Gibt es einen Beweis gegen Ultra-Fatalismus?


05.04.2021, 18:33

3 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Im Prinzip kannst du immer eine Entscheidung treffen. Du hast einen freien Willen. Du kannst dich dem Widersetzen was dein Körper von dir verlangt und sterben. Du kannst dich der Gesellschaft widersetzen und dafür vielleicht schief angeguckt werden auf der Straße. Auch wenn du Jahre lang süchtig nach Glücksspielen warst, kannst du irgendwann den Schlussstrich ziehen. Keiner sagt, dass es einfach ist, aber es ist möglich.

Du hast immer einen freien Willen.

,,Gegen einen Widerstand ankämpfen zu können, beschreibt wie frei wir wirklich sind", würde Jean Paul Sartre behaupten.

Ein Häftling kann jederzeit entscheiden, ob er versucht aus seinem Knast auszubrechen oder ob er sich ganz brav verhält.


Tobulus  18.04.2021, 09:40

Das ist doch kein gegenargument. Er sagt er ist fatalist und du sagst "ne" ^^

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DerOneironaut  18.04.2021, 23:21
@Tobulus

Ein ,,Gegenargument" wie du es nennst, kann man bringen, indem man die Logik eines Argumentes in Frage stellt oder die Prämissen kritisiert. Ich habe zweiteres getan.

Kann ein Atheist denn auch nicht mit einem Christen über Gott diskutieren?

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Tobulus  19.04.2021, 04:07
@DerOneironaut

Du sagst trotzdem einfach nur, dass er immer die freie entscheidung hat. Diese entscheidungen sind aber möglicherweise keine entscheidungen sondern nur scheinentscheidungen, die aufgrund chemischer reaktionen getroffen werden, die man theoretisch messen kann und darum gehts, da ändert dein beitrag eben nichts dran. Atheismus ist sowieso unlogisch, aber davon abgesehen: klar

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DerOneironaut  19.04.2021, 22:52
@Tobulus

Eine Scheinentscheidung gibt es für mich nur, wenn man sich innerhalb weniger Sekunden entscheidet z.Bsp. wenn man gefragt wird, ob man lieber Erdbeeren oder Kirschen in seinem Eis hätte. Dann folgt man seinen unterbewussten und nur teilweise bewussten Überzeugungen, aber wenn du beispielsweise überlegst, welche Fachrichtung du studieren willst, wirst du lange und reflektiert nachdenken(Vor- und Nachteile miteinander abwägen) . Da gibt es keine Scheinentscheidung. Alles auf Scheinentscheidung zu reduzieren ist genauso unlogisch wie Atheismus.

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Tobulus  19.04.2021, 23:04
@DerOneironaut

Dann verstehst du scheinbar das prinzip des determinismus nicht. Was dagegen spricht, wäre a) die unschärferelation oder b) die existenz von gottähnlichen kräften. Alles auf scheinentscheidungen zu reduzieren ist absolut logisch, wären a und b ausgeschlossen. Es macht absolut keinen unterschied, wie lange man für eine entscheidung überlegt. Der weg, wie diese entscheidung zustandekommt, ist so oder so keine leistung des geistes, sondern eine kettenreaktion auf stofflicher, materieller ebene. Atheismus ist dennoch unlogisch, weil man nichts widerlegen kann, was so mächtig ist, dass es alle gesetze, gedanken, erinnerungen und überhaupt alles steuern und verändern kann.

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DerOneironaut  20.04.2021, 23:19
@Tobulus

Ich kann dir jetzt nichts zur Unschärferelation sagen, weil ich nicht tiefsinning mit der Physik vertraut bin,aber bin mir dennoch sicher, dass ich den Determinus verstanden habe. Ich wollte viel mehr zeigen, dass der Determinismus nicht ganz schlüssig ist. Das psychische Erlebnis(hier die bewusste Entscheidung) ist eben nicht rein objektiv durch Hirnströme zu verfolgen. Ich habe zu meinem Körper noch ein Bewusstsein. Und könntest du mir jemals beweisen, dass mein Bewusstsein durch mein Gehirn gelenkt wird? Nein, weil sich das Bewusstsein nicht objektiv durch Experimente oder Messungen erfassen lässt. Man kann vielleicht bestimmte Hirnaktivitäten bei einer Entscheidung messen, aber dadurch keinen Denkprozess oder das Bewusstsein nachvollziehen. Für mich gibt es eindeutig mehr als nur den Körper.Thomas Nagel nennt dies auch das ,,Problem des Fremdpsychischem". Ich hoffe, dass es halbwegs verständlich ist und ich nicht zu sehr abgedriftet bin.

Die Existenz Gottes wäre für mich zudem nicht unbedingt ein Argument dafür, dass wir einen freien Willen haben. Vielleicht legt Gott uns ein Schicksal fest und wir könnten diesem niemals entweichen, egal wie sehr wir es versuchten. Dann wären wir doch auch determiniert,aber ich verstehe deinen Punkt.

Es freut mich übrigens sehr, dass es zu unserer Zeit noch Menschen gibt, die sich auf solche Diskussionen einlassen. Den meisten wäre es schon ,,zu anstrengend" so weit zu denken.

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Tobulus  21.04.2021, 00:55
@DerOneironaut

Dass man hirnaktivität nicht zu 100% messen kann, liegt aber höchstwahrscheinlich (wer weiß, was man noch so rausfindet) am (derzeitigen) mangel von praktischen möglichkeiten, nicht an theoretischer unmöglichkeit. Anders ist es laut der unschärferelation, nach der 2 komplementäre eigenschaften eines quants nicht beliebig genau bestimmt werden können, was NICHT an fehlendem technologischen fortschritt liegt, sondern einfach unmöglich ist.

Du hast natürlich recht, die existenz einer göttlichen kraft widerlegt nicht zwingend den determinismus, wie du sagst, kann es aber freilich.

Ja, ist schön. Schade nur, dass der fragensteller hierfür missbraucht wird :P

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es gibt bisher keinen beweis für gott, also nehme ich an, dass es keinen gibt und lasse das aus dem spiel. physikalisch hat alles eine ursache und wirkung bis auf atomebene, von daher könnte man sagen, dass alles vorbestimmt ist.

2 dinge dazu: die physik hat relativ sicher festgestellt, dass man im quantenbereich nicht mehr mit zuständen, sondern mit wahrscheinlichkeiten rechnet, daher wäre ab hier wieder alles offen. also keine vorbestimmung.

kannst du allerdings etwas ändern? das kommt darauf an, wie du "dich" definierst. bist du die menge an teilchen, die deinen körper bilden? nur dein gehirn? deine erinnerung, persönlichkeit, träume und gedanken? bist du ein unabhängiges wesen oder eine masse, die tut, was die physik ihr vorgibt? und so wir sind wieder am anfang. es ist weniger die frage "ist alles vorbestimmt? habe ich eine wahl?" als "wie sehe ich mich?"

denkst du, dass du eine wahl hast, hast du sie. wenn du sagst, dass du keine wahl hast, darfst du niemals jemandem etwas vorwerfen, da sie das gleiche behaupten können.

oder so

Die heisenbergsche unschärferelation hat determinismus bzw fatalismus widerlegt.