Elektrik 3-Familienhaus?

Sicherungskasten - (Technik, Technologie, Elektrik) Sicherungskasten - (Technik, Technologie, Elektrik)

4 Antworten

Da die anderen Fragen schon beantwortet wurden möchte ich im speziellen auf Punkt 3 eingehen.

Neue Leitungsschutzschalter gehen prinzipiell immer. FI-Schutzschalter die dem Personenschutz dienen, das muss man sich vor Ort anschauen denn bis 1973 (mit Übergangsfrist bis 1974) war es üblich und erlaubt nicht einen separaten Schutzleiter zu legen sondern einen sogenannten Nullleiter. Der Nullleiter erfüllt die Funktion des Neutral- UND des Schutzleiters. Das ist auch bekannt als klassische Nullung. Es ist nur dann möglich einen FI in der Unterverteilung zu nutzen wenn ein separater Schutzleiter vorhanden ist.

Die Leitungsschutzschalter die man auf deinen Bildern sieht haben schon ein paar Jährchen auf dem Buckel. Die Charakteristik H wird bereits seit Mitte der 1970er nicht mehr hergestellt, die wurde durch die Charakteristik L abgelöst die ihrerseits wiederum 1990 von der aktuell noch verwendeten Charakteristik B abgelöst wurde. Ich würde die auf jeden Fall ersetzen. Die H-Charakteristik hat einen entscheidenden Nachteil, sie ist für höherimpedante Netze ausgelegt. Der magnetische Kurzschlussauslöser löst schon beim zwei- bis dreifachen des Nennstromes aus. Das heißt Verbraucher die einen hohen Anlaufstrom haben (PCs, Monitore, Fernseher, Staubsauger) können unter Umständen unter den heutigen Netzbedingungen (ist wesentlich niederimpedanter als früher) den Leitungsschutz auslösen. Dazu kommt noch das die Dinger durch Alterung empfindlicher werden und auslösen obwohl nichts ist. Aber besser als anders herum.

Zum Thema Verkabelung wurde ja auch schon was gesagt, ich würde die erneuern falls möglich. Früher hatte man weitaus weniger Stromverbraucher in einer Wohnung als heute. Zudem sollte man das Ganze aufteilen auf mehr Stromkreise. Früher gabs oftmals nur drei Sicherungen im Haus: Küchenherd, elektrischer Boiler und eine für den Rest.

Das ist von hier aus gar nicht zu analysieren wie die baulichen Verhältnisse sind, wie sie mal waren und dann umgewandelt wurden. So wie es aussieht, ist ja für ein 3 Familienhaus nur ein Zähler installiert. Die anderen ehemaligen Zählstellen sind leer. Ich denke schon, dass von diesen leeren Zählstellen ein Versorgungskabel in die jeweiligen Wohnungen geht, welches man ggf. reaktivieren kann. Das muss man halt in Augenschein nehmen. Also ich kann dir von hier aus nicht weiter helfen. Das muss man sich vor Ort anschauen.

Hi,

zu deiner ersten Frage.

Am einfachsten mal eine Sicherung raus tun und schauen wo die Lichter ausgehen.

zweite Frage:

Kommt sehr drauf an, wie die Kabel verlegt sind, im Kabelkanal dürfte es kein Problem sein ein paar Kabel die nicht mehr gebraucht werden durch ein dickeres Kabel zu ersetzen für den Sicherungskasten.

Allerdings müssen dann alle Kabel von den Sicherungskasten weg gehen.

Bei Unterputz oder im Mauerwerk Verlegung wird das ein etwas größeres Aufwand neue Kabel zu verlegen.

dritte Frage:

Alte Sicherung durch FI Schutzschalter erneuern?

Sicherungen und FI (=RCD) sind zwei komplett verschiedene Bauteile. Sicherungen schützen vor Kurzschluss und Überlastung und ein RCD vor Fehlerströme die größer als 0,03 A sind. Du kannst zusätzlich zu den neuen Sicherungen noch ein oder mehrere RCDs verbauen.


germi031982  18.10.2017, 23:32

Richtig bis auf eines: RCDs gibt es auch mit höherem Auslösestrom als 30 mA. Bis 30 mA sind die für den Personenschutz gedacht, darüber für Brandschutz.

https://www.elektrofachkraft.de/expertenbeitraege/die-richtigen-rcd-waehlen#axzz4vthQyFk0

https://www.elektrofachkraft.de/expertenbeitraege/personenschutz-durch-fi-schutzschalter-rcd#axzz4vthQyFk0

Üblich ist hier in Wohnhäusern der Typ A, der Typ AC ist in Deutschland nicht zugelassen. Die Auslösung bei pulsierendem Gleichstrom ist wichtig weil diese Fehlerstromart von defekten Schaltnetzteilen produziert werden kann.

