Dialoge mit einem Teil von sich selbst führen - normal?

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Das ist einfach eine Angewohnheit. Meine Muttter hat das, was sie tat, auch wenn sie aleine war, immerkommentiert.

"So, jetzt muss ich mal dem Staub an den Kragen. - Herrje, da habe ich aber schon lange nicht mehr rübergeputzt. - Wie kommen hier bloß immer die Flecken hin, ich versteh das nicht, meine Güte, kann doch wohl nicht wahr sein."

Jedesmal hat mein Vater erschrocken seine Zeitung zur Seite geworfen, ist von seinem Sessel aufgesprungen und hat ganz aufgeregt gefragt "Ist etwas passiert? Was ist da los?"

Dann hat meine Mutter sich das wieder abgewöhnt. Es geht. Sie kommentiert jetzt nicht mehr ihre Tätigkeiten. Bei dir ist nicht kommentieren, sondern etwas Ähnliches. Das ist aber auch nur eine Angewohnheit. Sag ich mal so...

Wärst du nicht 16. sondern 6 wäre "Vox" vielleicht ein imaginärer Freund, der immer in deiner Nähe wäre und mit dem du dich unterhalten könntest. Möglicherweise würdest du sogar am Tisch einen Teller für ihn hinstellen :).

Er wäre so, wie du ihn zu diesem Zeitpunkt brauchen könntest: Freundlich und klug oder so ungehorsam, dass du ihn ständig ermahnen müsstest.

Seine Funktion wäre, dich mit deinen eigenen Verhaltensweisen auseinanderzusetzen und dir das zu holen, was dir sonst gerade fehlen mag.

Ähnlich würde ich deinen jetzigen "Vox" bewerten. Du hast einen Teil deiner Gedanken personifiziert, weil es dir dadurch leichter fällt, dich mit Dingen, die dich beschäftigen, auseinanderzusetzen. Indem du in einen Dialog mit dir selber trittst, kannst du dir verschiedene Sichtweisen aneignen. Da "Vox" immer du selbst bist, ist es nicht bedrohlich, Dinge kontrovers zu betrachten, da du ja die Sicherheit hast, immer selbst die Entscheidung treffen zu können, was du für falsch oder richtig hältst.

Das mag vielleicht ein wenig ungewöhnlich sein, ist aber in meinen Augen ein durchaus gesundes Verhalten.

Im Gegensatz zu bestimmten Persönlichkeitsstörungen bist du dir der Aktionen von "Vox" völlig bewusst und nutzt ihn gezielt, um bestimmte Fragestellungen zu bearbeiten.

Ein Selbstgespräch zu führen ist an sich erstmal nichts schlimmes - eher im Gegenteil. Wenn man über etwas wichtigeres oder komplizierteres nachdenkt, wird die Suche nach einer Problemlösung dadurch wesentlich einfacher, da das Aussprechen dessen, was einen beschäftigt, einerseits das Problem dahinter bewusster werden lässt, andererseits hört man logischerweise ja auch, was man selber ausspricht, und zieht somit einen weiteren Sinn hinzu. Das erhöht wiederum die Wahrscheinlichkeit, sich an andere Situationen/Gespräche/etc. zu erinnern, die einem zur Lösung helfen können oder sogar, ein fiktives Szenario zu kreieren, über welches man gesuchte Antwort finden kann.

Ansonsten, so etwas wie "Danke" oder "Bis später", ich denke, das ist etwas, was sich mit der Zeit einfach automatisiert. Ich bedanke mich oft bei Ampeln, wenn sie sogleich mit meinem Erscheinen auf Grün schalten und hatte mal eine Phase, an der ich es mir aus einem Spaß heraus angewöhnt hatte, eine PFÜTZE(!!!) zu grüßen, einfach, weil diese Pfütze irgendwie selbst an wärmeren Tagen nie vollständig verschwand und ich tagtäglich an ihr vorbeigelaufen bin. Man beginnt eben mit der Zeit, solcherlei Dinge zu Personalifizieren, ist im Grunde genommen nicht wirklich was anderes, als wenn man mit seinem Haustier spricht (im Allgmeinen verstehen die unsere Sprache eher weniger)

Ob so etwas besorgniserregend ernst zu nehmen ist oder nicht, ist, denke ich, schlussendlich eine Frage dessen, ob DU dir darüber ernsthaftere Sorgen machst oder es doch eher locker/spaßig/unproblematisch siehst. Wenn du also die Frage geschrieben hast, nur weil dich mal jemand anderes darauf angesprochen hat, glaube ich nicht, dass du dir darüber tatsächlich Gedanken machen bräuchtest, hast du hingegen die Frage aus dir selbst heraus geschrieben, so würde ich das zwar immernoch nicht kritisch sehen, aber zumindest mal den Verlauf etwas genauer beobachten, ob die Sache sich noch weiter entwickelt oder beim jetzigen Status Quo bleibt.

kann hilfreich sein, die eigene psyche zu organisieren. ausgekoppelte teile (teile mit namen) arbeiten etwas selbständig und können für gewisse dinge nützlich sein. allerdings kann es dabei auch ziemlich unschön werden, wenn dieser teil gewisse vorstellungen über sein fortbestehen kultiviert, was sich in störenden gedanken, zwangshandlungen und so zeigen könnte. mein rat: nimm ihn nicht zu ernst, aber auch nicht auf die leichte schulter. sei dir im klaren, dass er ein virtuelles konstrukt ist, und sei vorbereitet, sollte er mal rebellieren. aber bin mir da nicht sicher. sei einfach einfach vorsichtig, ohne übervorsichtig zu sein. mit 16 hat man noch gewisse vorstellungen von der welt, die sich später ernüchternd ändern können. in jungen jahren sind die psychischen fähigkeiten sehr stark, aber später wird die macht der gewohnheit ... etwa gleichwertig, vielleicht. sieh zu, dass Du auch in schwachen stunden der "herr im haus" bleibst

bei mir hab ich eine wilden haufen grundsätzlich verschiedener meinungen, jasager, neinsager, pragmaten, diplomaten, etc, die sich bei jeder frage ein disput liefern und irgendwie einig werden müssen

Ja, das ist normal. Es gibt Leute, die tun das und nennen den Teil "Gott" und glauben, er hat die Welt erschaffen. Selbst die bezeichnet man noch als "normal".

Wobei Du ja erkennst, dass das ein Teil von Dir ist. Eine wesentlich gesündere Variante wie mir scheint.