Glaubt ihr es lohnt sich vor dem Medizinstudium eine Ausbildung zum Rettungssanitäter?

8 Antworten

Von Experte RedPanther bestätigt

Vorab: ich habe weder Medizin studiert, noch habe ich es vor jemals zu tun.

Ich finde, dass es sich durchaus lohnen kann, aus mehreren Gründen: man bekommt in relativ kurzer Zeit schon eine Menge Vorwissen, lernt den Umgang mit Patienten, Untersuchungsmethoden, handwerkliche Fähigkeiten, das Gesundheitssystem an sich kennen, die Arbeit in Stresssituationen, im Schichtdienst. Dieser Erkenntnise beruhen sowohl auf persönlichen Erfahrungen als auch auf Gesprächen mit Kollegen, die Medizin studieren.

Dazu kommt: ich bemerke es, dass die Notärzte, die früher RS/RA waren, deutlich besser mit Patienten umgehen können und ein viel besseres Verständnis für die organisatorischen und taktischen Aspekte des nichtärztlichen Personals haben. Nicht jeder Notart versteht, warum wir etwas so oder anders machen, warum wir die Patienten anders sehen als die Ärzte. Viele Notärzte, die reine "ehemalige" Studenten sind, haben kein Verständnis dafür, dass Rettungsdienstler völlig andere (juristische) Grenzen ihrer Arbeit haben, als sie.

Das ganze aus einer anderen Sichtweise betrachtet: mit der RS-Qualifikation hast du eine Basis für einen relativ Studentenverträglichen Nebenjob und eine Lösung für den Fall eines Abbruches des Studiums.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

BigMac2002 
Beitragsersteller
 20.04.2021, 14:43
Vielen Dank für die Antwort, iwaniwanowitsch.
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Es gibt einem einen Einblick.

Ob man es selbst braucht und einen auch weiter bringt kann man pauschal nicht sagen.

Ein Medizinstudium ist lang, Die Frage ist, wie viel man dann noch vorher an Zeit investieren möchte.


BigMac2002 
Beitragsersteller
 20.04.2021, 13:52

Guter Gedanke! Vielen Dank!

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Kommt drauf an. Zur Verbesserung der Annahmechancen, weil das Abi zu schlecht ist und man ansonsten vielleicht nichts vorzuweisen hat (wie ein gutes TMS-Ergebnis o. Ä.), kann so eine Ausbildung schon zu einem Platz verhelfen.

Wenn man aber nicht darauf angewiesen ist, über die Anrechnung dieser Ausbildung einen Platz zu bekommen, weiß ich nicht, ob’s mir der Zeitaufwand wert wäre - klar hat man so die Möglichkeit, einen Beruf im medizinischen Bereich kennenzulernen. Aber der Arztberuf oder ein Job in der medizinischen Forschung / Lehre (oder wohin auch immer man sonst nach dem Studium geht...) ist schon nochmal was ganz anderes als der Job des Rettungssanitäters. Heißt, herausfinden, ob das Studium und die spätere Karriere „wirklich was für einen ist“, kann man durch die Ausbildung mMn nur sehr sehr bedingt. Da tuts ein Praktikum im Krankenhaus oder z. B. in einer Praxis (nicht das ohnehin vorgeschriebene Pflegepraktikum) für die meisten schon eher, denke ich.

Ausserdem braucht man halt ohnehin schon sehr lange vom Studienbeginn bis zur Approbation und, falls man will, dann noch bis zur abgeschlossenen Facharztausbildung. Etwaige Verzögerungen wegen einer potenziellen Doktorarbeit, Familienplanung o. Ä. mal ganz ausgenommen. Auch hier gilt also - ich weiß nicht, ob sich die Ausbildung so lohnt, wenn man auch so einen Studienplatz bekäme, den Ausbildungsberuf später gar nicht ausüben möchte und sich im eigenen Wunsch, Medizin machen zu wollen, schon sicher ist. Was für einen Humanmediziner relevant ist, lernt man im Studium, da braucht man kein Vorwissen aus irgendeiner Ausbildung.

Und zu guter Letzt muss man auch sagen, den Ausbildungsplatz, den man dann hat (wenn man denn einen bekommt), nimmt man jemand anderem weg. Bzw. kann er auf jeden Fall nicht durch eine andere Person besetzt werden, die u. U. wirklich aus Überzeugung Rettungssanitäter werden möchte.


BigMac2002 
Beitragsersteller
 20.04.2021, 14:04

Ich danke dir für diese ausführliche Antwort!

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Du lernst dort die Realität kennen... und kannst auch sehen, ob es wirklich Dein Ding ist...bzw. was du hinterher mit dem Studium anfangen willst... Notfallmedizin ist eine der härtesten Versionen... Du bekommst die Schwerstverletzten als erster zu sehen und nicht "sauber" und operiert in der Station...

(Ich war Sani und im Krkhs)


Lucysyy  20.04.2021, 14:03

Nur, weil man sich nicht für die Notfallmedizin begeistern kann, ist man nicht gleich ungeeignet fürs Medizinstudium. Das ist auch ein Trugschluss.

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Also ich weiß zwar nicht wo du studieren willst und welchen Schnitt du hast, aber je nachdem hast du vielleicht lange Wartezeiten und ich denke da lohnt es sich auf jeden Fall! Du lernst vorab schon einiges über Krankheitsbilder und den Umgang mit Patienten (ich denke wir kennen alle den Arzt, der eigentlich nicht für seinen Job gemacht ist), verdienst schon etwas Geld, womit du gleich dein Studium finanzieren kannst und bist kurz gesagt einfach beschäftigt. Nur rumliegen in dieser Zeit ist eher nicht so sinnvoll, da man sich dann nicht mehr aufraffen kann (spreche aus Erfahrung).
Wer weiß, vielleicht merkst du während der Ausbildung auch, dass Medizin doch nicht das richtige ist, dann verschwendest du kein Geld für die Studiengebühren.
Ich wünsche dir auf alle Fälle viel Erfolg!