Französische Revolution - Anzahl der Toten

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Die Zahlenangaben sind miteinander vereinbar, wenn darauf geachtet wird, worauf sie sich beziehen.

Die etwa 40000 Opfer der Schreckensherrschaft sind Tote infolge staatlicher Gerichtsverfahren. Sie sind bei Hinrichtungen (z. B. aufgrund Verurteilungen durch das Revolutionstribunal [tribunal révolutionnaire] in Paris) und in Gefängnissen gestorben. Die Totenzahlen bei den Bürgerkriegskämpfen beziehen sich auf jede Art von Toten auf beiden Seiten aufgrund der Bürgerkriegskämpfe. Die Zahl dieser Toten ist deutlich höher als die der Toten infolge staatlicher Gerichtsverfahren. In der Vendée ist sie besondere hoch gewesen. Für die Anzahl dieser Toten gibt es nur sehr ungefähre Schätzungen.

Eine zwar ältere, aber wichtige Untersuchung, die eine Mindestzahl anhand von Archivunterlagen belegbarer Opfer von Hinrichtungen enthält, ist:

Donald M. Greer, The incidence of the terror during the French Revolution: a statistical interpretation. Cambridge, Massachusetts : Harvard UniversityPress, 1935 (Harvard historical monographs ; 8)

Für Klarheit ist wichtig, den Zeitraum genau anzugeben und zu erläutern, um was für Tote es geht. Als „Schrecken“ („ Terreur“) gilt gewöhnlich der Zeitraum Anfang Juni 1793 bis Ende Juli 1794.

Jean Tulard, Frankreich im Zeitalter der Revolutionen 1789 – 1851. Aus dem Französischen übertragen von Arnulf Moser. Stuttgart : Deutsche Verlagsanstalt, 1989 (Geschichte Frankreichs ; Band 4), S. 123:
„Wie viele Menschen der Schreckensherrschaft zum Opfer fielen, weiß man nicht. Man schätzt 40000. Es gab zwischen 300000 und 500000 Verdächtige, also 2 Prozent der Bevölkerung, denen ein unterschiedliches Schicksal zuteil wurde. Die Statistik der in Paris offiziell verurteilten und hingerichteten Personen könnte auf einen starken Anteil der Angehörigen des Dritten Standes hinweisen: etwa 75 Prozent gegenüber 5 Prozent Geistlichen und 9 Prozent Adligen.“ Die Vendée komme hinzu.

Ernst Schulin, Die Französische Revolution. 4., überarbeitete Auflage. München : Beck, 2004 (Beck's historische Bibliothek), S. 228 – 229 gibt an:

Nach Donald Greer sind von März 1793 bis August 1794 im ganzen 16594 hingerichtet worden. Außerdem hat es Massenhinrichtungen in Lyon und anderswo gegeben, deren Opferzahlen kaum zu errechnen sind, mehrere Tausend. In überfüllten Gefängnissen, zu diesem Zweck verwendeten Schlössern, Klöstern, Kirchen und Herrenhäusern, in denen während Zeit vielleicht eine halbe Millionen Menschen zusammengetrieben worden waren, sind Tausende an Seuchen und Unterernährung umgekommen. Unsicher, aber noch weit höher ist die Zahl der Todesopfer während der Bürgerkriegskämpfe, besonders in der Vendée.

Die Anzahl der Hinrichtungen betrug zunächst durchschnittlich monatlich 100, im November 1793 fast 500, im Dezember 1793 3300.

Die weit höheren Zahlen der Todesopfer während der verheerenden Bürgerkriegskämpfe fehlen bei diesen Berechnungen.


D4nii 
Beitragsersteller
 15.06.2014, 15:31

Achso :D

Dankeschön, das war extrem hilfreich! :)

Französische Revolution ist eben ein wager Begriff. Das ist keine Schlacht wo man die Opfer genau zählen kann. Wie willst Du die Zeit der Revolution allein begrenzen? Du kannst nach dem Sturm auf die Bastille aufhören oder erst wenn sich Napoleon zum Kaiser hat krönen lassen. Willst Du den Priester, den man zwischendurch i-wo aufm Lande gelyncht hat als Revolutionsopfer zählen oder nicht? Das erklärt die unterschiedlichen Lesarten. Überhaupt finde ich diesenmodernen Wahn über die Opferzahlen absurd. Es ist eigtl. egal ob ein Unschuldiger oder 100000 gestorben sind. Aber man Möchte die "Schreckensherrschaft" mit Opferzahlen belegen statt die genauen Hintergründe der Zeit sich anzusehen.


D4nii 
Beitragsersteller
 15.06.2014, 15:18

Naja die Schreckensherrschaft ging vom September 1793 bis zum Sturz von Robespierre 27.Juli 1794, also die Zeiteingerenzung war vorhanden. Ich finde es auch ein wenig unsinnig, aber leider ist das von mir gefordert. ^^