Hält Ludwig XIV auf seiner Bildnis, einen Zepter oder einen Stab?

1 Antwort

Ludwig XIV. hält auf dem Bild in seiner Hand das Lilienzepter.

Der „main de justice“ (Hand der Gerechtigkeit“) genannte Richterstab auf dem Hocker ist allerdings ebenfalls ein Zepter.

Die Könige von Frankreich führten diese beiden Zepter seit dem 13. Jahrhundert, angeblich gingen sie auf Karl den Großen (Charlemagne) zurück (außer diesen beiden kurzen Zeptern gab es noch ein langes Zepter, das Karlszepter, wohl 1364 für König Karl (Charles) V. von Frankreich angefertigt).

Das Bild ist ein 1701 von Hyacinthe Rigaud gemaltes Herrscherporträt des Königs Ludwig XIV., das ihn als mächtigen Herrscher und mit prunkvollem Aussehen im Apollon-Saal („Salon d' Apollon) des Schlosses Versailles bei einer Säule mit großem, aufwendig gestaltetem Sockel (Postament) zeigt.

Ludwig (Louis) XIV. ist in Krönungsornat und mit Herrschaftsinsignien (Insignien: Zeichen, die seine Stellung sichtbar machen) abgebildet:

  • Krönungsmantel (goldene Lilien – „Fleur-de-Lys“ ist die französische Bezeichnung für die „Lilienblume“ und war heraldisches Zeichen des Königshauses Bourbon – auf blauem Grund und weiße Innenseite – Weiß und Blau waren mit der Königsdynastie der Bourbonen eng verbundene Farben), ein prachtvoller Mantel (hermelingefütterte Robe mit Lilien)
  • Kreuz des Ordens vom Heiligen Geist (Ordre du Saint-Esprit), an einer Kette vor der Brust getragen, als Großmeister eines Ritterordens
  • Thron mit Baldachin (prunkvolle Überdachung)
  • angebliches Schwert Kaiser Karls des Großen mit dem Namen „Joyeuse“ („Freudvoll“), golden und mit Juwelen besetzt, mit Symbol der Ausübung der Herrschergewalt und der Legitimation des französischen Königtums Krone als Zeichen der königlichen Autorität
  • Richterstab (ein kurzes Zepter, das in eine Hand übergeht; eine in Elfenbein geschnitzte Hand, die zum Zeichen des Rechts den Schwurfinger hebt) „main de justice“ (Hand der Gerechtigkeit“) als Symbol der Gerechtigkeit
  • Lilienzepter (ein Kriegszepter) als Zeichen für militärische Macht


http://www.bpb.de/gesellschaft/medien/bilder-in-geschichte-und-politik/73218/herrscherbilder?p=1

„Unter dem Mantel leuchtet das mit Edelsteinen besetzte "Schwert Karls des Großen" hervor, das als Symbol der Legitimation des französischen Königtums gilt. Die Ordenskette des "Ordre du Saint-Esprit" ist Hinweis auf die geistige Integrität und den hohen Status des Trägers. Die Krone liegt auf einem Kissen auf einem Pult, daneben die "Main de Justice" als Symbol der höchsten richterlichen Gewalt des Königs. Auf das Kissen, das wie das Pult mit dem liliengemusterten Stoff des Mantels überzogen ist, stützt Ludwig XIV auch das Kriegsszepter mit der "fleur de lys" zum Zeichen militärische Potenz. Dahinter erblickt der Betrachter eine Marmorsäule, ebenfalls ein Attribut der Herrschaft, deren Postament eine weibliche Gestalt mit Schwert und Waage ziert, die Allegorie der Gerechtigkeit.“

http://www.ulrich-menzel.de/odw/1659_u2.html

„Der blaue Stoff mit den goldenen Lilien (Die Fleur de Lys leitet sich ab von der Fleur de Louis. Ursprünglich bezeichnete die Fleur de Louis keine Lilien, sondern die Iris-Blume, die Ludwig XIV. nach einer siegreichen Schlacht zu seinem Emblem gemacht hatte, aber relativ schnell von der Lilie abgelöst wurde.) kennzeichnet Thron, Krone und Justizhand auf dem Kissen unmittelbar sinnfällig als zum König gehörig. Die Insignien stehen für verschiedene Aspekte der Macht des Königs. Die Bügelkrone aus massivem Gold symbolisiert die Einheit des Reiches. Ihre geschlossene Form war ursprünglich dem Kaiser vorbehalten, dem die französischen Könige sich jedoch gleichrangig fühlten, was mit der Wahl dieser Form zum Ausdruck kommen sollte. Die Justizhand steht für die Rechtshoheit, die der König als "Gesandter Gottes" innehatte. Das Lilienzepter, das er in der Hand hält, galt als der eigentliche Herrschaftsstab des französischen Königs und ist Symbol der königlichen Autorität. Die Motive auf den Reliefs der Piedestale der Doppelsäulen hinter der Rechten des Königs, welche die Figur einer Justitia (Gerechtigkeit) und - kaum zu sehen - die einer Fortitudo (Stärke) zeigen, erläutern und bestärken die Bedeutung der Insignien.“