Gute Fachliteratur Euthanasie

4 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Da hast Du Dir ein schönes Thema ausgesucht, das auch durchaus relevante Gegenwartsbezüge aufweist. Allerdings würde ich Dir gundsätzlich empfehlen, eine konkretere Fragestellung herauszuarbeiten, denn erfahrungsgemäß ist eine solche Überblicksarbeit, wie es bei Dir jetzt noch den Anschein macht, ausgesprochen kompliziert, und Du läufst sehr leicht Gefahr, etwas wichtiges zu vergessen. Daher ist eine Eingrenzung immer empfehlenswert. So könntest Du Dich zum Beispiel mit einer konkreten Institution, also einem psychiatrischen Krankenhaus in Deiner Nähe, auseinandersetzen. Das gibt auch eine ganz neue Verbindung zu so einem Thema. Und vielleicht gibt es dort ja auch eine Ausstellung dazu. Auch eine interessante Frage wäre, wie sich der Übergang zur Bundesrepublik vollzogen hat, welche strafrechtlichen und personellen Konsequenzen wurde aus dem Verhalten im Nationalsozialismus gezogen wurden. Dafür sind die Seiten ZStL sehr hilfreich: http://www.zentrale-stelle.de/servlet/PB/menu/1193201/index.html

Des weiteren ist es sehr interessant zu untersuchen, wie die Rassenhygienegesetze in der kommunalen Gesundheitsverwaltung umgesetzt wurden. Das ist aber evtl. zu komplex.

Aber zu Deiner Frage nach Literatur kann ich Dir gerne weiterhelfen:

Ernst Klee: "Euthanasie" im Dritten Reich. DIe "Vernichtung unwerten Lebens", Frankfurt am Main, 2010. Klee ist zwar kein Historiker, aber er ist ein Kenner der Materie und dieses Buch bietet zweifelsohne einen aktuellen Überblick über den Forschungsstand.

Des weiteren gibt es regelmäßige Fachtagungen, die einen Tagungsbericht herausgeben, auch dieser kann sehr hilfreich sein, allerdings nur zu Spezialthemen, da bei den anwesenden Herrschaften eine gewisse Grundkenntnis der Materie vorausgesetzt werden darf: Tödliches Mitleid. NS-"Euthanasie" und Gegenwart ; Fachtagung vom 24. bis 26. November 2006 im Deutschen Hygiene-Museum, Dresden.

Peter Weingart: Rasse, Blut und Gene. Geschichte der Eugenik und Rassenhygiene in Deutschland, Frankfurt am Main, 2006. Weingart ist nun auch wieder kein Historiker, aber Soziologe und mir hat diese Arbeit persönlich ganz gut geholfen.

Zur weiteren Fachlietratur gehört auf jeden Fall: Klaus-Dietmar Henke (Hg): Tödliche Medizin im Nationalsozialismus. Von der Rassenhygiene zum Massenmord, Köln (u.a), 2008.

Aber ich habe Dir jetzt ca. 2000 Seiten zu lesen gegeben, das wird Dir ohne eine konkrete Fragestellung, die Dir das Herangehen erleichtert einfach nicht helfen! So leicht es mit tut.

Dennoch viel Glück und viel Spass, so schwer das bei einem solchen Thema auch fallen wird, aber ich meine natürlich die historische Arbeit an sich...

alles was Nietzsche81 schon erwähnt hat. Wobei das schon sehr ins professionelle Studium geht..;o) Ich gebe Seminare zu eben diesem Thema - und empfehle Dir auch , konkret zu werden - nicht allgemein über Euthanasie zu schreiben , da landest Du im Wald. Nimm z.B. konkrete Patientenbeispiele! Wer fiel unter die Opfer? Warum? Wenn vor Ort die Recherche schwierig ist - z.B. die Bücher . Michael von Cranach, Hans-Ludwig Siemen (Hrsg.): Psychiatrie im Nationalsozialismus, oder "Kinderhaus: Leben und Ermordung des Mädchens Edith Hecht" von Markus Krischer. In welche KZ-Gedenkstätte fahrt Ihr? Vielleicht kannst Du die fahrt für Recherche nutzen!? Im Rahmen der sog. Euthanasie wurden auch KZ-Häftlinge ermordet.

LG, findnix


IdontKnow93 
Beitragsersteller
 31.08.2011, 16:33

Wir fahren in die Gedenkstätte ,,Majdanek´´ in Polen

0

Danke für die Hilfreichen Antworten, und entschuldige für die späte Antwort...

Also den Tipp mit der FRagestellung werde ich befolgen- letztendlich müssen wir uns auch mit nur einer Fragestellung beschäftigen.

Ich denke ich werde mich im Großen und Ganzen mit dem moralischen Hintergrund der Thematik befassen. (Oder währe das zu unhistorisch, zu pädagogisch/ philosophisch?)

Ich finde hierzu kann man ganz Ausgezeichnete Sach und Werturteile fällen. (Und als Arbeit innerhalb des KZ´s kann man sich die Dokumente anschauen, wie über die ,,Patienten´´ gesprochen wird-->z.B. Zyclon B als insektiziet)

Unsere Stadtbibliothek bietet leider nichts zu diesem Thema : (,

deshalb fahre ich immer nach der RUB in Bochum, die Bibliothek ist schön umfangreich^^

Nochmals danke für die vielen Hilfreichen Antworten!

Mich persönlich hat sehr tief beeindruckt: "Bürger und Irre - Sozialgeschichte der Psychiatrie von" Klaus Dörner.

Ist ausdrücklich keine Überblicksdarstellung des historischen Ablaufs der Nazi-Euthanasie, sondern ein Buch, das sich der Fragestellung widmet: wie konnten Ärzte, deren Auftrag das Lebenerhalten und Heilen ist, zu Mördern werden?

Diese Frage verfolgt Dörner bis fast zwei Jahrhunderte vor die eigentliche NS-Euthanasie zurück.

Er ist selbst kein Historiker, sondern hat als Arzt, sogar als Direktor einer Psychiatrie, gearbeitet und im Studium parallel zur Medizin auch noch Philosophie studiert (sehr, sehr ungewöhnlich!).

Mir hat er als Jugendlicher, fast noch Kind, ein Interview zur Euthanasie gegeben, als ich Grabsteine auf dem Gelände der Psychiatrie fand und niemand mir sagen wollte, was die da zu suchen hatten.

Wenn er jetzt noch lebt, wird er Dir auch bereitwillig eines geben, denke ich. Er müsste in Hamburg leben.