Dominantes Allel über rezessives Allel?
Wie erkläre ich mechanistisch die Dominanz eines Allels über ein rezessives Allel ? Lese überall nur, das es so ist und das sich die Eigenschaften vom dominanten Allel durchsetzen. Hat jemand eine genauere Erklärung ?
2 Antworten
Ein Gen codiert (fast) immer ein Protein. Ist praktisch der Bauplan dafür.
Und, je nachdem, was dieses Protein macht, kommt dann eben die Dominanz zustande.
Also, nehmen wir als Beispiel einfach mal die Blutgruppen vom AB0-System, weil man das daran gut erklären kann und ihr die schonmal in der Schule besprochen haben solltet, wenn ihr jetzt das Thema Genetik macht. A und B sind zueinander co-dominant, 0 ist rezessiv.
Die zugehörigen Gene codieren Proteine, die an eine bestimmte Zuckerkette auf den Erythrozyten einen weiteren Zucker anhängen können.
Das Protein für A baut eine Art Zucker an.
Das Protein für B baut eine andere Art Zucker an.
Das Protein für 0 baut keinen weiteren Zucker an.
Wenn man also AA im Genotyp hat, dann baut man alle seine Zuckerketten um zu der A-Kette, weil nur die Proteine für A vorhanden sind.
Bei BB im Genotyp baut man alle Zuckerketten zu B-Ketten um.
Bei 00 baut man die Zuckerketten überhaupt nicht um, es bleiben 0-Ketten.
Wenn jemand Genotyp A0 hat, dann machen die 0-Proteine gar nix (Bin mir nicht mal sicher, ob es die gibt), aber die A-Proteine haben freie Bahn und können trotzdem alles umbauen.
Genauso ist es bei B0: Alle Ketten werden B-Ketten.
Bei AB sind sowohl die A-Proteine als auch die B-Proteine aktiv und bauen beide fleißig die Zuckerketten um. Deshalb hat man dann auch beide Merkmale.
Also, im wesentlichen sind rezessive Merkmale deshalb rezessiv, weil sie entweder gar kein Protein bilden, oder das Protein keine Wirkung hat, oder weil sie einfach nur sehr viel langsamer sind als die dominante Variante.
Ja, die Begriffe sind leider eher altmodisch geprägt und helfen nicht unmittelbar beim Verständnis. In Wirklichkeit sind manche Allele nicht "dominanter" im engeren Sinne des Wortes als andere, sondern es geht darum, wofür sie kodieren und welchen Einfluss sie auf den Phänotyp haben.
Kurz gesagt geht es darum, ob ein Allel alleine bereits eine zusätzliche Eigenschaft verursacht oder nicht. Wenn ja, ist es dominant. Wenn nein, rezessiv.
Ein rezessives Allel muss homozygot auftreten, also in beiden Chromosomen enthalten sein, damit es Wirkung zeigt.
Ein dominantes Allel kann auch heterozygot auftreten, um Wirkung zu zeigen.
Es gibt aber mehr als nur diese beiden Fälle, da auch Fälle wie Codominance oder Incomplete Dominance auftreten.
Vereinfacht erklärt am Beispiel Blutgruppe:
Erbt das Kind von beiden Elternteilen ein Allel für Blutgruppe 0, dann hat das Kind Blutgruppe Null, weil eben keine Antigene auf den Blutkörperchen gebildet werden.
Erbt das Kind von einem Elternteil A und von anderem Null, so bildet es die Blutgruppe A, weil auf den Blutkörperchen Antigene des Typs A aufweisen. Ob ein Kind A0 oder AA hat, spielt dafür keine Rolle, denn in jedem Falle werden halt A-Antigene gebildet. Man sagt in diesem Falle Das A-Allel ist dominant: Wenn es existiert, dann entscheidet es über den Phänotyp, also über das Antigen auf den Blutkörperchen. Es reicht ein Allel dieser Art, damit der Körper die Blutkörperchen entsprechend ausstatten kann.
Umgekehrt ist das Allel für 0 eben rezessiv: Nur wenn beide Elternteile 0 vererben, erscheint der Phänotyp 0. Mechanistisch liegt dies einfach daran, dass halt ein Allel A oder B genug ist, um Antigene zu erzeugen.