Was meint Faust mit :"Verweile doch du bist so schön"?

2 Antworten

Das ist Teil der Wette mit Mephisto. Die Aufgabe Mephistos (des Teufels) besteht darin, Faust durchs Leben zu ziehen und zu unterhalten. Wenn der Teufel seiner Aufgabe nicht ausreichend nachkommt und Faust es schafft, sich zufrieden ("werd ich zum Augenblicke sagen, verweile doch, du bist so schön...") auf ein "Faulbett" zu legen, hat der Teufel die Wette verloren. Ansonsten (wenn der Teufel es schafft, die Unruhe im Faust aufrecht zu erhalten) gewinnt der Teufel die Wette und Faust ist bereit, ihm in den Tod oder wohin auch immer zu folgen. Mephisto ist also (da er die Wette gewinnen will) ziemlich bemüht, Faust nicht zur Ruhe kommen zu lassen. 

Die von dir genannte Zeile ist aus dem Schlussmonolog von Goethes "Faust":

Er hat eine Vision, wie das Zusammenleben der Menschen aussehen könnte, wenn man ein gemeinsames Ziel hat.
In seiner Vision geht es um das Trockenlegen eines Sumpfes zum Wohl der Menschen. Er ist so von dieser Vision erfüllt, dass er sie festhalten möchte:

Zum Augenblicke dürft' ich sagen:Verweile doch, du bist so schön!

Hier der ganze Monolog:


Ein Sumpf zieht am Gebirge hin,Verpestet alles schon Errungene;Den faulen Pfuhl auch abzuziehn,Das Letzte wär' das Höchsterrungene.Eröffn' ich Räume vielen Millionen,Nicht sicher zwar, doch tätig-frei zu wohnen.Grün das Gefilde, fruchtbar; Mensch und HerdeSogleich behaglich auf der neusten Erde,Gleich angesiedelt an des Hügels Kraft,Den aufgewälzt kühn-emsige Völkerschaft.Im Innern hier ein paradiesisch Land,Da rase draußen Flut bis auf zum Rand,Und wie sie nascht, gewaltsam einzuschießen,Gemeindrang eilt, die Lücke zu verschließen.Ja! diesem Sinne bin ich ganz ergeben,Das ist der Weisheit letzter Schluß:Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben,Der täglich sie erobern muß.Und so verbringt, umrungen von Gefahr,Hier Kindheit, Mann und Greis sein tüchtig Jahr.Solch ein Gewimmel möcht' ich sehn,Auf freiem Grund mit freiem Volke stehn.Zum Augenblicke dürft' ich sagen:Verweile doch, du bist so schön!Es kann die Spur von meinen ErdetagenNicht in äonen untergehn. –Im Vorgefühl von solchem hohen GlückGenieß' ich jetzt den höchsten Augenblick.