Erfahrungen beim BND (gehobener Dienst)?
Hallo würde mich für eure Erfahrungen beim BND interessieren vor allem im gehobenen nicht technischen Dienst. Wie ist das Arbeitsklima und Umfeld? Wie siehts mit Überstunden aus (durchschnittlich im Monat und welche Zeiten). Wie bewertet ihr den Arbeitgeber insgesamt?
Danke :)
2 Antworten
Zur genauen Tätigkeit und dem Umfeld beim BND wird hier, selbst wenn hier BND Mitarbeiter sein sollten, aus Geheimhaltungs- und Sicherheitsgründen keiner etwas sagen.
- Arbeitszeit: 41 Stunden pro Woche zzgl. unbezahlte Überstunden (ich im Zollfahndungsdienst habe 2-5 Überstunden pro Woche), Gleitzeit möglich
- Besoldung: A9 - A13 BBesG (s. Anlage IV BBesG) zzgl. Zulagen (Erhöhungsbetrag i.H.v. 10,42 Euro, Nachrichtendienstzulage 200,00 Euro, ggf. Familienzuschlag, ggf. Auslandszuschlag)
- Dienstorte: Berlin, Pullach bei München, weitere BND Dienststellen im Bundesgebiet, ggf. Deutsche Auslandsvertretungen weltweit - uneingeschränkte Versetzungsbereitschaft wird vorausgesetzt
Vor der Einstellung beim BND muss man einer Sicherheitsüberprüfung (SÜ 3) i.S.d. SÜG zustimmen. Die bloße Erklärung, dass man als Beamter jederzeit für die freiheitlich demokratische Grundordnung eintritt, reicht da nicht aus. Hier wird im Rahmen der Sicherheitsüberprüfung (SÜ) überprüft, wie ernst man diese Erklärung nimmt.
Neben der SÜ 4, die es nur im Geschäftsbereich des Bundesverteidigungsministerium gibt, ist die SÜ 3 die höchste SÜ.
[Achtung, nicht verifiziert:
- Vom Hörensagen her geht diese (SÜ 3) soweit, dass die Einstellungsbehörde Behördenmitarbeiter, die sich nur sehr wage vorstellen ("Wir kommen von einer Behörde des BMI in Köln"), zu von den Bewerben genannten Referenzpersonen nach Hau schickt, und die Referenzpersonen über die Bewerber ausfragen.
- Das ist bei den Nachrichtendiensten die Stelle, neben dem schriftlichen Auswahlverfahren, wo es bei den meisten scheitert.]
Ich selbst wurde 2x der SÜ 1 unterzogen. Einmal für meinen Dienst im Zollfahndungsdienst und einmal im Rahmen der SÜ meiner Partnerin für ihren Dienst beim BAMF. Die SÜ 1 ist etwa vergleichbar mit den Fragen auf einem ESTA Antrag für die Einreise in die USA.
Aufgrund der Arbeit mit streng-geheimen Inhalten kann der BND Einfluss auf die Urlaubsplanung nehmen. So könnte es mit Reisen an die afghanisch-pakistanische Grenze oder in die Demokratische Volksrepublik Korea (Nordkorea) schwierig werden.
Die Bezahlung nach A9 - A13 ist für Absolventen eines FH-Diploms bei weitem nicht die beste und in der freien Wirtschaft ist für vergleichbare Angestellte mehr zu verdienen, aber im gD des Bundes muss man auch in Berlin nicht am Hungertuch nagen. Die meisten gDler können ein gutes Mittelschicht-Leben führen.
Die aktuelle Besoldungstabelle mit den Grundbezügen sieht wie folgt aus:
Ab März 2024 soll die Tabelle so aussehen:
Während des Vorbereitungsdienstes, hier dem dualen Studium, erhält man Anwärterbezüge. Die Anwärtergrundbezüge betragen derzeit 1.557,52 Euro brutto, ab März 2024 sollen es 1.744,22 Euro brutto sein.


Übrigens weißt du zufällig wie das mit den Referenz Personen ist bei der SÜ 3 Untersuchung, kann man da Familie 1. Grades angeben?
Bei der SÜ 3 kann man wohl nahe Familienangehörige oder enge Freunde angeben.
Am Ende kommen die im gD auf über 6000 Euro Brutto mit Zuschlägen wo soll da von Mittelschicht oder schlechter Bezahlung die Rede sein? Da lebt man schon in der höheren Schicht ist privat Versichert und Unkündbar hat vorteile bei Banken usw also wer da von nur "guter" Mittelschicht redet sollte sich das nochmal anschauen
41h als Beamt:in ist mehr als unattraktiv.
Gleitzeit ist positiv, aber die Regelarbeitszeit 8:12 H und dann noch je nach Fall 30 Min bis 1h Pause.
Und wenn da Pendelzeiten von 30 min je Strecke ist hat man den ganzen Tag weg, so dass es nicht wirklich lohnt.