ElamoMichi  19.10.2017, 20:54
@germi031982

Ich hab ja nicht behauptet das es nicht RCDs mit höheren Auslöseströmen gibt, aber bei Wohnungen sind nur bis 30 mA RCDs zugelassen. RCDs mit kleineren Auslöseströmen sind als Vorbeugenden Brandschutz.

germi031982  01.11.2017, 23:45
@ElamoMichi

Mein Kommentar war nicht als Kritik an deiner Antwort gedacht sondern als Ergänzung.

Mittlerweile, früher sah die Sache anders aus. Allerdings kann man oft froh sein wenn überhaupt ein RCD vorhanden ist, den könnte man dann einfach ersetzen. Manchmal lässt der sich mangels separatem Schutzleiter (klassische Nullung) auch noch nicht mal nachrüsten. Es sei denn man setzt Schukomaten ein, aber die sind vergleichsweise sehr teuer:

https://www.amazon.de/Busch-Jaeger-FI-SCHUKOMAT-3120-EUCB-214-4011395189610/dp/B017KXAOCS/ref=sr\_1\_1?ie=UTF8&qid=1509576326&sr=8-1&keywords=schukomat

germi031982  02.11.2017, 22:59
@ElamoMichi

Ganz früher hat man den FI hauptsächlich eingesetzt um bei der Netzart TT die Abschaltbedingungen bei Kurzschluss einhalten zu können. Bei TT hat man ja nur die Erdung kundenseitig, es wird also kein Schutzleiter vom Energieversorger mitgeliefert, anders als bei TN-C oder TN-S. Wobei TN-S hier oft nur in Industrieanlagen zu finden ist, TN-C wird in der Kundenanlage oder bei neueren Anlagen schon im Hausanschlusskasten zu TN-C-S aufgeteilt so das man ab da einen separaten Schutzleiter hat. Die Erdung ist bei TT oft so schlecht das die geforderten Abschaltzeiten nicht eingehalten werden konnten, bzw. und die Schleifenimpedanz auch entsprechend hoch war je nach Feuchte des Bodens und Qualität des Erders. Also hat man damals erst mit FU, also Fehlerspannungsschutzschaltern gearbeitet und später dann mit Fehlerstromschutzschaltern. Zum Glück ist TT auf dem Rückzug in Deutschland. Aber es gibt das eben noch. Das ist übrigens auch ein Grund warum die VDE 0100 vorschreibt das man eine Schleifenimpedanzmessung bei TN nicht zwingend durchführen muss (Berechnung reicht, ich mache die Messung aber trotzdem), aber sie bei TT zwingend durchführen muss. Und nach der heutigen Norm für die Elektrik in Räumen die eine Badewanne und/oder Dusche enthalten ist Deutschland das einzige Land in der EU das den RCD für fest installierte Warmwasserbereiter in Zone 1 nicht zwingend vorschreibt. Man kann darauf verzichten wenn feststeht das im Kurzschlussfall die/der Sicherungen/Leitungsschutz in weniger als 0,4s abschaltet. Bei Neozed muss dazu der zu erwartende Kurzschlußstrom mehr als das Zehnfache des Nennstromes betragen, dann lösen die in 0,1 bis 0,2s aus.

Schukomat ist der Markenname von Busch-Jäger für diese Steckdosen mit eingebautem FI.

Zu 1.) Es gibt Tongeneratoren die an die zu suchende Leitung angeklemmt werden und mit einem dazugehörigen Empfänger lässt sich der Leitungsweg verfolgen.

Zu 2.) Das ist die einzig richtige Vorgehensweise!

Zu 3.) Man kann, aber....         ... man sollte bedenken das der Leistungsbedarf die letzten Jahrzehnte deutlich angestiegen ist und eine Anpassung der Elektroinstallation zu empfehlen ist.