Graupapagei & Ara zusammen?

3 Antworten

Moin,

das Fachwissen im Zoofachhandel ist immer wieder grandios. Betrachten wir die Sachlage einmal evolutionär: Graupapageien kommen aus Afrika, Aras aus Südamerika. Die Papageien beider Kontinente haben sich verschieden entwickelt. Sowohl die Ernährung, als auch der Lebensraum, das Gefieder etc. weißt erhebliche Unterschiede auf. Hinzu kommt, dass Papageien ein anderes Farbsehen als der Mensch hat. Papageien können viel mehr Farben sehen als wir Menschen. Anhand der Farben erkennen sie Artgenossen. Aus dieser Sicht kann ein Ara zum Beispiel einen Graupapagei nicht als Artgenossen identifizieren.

Ebenso ist die Ernährung beider Arten unterschiedlich. Aras benötigen ein anderes Futter als Graupapageien. Die tägliche Futterration eines Aras besteht aus 40% Obst, bei Graupapageien werden hauptsächlich Sämereien gefüttert.

Auch findet keine Kommunkation zwischen beiden Arten statt. Sie "sprechen" zwei verschiedene Sprachen. Es ist ungefähr so als würde man einen afrikanischen Ureinwohner mit einem Menschen der indigenen Bevölkerung Südamerikas vergesellschaften. Oder noch besser: Einen Menschen mit einem Schimpansen vergesellschaften und diese sollen sich dann unterhalten.

Die meisten Angestellten im Zoofachhandel haben kein fundiertes Fachwissen. Sie sind in erster Linie Verkäufer und lügen das Blaue vom Himmel, nur um zu verkaufen. Leider sind viele Verkäufer von ihrem Halbwissen absolut überzeugt. Man sollte in dieser Hinsicht die Fachverkäufer besser schulen, bzw. sollten diese diverse Praktika in Zoos und Vogelparks machen. Die Exotenvielfalt ist in den letzten Jahren in Zooläden enorm angestiegen. Fundiertes Wissen kann nur durch Fachmänner/-frauen wie z.B. Zootierpflegern vermittelt werden.


Spicure 
Beitragsersteller
 06.02.2015, 22:40

Erstmal vielen Dank für eine so informelle und ausführliche Antwort! (: Ich habe dadurch einen super ersten Einblick in die Unterschiede der Tiere gewonnen. (:

Dann muss es den armen Tieren ja echt wirklich "beschissen" gehen. Kein Artgenosse, keine richtige Kommunikation.. Oh man. Wie du schon sagtest, die Verkäufer im Zoofachhandel sollten echt besser geschult werden. Wenn ich mir vorstelle, dass noch mehr so arme Tierchen darunter leiden...oh gott. ): Schade ist sowas..

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Kann man das so machen? Die beiden zusammen halten? Immerhin sind es zwei verschiedene Vogelarten, wenn auch beide Papageien sind.

Nein, das kann man nicht. Du hast es richtig erkannt: es sind zwei verschiedene Vögel. Sie sprechen nicht dieselbe Sprache und haben auch größtenteils eine andere Körpersprache. Sie bilden sicherlich eine Zweckgemeinschaft, weil sie einsam sind. Aber eine schöne Haltung ist das nicht. Das zeigt leider wieder, wie wenig Ahnung diese Verkäufer i.d.R. haben. Zudem ist es nahezu unmöglich, als Privatperson derartig großen Vögeln gerecht zu werden. Aras benötigen einen enormen Flugraum. In einer Wohnung ist dies schlecht realisierbar. Eine Außenvoliere ist hier von Nöten. Doch muss auch diese riesig sein...Mir tun beide Vögel leid...Müssen aufgrund der Unwissenheit und Ignoranz etlicher Menschen ihr Leben lang leiden..traurig..