Danke für die Antwort. Was meinst du mit 41h sind als Beamter unattraktiv? Und was sind so die Anfangszeiten also so 7:00 Uhr oder wann geht der Arbeitstag so los?
Als Beamter im gehobenen Dienst kannst du in den teuren Ballungsräumen allenfalls in gesicherter Armut leben.
Sprichst du aus Erfahrung oder ist das nur eine Annahme?
Ich spreche aus Erfahrung. Zwar war ich mal kurzzeitig Beamter im höheren Dienst, aber selbst mit der Besoldungsgruppe A13 konnte man in einer deutschen Großstadt mit seinem Beamtengehalt gerade so über die Runden kommen.
Hm schade... naja wenn ich fragen darf wie ist das mit Überstunden bekommt man die bezahlt oder wie läuft das im öffentlichen Dienst?(wenn du in einem Nachrichtendienst warst wäe interessant wie es vorallem dort läuft)
Nein, Überstunden bekommt man in aller Regel nicht ausbezahlt, sondern kann diese bei sich bietender Gelegenheit abfeiern. Näheres regelt aber immer der Dienstvertrag.
Fraglich ist allerdings, ob dir der Dienst bei den Obergeheimnisträgern gefällt, denn privater Tratsch am Arbeitsplatz ist bei den Diensten nicht gerne gesehen.
Naja Grundsätzlich interessiert es mich der BND schon ziemlich. Die Frage ist halt nur ob man intern aufsteigen kann weil wie du ja schon angemerkt hast a9 im gehobenen Dienst ist eben nicht sehr viel...
Kann man nicht pauschalisieren. Eine Freundin von mir ist Polizeibeamtin als Polizeikommissarin in A9 im gD in München, und wohnt auch dort.
Und trotz eines sehr kostenintensives Hobby, sie reist zu wirklich jedem FC Bayern Spiel - auch zu den Testspielen in Asien - und kommt in München mehr als gut über die Runden.
Mit A9 kommt sie in München mehr als gut über die Runden? Ich wurde mit meinem A13-Gehalt von den Freunden ausgelacht, welche bei Siemens oder BMW arbeiteten, denn die hatten ein wesentlich höheres Gehalt. Mit A9 muss sie aber wirklich sehr bescheiden sein.
Audi A4 fahren, 2,5 Zimmer Wohnung in München, Business Class fliegen, und die Reisen zu den ganzen Fußballspielen des FCB ist jetzt aber auch nicht das schlechteste.
Dass die Gehälter in freien Wirtschaft höher sind als im öD, ist bekannt, besonders je höher die Position desto größer die Differenz.
Auch ich als Zollbeamtin wurde von Bekannten für meine damals A9-Bezüge belächelt, dann kam Corona und die Bekannten wurden in Kurzarbeit geschickt und hatten nicht mehr so viel zu lachen.
Und meine ehemaligen Kollegen im öffentlichen Dienst hatten mich zuvor belächelt, als ich mein Diebstverhältnis als Beamter des höheren Dienstes aufgab, um in der freien Wirtschaft zu arbeiten. Mittlerweile haben sie eingesehen, dass diese Entscheidung für mich positiv war, denn mit meinem Einkommen können die ehemaligen Kollegen auch nicht in der Besoldungsgruppe A16 mithalten.
Und meine ehemaligen Kollegen im öffentlichen Dienst hatten mich zuvor belächelt, […]
Das kann ich aus verdiensttechnischer Sicht nicht nachvollziehen.
Was ich eigentlich sagen wollte, im gD muss man bei weitem nicht am Hungertuch nagen und kann trotzdem ein sorgenfreies Leben führen.
Die Kollegen dachten da eher an den sicheren Arbeitsplatz und die üppige Pension. Trotzdem hat sich für mich der Wechsel nicht nur finanziell gelohnt.
Allerdings frage ich mich, wie man mit einem A9- oder A10-Gehalt in Städten wie München oder Stuttgart finanziell über die Runden kommen soll.
Wer mit 2.600 Euro netto nicht klar kommt, sollte mal sein Finanzmanagement überdenken.
Auch in Zeiten der hohen Inflation gibt es genug Möglichkeiten Geld zu sparen, ohne auf etwas verzichten müssen.
Wer allein schon für seine Wohnung rund 1.500 Euro Kaltmiete zahlt, dem bleibt nach Abzug aller Nebenkosten und den Kosten fürs Auto, die Versicherungen etc. nicht mehr viel zum Leben. Rücklagen dürften da nicht möglich sein, so dass das nächste Auto dann per Kredit finanziert werden muss. Rücklagen für den Kauf eines Hauses oder einer Eigentumswohnung dürften bei solch einem bescheidenen Gehalt illusorisch sein.
Vielen Dank für die ausführliche Erklärung :)