Erschwert die Ehrlichkeit eines Menschen das Leben so sehr das es manchmal besser ist zu Lügen?

21 Antworten

Jeder Mensch luegt hundertfach am Tag, wenn man es genau nimmt. Die Wahrheit kann sehr schmerzhaft sein und grossen Schaden anrichten. Und daher luegen wir auch oft, um dem anderen einfach nicht weg zu tun und keinen Schaden anzurichten. Und in solchen Faellen finde ich luegen wirklich okay.

Wenn mich z.B. ein sehr unsicherer Mensch fragt, ob mir sein neuer Mantel gefaellt. Dann koennte ich wahrheitsgemaess antworten : " ich finde den total haesslich". Das wuerde diesen Menschen total verunsichern, er wuerde sich total zurueckgestossen fuehlen und es wuerde sein Leben negativ beeinflussen. Ich koennte aber auch sagen "das ist nicht ganz mein Geschmack", das waere nicht ganz ehrlich, denn man findet ihn ja haesslich, aber auch nicht ganz so schlimm gelogen. Man koennte auch sagen: "er ist eigentlich ganz schoen, aber ich bin mir nicht sicher, ob er so ganz zu dir passt, ich denke, du solltest vielleicht lieber etwas kuerzere Maentel tragen in einer freundlicheren Farbe, das wuerde wirklich super zu dir passen, wir koennen ja mal zusammen einkaufen gehen". Hier luege ich ein wenig, gebe aber gleichzeitig auch Lebenshilfe und bewirke, dass die Person sich in Zukunft ggf. besser fuehlt. Ich koennte aber auch sagen: "der Mantel ist wirklich toll, steht dir klasse, so was solltest du oefter tragen, wo hast du den denn her, so einen will ich auch haben". Dann verarschst du die Person und das ist treist gelogen und total gemein.

Es gibt also ganz verschiedene Arten von Luegen, manche sind gut und hoeflich und nett, andere sind heruntermachend und gemein.

Wer immer nur die volle Wahrheit sagt, macht sich schnell unbeliebt, auf der Arbeit und im Freundeskreis auch. Daher sollte man da immer abwaegen, ob man was nicht fuer sich behaelt oder eine kleine Notluege gebraucht.

Wenn einem ein Freund hingegen immer beluegt und einem wichtiges verheimlicht, dann ist das nicht wirklich schoen und macht die Freundschaft bald kaputt. Oder man luegt fuer einen Freund, weil der einem der Freundschaft wegen darum bittet. Und manchmal ist es besser, die Wahrheit vielleicht nur scheibchenweise rauszulassen, damit man jemanden nicht den Boden unter den Fuessen wegzieht.

Sagt man z.B. jemanden, der felsenfest von der Treue des Partners ueberzeugt ist, dass der ihn betruegt (weil man das definitiv weiss), dann wird dieser total entsetzt sein und sehr boese auf den, der so was schlimmes behauptet. Hier ist es vielleicht einfach besser, nur kleine Wahrheiten rauszulassen, so dass diese Person langsam selbst dahinter kommen kann, dass da was nicht stimmt. Bei manchen Menschen ist es aber so, dass sie mit einer Luege leben wollen und z.b. gar niciht wirklich sehen wollen, was ein Partner so nebenher treibt. Sie wollen einfach in ihrer Scheinwelt gluecklich sein und bleiben. Denen wuerde ich dann auch nicht die Wahrheit sagen.

Es kommt immer drauf an, wer die Wahrheit verdient hat.

Freunden würde ich immer ehrlich gegenüber sein, aber Feinden offen ins Gesicht lügen. Die würden das nicht anders tun. Und von Freunden erwarte ich das selbe.

Man kann seinen Feinden aber auch mit Ehrlichkeit schade, zB indem man ihm die ehrliche Meinung sagt.

Die Gesellschaft erwartet von uns, dass wir lügen: "Wie geht es Dir" - "gut, und selbst" - "ja, mir auch". Kaum jemand will hier eine ehrliche Antwort. Und die Leute sind genervt, wenn man tatsächlich immer die Wahrheit sagt... "belaste mich nicht mit Deinen Problemen"...

Ja, ich würde sagen, immer ehrlich zu sein erschert das leben schon ganz erheblich. Deswegen umgebe ich mich nur mit Personen, die Ehrlichkeit vertragen können.

Ich bin sicher, dass niemand mit einem Menschen zu tun haben möchte, der ständig durch die Gegend läuft und die Wahrheit verkündet. Das fängt damit an, dass du auf Arbeit (oder vielleicht schon zu Hause) Guten Morgen sagst, auch wenn du keine Lust hast und den anderen momentan am liebsten in die Wüste schicken würdest und setzt sich den ganzen Tag so fort.

Aber es gibt Dinge, bei denen solltest du ehrlich sein - nämlich immer dann, wenn es um Vertrauen geht! Wo genau die Grenzen liegen, muss wahrscheinlich jeder mit sich selbst ausmachen, das hat etwas mit den eigenen Werten zu tun.

Wenn du selber darüber nachdenkst, dass eine kleine Notlüge besser gewesen wäre, als den anderen zu kränken, ist da (nach meiner Wertvorstellung) nichts dabei, zum Beispiel: " der neue Mantel ist ganz hübsch, aber nicht ganz mein Geschmack" anstatt "meine Güte, wie rennst du den herum!!!"

Anders sieht es schon aus, wenn dich ein unsicherer Mensch um deine Meinung fragt oder in der Arbeit "Mist" gemacht hat. Es macht dann keinen Sinn, ihm aus Rücksicht etwas vorzugaukeln, was nicht den Tatsachen entspricht, weil er dann glaubt, auf dem richtigen Weg zu sein. Aber es dürfte für ihn ein Unterschied sein, ob du sagtst: "was hast du denn hier für eine Sch**** gemacht?" oder dich stattdessen mit ihm sachlich über die Wirkung auseinandersetzt.

Lügen ist oft der einfacher Weg, nur irgendwo holt ein die Vergangenheit ein.

Wir hatte die Gewohnheit mit einem Freund auf See zu Speisen und von dort das letzte feuerwerk des Jahr bewundern. Als er ein Monat vor sein Tot mich fragte ob wir es zusammen wider hohlen konnte ich ihm nicht sagen das es für ihm keines mehr geben wird , aber was sollte ich ihm sagen außer das wenn es ihm besser ist das die Tradition vorgesetzt wird könnte auch nie mehr die Tour machen.

Im Prinzip hast du Recht: Es ist sehr schwer, immer bei der Wahrheit zu bleiben. Das hat aber einen riesengroßen Vorteil: Man kann sich erlauben, ein schlechtes Gedächtnis zu haben, weil man all die Lügen nicht behalten muss.

Ich habe mir angewöhnt, einfach den Mund zu halten, wenn die Wahrheit zu "Dämpfern" führt. Auch Formulierungen in der Ich-Form in Verbindung mit Einschränkungen wie " für meinen eingeschränkten Einblick", "nach meiner Fantasie" o.ä. sind hilfreich.