mit besserer Vorbereitung und wurde genommen. Ich war nicht schlecht, aber wahrhaftig kein Überflieger und machte eine mittelgute Karriere (Posten in Japan, China, Philippinen, Algerien etc.) und war zum Schluss ein kleiner Botschafter. (Eine große Karriere wäre es gewesen, Botschafter mit B9-Besoldung zu werden: Washington, London, Paris etc.) Mein gutes Mittelmaß sehend und letztlich akzeptierend sagte ich mir, dass ich so gut sein muss, wie ich irgendwie kann, aber gleichzeitig dem Ehrgeiz nicht alles opfern darf, so dass ich zum Schluss gescheitert bin, wenn ich es nicht erreiche. Die Posten sollten deshalb durchaus dem Ehrgeiz dienen, aber immer auch für mich selbst interessant sein, damit ich immer sagen konnte, es habe sich gelohnt. Ich könnte noch mehr ins Detail gehen, dann würdest Du sehen, dass es sehr interessant war. -- Ich denke, die Antwort ist Dir jetzt schon klar; es geht natürlich nicht darum, Dir einen Laufbahnvorschlag zu machen, sondern um folgendes: 1. Versuche so gut zu sein, wie Du kannst, aber vergiss die anderen, da ist immer viel Schaumschlägerei dabei bei den sog. Führungstypen, die im 1 Semester schon wissen, was mal aus ihnen wird. 2. Du kannst gar nicht wissen, wie sich das alles entwickelt, jedenfalls kannst Du zum Schluss ganz woanders sein, als du es Dir vorher erträumt hättest. Und trotzdem kann es insgesamt sehr gut sein, trotz der Handycaps, die Du selbst siehst. (Das spricht übrigens für Dich, dass Du nicht kritiklos drauflos marschierst, sondern Dir Zweifel leistest.) 3. Und praktisch: Versuche neben dem Japanischen noch richtig gut Englisch zu lernen (Französisch oder Spanisch zusätzlich wäre auch nicht schlecht, aber lass Dich nicht erschrecken: Ich habe mein schwaches Schulenglisch und -französisch erst in Japan ausgebaut, als ich mich auf die Bewerbung vorbereiten wollte) und schau zu, dass Dein Zweitfach irgendwie praxisnah oder mainstream ist. 4. Das heißt nicht, dass Du meinen Weg gehen, sondern dass Du Dein Ding selbst machen sollst und die Augen offen halten sollst, um zu sehen, was sich so am Wege anbietet.
Ich glaube du solltest dir da keine zu großen Sorgen machen. Meiner Kusine ging es anfangs auch so, aber an der Uni merkt man schnell, dass man sich auf sich selbst konzentrieren sollte und es auch genug andere Leute gibt, die nicht so riesige Pläne haben. Natürlich sieht man zu erst diejenigen die etwas erfolgreicher sind, aber es gibt wie gesagt auch genügend Normalos. Wenn du weißt, was dein Ziel ist, dann arbeite einfach darauf hin und kümmere dich nicht um die anderen. Vielleicht bist du auch einfach auf der falschen Universität wer weiß? Oder du hast gerade einen Jahrgang erwischt wo viele solcher erfolgreichen sind. Ich bin mir sicher, dass du keine Abgst haben brauchst :)
Mach Dir keinen Kopf darum. Viele wollen Führungskräfte werden, aber nur ein Bruchteil wird es wirklich schaffen.
Mit einem Uni-Abschluss muß man nicht die super steile Karriere machen. Hauptsache man findet später einen Beruf, der einem halbwegs Spaß macht und von dessen Lohn man leben kann.
Was studierst Du denn?
Im ersten Semester fühlt man sich meistens noch ein bißchen überfordert mit den Vorlesungen und dem ganzen Lernstoff. Vor allem das Grundstudium ist hart, da man noch soviele verschieden Fächer belegen muß, die man später dann doch nicht mehr braucht.
Mach Dir da wirklich keine Panik. Du mußt Dich erst zurecht finden und mußt nicht gleich nach der großen Karriere greifen wie die anderen. Wie ich bereits sagte: soviele wollen in die Führungsspitzen, aber jetzt stehen sie noch alle am Anfang ihres Studiums. Nicht alle werden es bis zum Ende durchhalten und noch weniger werden wirklich Karriere machen. Es gab noch keinen Uni-Absolventen, der sofort in der Führungsetage eines Unternehmens gelandet ist. Man wird von ganz unten anfangen müssen. (ich spreche aus eigener Erfahrung). Und viele von den jetzigen Schaumschlägern, die meinen, später eine Führungskraft zu sein, werden bitter enttäuscht sein, wenn sie in der Arbeitswelt von heute landen und erstmal als Aushilfe irgendwo jobben müssen.
Was ich Dir empfehlen kann: Bleib wie Du bist. Arbeite beständig und gib Dein Bestes, aber eifere nicht den anderen nach. Das bist nicht Du.
Ich studiere "Modernes Japan" an der Uni Düsseldorf.