Spicure 
Beitragsersteller
 06.02.2015, 22:34

Okay, danke. (;

(Folgendes kann gerne auch von anderen beantwortet werden (: )

Mir tun die Vögel auch Leid. War heute nochmal da, sie hat mich erkannt und mir dann auch mal ihre beiden gezeigt (an diesem Tag hatte sie die beiden dabei & es ist eine sehr kleine Zoohandlung). Schrecklich. Der Graupapagei sitzt vorne bei ihr an der Kasse (alleine, kein Partner) und sieht total gerupft aus. Der Ara ist im Hinterraum, wo die Tiere sind, in einem "Gefängnis". Das arme Tier kann dort nichtmal seine Flügel ausbreiten! Hat jemand eine Idee wie ich den beiden helfen kann? Solche Umstände zu sehen, hat mich echt traurig gemacht. Das ist doch kein Leben. ): Ich würde ja gerne mal mit ihr reden..allerdings denke ich nicht, dass eine über 50 jährige Dame auf ein 16-jähriges Mädchen hört. :/

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Aratinga  07.02.2015, 13:28
@Spicure

Hm, da kannst du nicht viel machen. Einzelhaltung von Papageien ist leider nicht verboten, auch wenn die Tiere leiden. Man darf laut §2 Tierschutzgesetz den Tieren keine Schmerzen, Leiden oder Schäden ohne vernünftigen Grund zufügen. Die Tiere sollen nach bestem Gewissen gehalten werden. Davon sind wir in Deutschland noch weit entfernt. Einzige Idee meinerseits: Beim Tierschutz melden, nur haben die Pfleger in Tierheimen meistens genauso wenig Ahnung in der Vogelhaltung. Abgabetiere sitzen dort meistens auch alleine und bekommen nicht die Aufmerksamkeit wie in einem privaten Haushalt. Die Tiere würden noch mehr abstumpfen.

Hier miüsste die Politik einschreiten und Halter von Papageien gesetzlich dazu verpflichten einen Sachkundenachweis zu machen. Außerdem müsste die Politik etwas gegen Einzelhatung und kommerzielle Handaufzucht unternehmen.

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Hagebuttenkeks  08.02.2015, 19:28
@Aratinga
Außerdem müsste die Politik etwas gegen Einzelhatung...unternehmen.

So wie es in der Schweiz der Fall ist: dort ist die Einzelhaltung von Schwarmtieren verboten!

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Hagebuttenkeks  08.02.2015, 19:31
@Spicure

Der Papagei rupft sich aufgrund der Einzelhaltung..

Du könntest natürlich versuchen, mit ihr zu reden und ihr die Gründe darzulegen, was falsch an der Einzelhaltung bzw. der gemeinsamen Haltung von im Grunde verschiedenen Vögeln ist.

Problematisch ist natürlich, dass sich viele Vögel nicht vergesellschaften lassen, wenn sie viel zu lange alleine gehalten worden und bereits fehlgeprägt sind. Was jedoch nicht bedeutet, dass man es nicht versuchen sollte. Papageien müssen sich ihren Partner selbst aussuchen, so dass es ein langwieriger Prozess werden kann, bis mal ein passender Partner gefunden ist.

Falls das Einreden auf sie nichts bringt, bleiben nur noch Tierschutzvereine, wie z.B. das Deutsche Tierschutzbüro, der VWFD oder du suchst nach Hilfe im folgenden Forum: vogelforen.de/forum.php.

Zudem könntest du dich ans Veterinäramt wenden (auch anonym).

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Aratinga  08.02.2015, 20:57
@Hagebuttenkeks

Eine Meldung beim Vet.Amt wäre eine Überlegung wert, aber was passiert danach? Wenn die Tiere beschlagnahmt werden landen sie in einem Tierheim oder einer Auffangstation. Viele große Papageien kommen mit dem ständigen Pflegerwechsel nicht klar. Da kann man nichts machen, da auch Pfleger ihre freien Tage brauchen. Außerdem werden die Vögel meistens nur "abgefertigt", weil das Arbeitspensum sonst nicht zu schaffen ist. Eine Beschäftigung mit den Tieren findet nicht statt.

Ich machte meine Ausbildung im Weltvogelpark Walsrode. Auch dort wurden ab und zu Papageien abgegeben. Die Tiere kamen oft aus Wohnungshaltung und sahen dementsprechend aus. Durch den neuen (Zoo-)Alltag standen einige der Tiere unter Stress, die Punkte dafür nannte ich bereits. Das liegt aber nicht daran, dass Zootierpfleger böse Menschen sind. Es liegt vilemehr daran, dass in Zoos in der Regel keine Einzelvögel/Problemvögel/Handaufzuchten eine besondere Aufmerksamkeit benötigen, da sie ihre Artgenossen haben. Vögel die jahrelang einzeln in Käfigen gehalten wurden haben meist psychische und physische Schäden.

