Erwin Rommel,Held oder Tyrann?

4 Antworten

Ich glaube man kann einen Menschen nicht so "schwarz-weiß" beurteilen. Er gehörte lange Zeit zum Nazi-Regime, blieb diesem aber nicht treu und wurde schließlich zum Selbstmord gezwungen. Auf der einen Seite war er also ein Nazi, auf der anderen Seite brach er mit den Nationalsozialisten. Du kannst es drehen wie du willst, in den Augen der einen wird er immer ein Nazi bleiben, andere sehen vielleicht als Märtyrer und unentnazifizierte Mitbürger werden ihn als Verräter betrachten.


KHLange  10.01.2018, 18:05

Rommel war ein begnadeter Stratege; politisch aber sehr naiv. Es ist ein Gespräch mit A.H. überliefert, worin er vorschlug, doch einen Juden als Verwalter der gerade besetzten osteuropäischen Gebiete einzusetzen, um den Antisemitismusvorwürfen der Kriegsgegner den Boden zu entziehen, worauf der Angesprochene erwiderte: "Ach mein lieber Rommel, Sie haben offensichtlich den Nationalsozialismus nicht verstanden." Da hatte er einmal Recht.

atom74  10.01.2018, 16:54

Ich finde es immer schwierig, bei führenden Nazis, wie Rommel es auch war, jegliche Schuld an Kriegsverbrechen abzusprechen, weil die Grenze an Mitschuld schwer gezogen werden kann. Ist z.B. Mitwissen, Tolerierung bereits auch Schuld?Ist ein General auch schuld, wenn z.B. Kriegsverbrechen ohne sein Mitwissen innerhalb seiner Einheit begangen werden? Könnten seine Befehle missverstanden worden sein?
Deshalb schliesse ich mich voll der Meinung  von PHLORANIOS an, man kann es nie schwarz-weiss sehen und eine Glorifizierung finde ich heikel.

lochstopfer2002 
Beitragsersteller
 10.01.2018, 16:45

er hatte ja aber soweit ich weiß nichts mit der Judenverfolgung,Kriegsverbrechen zutun dachte ich

verreisterNutzer  10.01.2018, 16:53
@lochstopfer2002

Naja persönlich nicht, aber ich würde sagen als Mitglied des Regimes, also der Regierung, kann man von "mitgehangen, mitgefangen" sprechen. Es sei denn, seine Aussprache gegen die Judenverfolgung wäre der Grund für seinen erzwungenen Selbstmord, aber das wäre mir neu.

Rommel war als General sehr fähig, aber politisch völlig naiv. Er erkannte 1943/44, dass der Krieg verloren war und forderte Hitler zu entsprechenden Schritten auf. Dass Hitler nicht realpolitisch, sondern verbrecherisch motiviert war, sah er nicht.

Rommel wurde von den Nazis propagandistisch als genialer "Wüstenfuchs" populär gemacht. Er stand in losem Kontakt zu Offizieren des Widerstands, ohne selbst bereit zu sein, gegen Hitler vorzugehen. Als Papiere auftauchten, die die Kontakte belegten, zwangen die Nazis Rommel zum Selbstmord. Er schluckte tatsächlich gehorsam die Giftampulle. Das Regime log den Tod in einen Autounfall um und veranstaltete heuchlerische Staatsakte zu seiner Ehre, ein seltenes Schmierenstück.

Zu einem Helden fehlt diesem Mann fast alles außer persönlichem Mut. Als Held hätte er seine Popularität nutzen und voll auf Risiko gehen müssen und den Putsch gegen Hitler anführen können. Er wäre damit vielleicht zu einem wahren "Retter Deutschlands" geworden.

Rommel war ein General alter Schule. Er hat als Soldat einen Eid geleistet, dem er sich verpflichtet fühlte. Er hätte diesen Eid befolgt, gleichgültig wer an der Spitze Deutschland stand (Kaiser, König oder Kanzler).

Rommel war ein großer Taktiker, vor dem seine Gegner, als dem Wüstenfuchs, den Hut gezogen haben.

Als er Hitlers Befehle als unsinnig erkannte, hat er Hitler widersprochen. Der hat ihn gezwungen, sich umzubringen.

Das wurde vertuscht und Rommel als großer Held mit einem Staatsbegräbnis begraben.