Das hier behandelte Thema ist aus meiner Sicht nicht mit einer Meldung beim Veterinär oder Tierschutz getan. Das kann aus der Sicht des Tieres auch nach hinten los gehen. Eine Belehrung oder Tipps an die Besitzerin sind meist auch kontraproduktiv. Ganz nach dem Motto "Mein Graupapagei liebt Leberwurstbrot!" kann man auch hier wenig machen. :(

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Hagebuttenkeks  11.02.2015, 18:58
@Aratinga
Vögel die jahrelang einzeln in Käfigen gehalten wurden haben meist psychische und physische Schäden.

Grundsätzlich wären sie dennoch in einer Auffangstation o.ä. besser aufgehoben.

Jedoch sagte ich auch bereits, dass sich manche Vögel vielleicht gar nicht meh vergesellschaften lassen, weil sie fehlgeprägt sind bspw.

Man kann also erst einmal versuchen, mit der Besitzerin zu reden und ihr die Gründe für das Rupfen nennen, die eindeutig auf die Einzelhaltung zurückzuführen sind sowie wohl auch die Umgebung. Man sollte ihr zeigen, wie diese Vögel in freier Natur leben und dass sie in Gefangenschaft ein wenigstens halbwegs gerechtes Leben führen sollten, wozu auch Artgenossen gehören.

Ja, die meisten Leute sind uneinsichtig. Sie möchten einfach nicht die Wahrheit hören. Dies könnte ja bedeuten, dass sie sich von ihrem geliebten Tier trennen müssten...Da denken leider viel zu viele egoistisch und handeln nicht im Wohle des Tieres.

Man könnte alternativ auch in entsprechenden Foren nach einem neuen Zuhause für die Vögel suchen. Dies setzt allerdings eine evtl. längere Partnersuche voraus.

Ich möchte schon seit einigen Jahren diesen Vogelpark besuchen, nebenbei bemerkt :)

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Aratinga  14.02.2015, 00:40
@Hagebuttenkeks

In Sachen Papageien hat der Vogelpark leider nicht mehr viel zu bieten. Schwerpunkt liegt nun bei Hokkos, Kranichen und Hornvögeln. Dafür mussten auch viele ehemalige Papageienvolieren weichen und wurden für andere Arten umgestaltet. Arten wie z.B. Saphirlori, Arasittich, Riedels Edelpapagei oder auch Pompadoursittich sind aus dem Park verschwunden. Ich durfte solche Arten noch pflegen, aber nach und nach verschwanden sie. Aus meiner Sicht ist diese Entwicklung kontraproduktiv, da so bei den Papageien ein "Einheitsbrei" entsteht, welchen man bei Züchtern und auf Vogelbörsen bereits seit Jahren erkennen kann. Mache lieber Urlaub auf Teneriffa und besuche den Loro Parque. Selbst wenn du nicht in die Zuchtstation La Vera kannst hast du eine enorme Fülle an zig-Papageienarten und -unterarten, welche weltweit einmalig sind.

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Hagebuttenkeks  14.02.2015, 14:59
@Aratinga

Das ist ja schade. Gerade die Papageien hätten mich gereizt...Und welch unglaublichen Vögel sie dort nicht mehr haben.

Den Loro Parque möchte ich auch gerne besuchen. Mir passt es jedoch nicht, dass sie Delfine und Wale halten und Shows mit diesen Tieren veranstalten...

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Aratinga  15.02.2015, 11:39
@Hagebuttenkeks

Das ist wohl war. Wir haben uns damals die Shows angesehen, würde dies aber bei einem erneuten Besuch boykottieren. Auch die Papageienshow war damals teilweise nicht vertretbar. Hauptsächlich waren wir wegen der enormen Fülle an Papageienarten im LP. Das lohnt sich auf jeden Fall. Wenn du schon mal auf Teneriffa bist solltest du den staatlichen und den privaten botanischen Garten in Puerto de la Cruz besuchen. Das lohnt sich.

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Hagebuttenkeks  18.02.2015, 22:57
@Aratinga

Ja, die Vielfalt an Vögeln im Loro Parque würde ich nur allzu gerne mal bestaunen. Vielleicht wird es ja mal etwas mit einem Besuch, wenn dort ein Umdenken stattfindet. Etliche Petitionen gab es ja schon und wird es auch weiterhin geben, bis sich etwas ändert.

Danke für den Tipp mit dem botanischen Garten :)

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Ja diese beiden Arten vertragen sich meistens, und komunizieren tuen die natürlich auch miteinander, sind sehr intelligente Tiere. Verpaarung mit Artgenossen ist trotzdem in der Regel immer am besten.