Der Glaube an ein Leben nach dem Tod bei den Germanen

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Die Kenntnisse über den ein Leben nach dem Tod betreffenden Glauben der Germanen, bevor sie christlich wurden, also der Germanen, von denen die germanische Relgion und Mythologie stammt (von einem cristlichen Standpunkt her der »heidnischen« Germanen), sind nicht sehr umfangreich.

Texte sind vielfach in einer Zeit aufgezeichnet worden, als schon christliche Einflüsse bestanden. Dadurch ist mit einem Eindringen nicht authentischer Vorstellungen zu rechnen.

Die Hel war in der germanischen Religion und Mythologie kein Strafort für die Seelen von Sündern/Übeltätern, auch wenn das Wort Hölle sprachlich verwandt ist. Der Gott Baldr (Balder, Baldur), der eine Lichtgestalt ist, kommt nach seinem Tod in die Hel (Prosa-Edda).

In manchen literarischen Texte liegen hinsichtlich Hel wohl Einflüsse der klasischen Antike mit der Unterwelt als einem Schattenreich vor.

Quellen deuten eine Vielfalt und Verschiedenheit der altgermanischen Vorstellungen über das Schicksal der Menschen nach dem Tod an.

Gräber und Grabbeigaben sind Anzeichen für einen verbreiteten Glauben an ein Leben nach dem Tod. Anscheinend sollten Dinge mitgegeben werden, um den sozialen Status zu bewahren. Ein Weiterleben allein der Seele in völliger Abtrennung vom Körper war keine übliche germanische Vorstellung. Eine Glaubensvorstellung war, der Tote lebe im Grab einschließlich von Körperlichkeit. Sogar ein Auftreten als Wiedergänger (draughr) war etwas, woran manche als Möglichkeit glaubten.

Es hat bei den Germanen sowohl Körperbestattungen als auch Brandbestattungen/Feuerbestattungen gegeben (beim Häufigkeitsanteil traten Veränderungen auf). Gräber bekamen nicht nur Fürsten/Adlige. Frauen, über deren Leben nach dem Tod erhaltene Texte fast gar nichts enthalten, sind nach archäologioschen Funden auch in Gräbern bestatte worden. Moorleichen sind noch einmal ein eigenes Thema. Die Hintergründe im Einzelfall sind oft unklar und Erklärungen ungesicherte Hypothesen (Annahmen).

Verbreitet war die Vorstellung einer Schiffsreise des Toten in eine andere Welt (viele Schiffsgräber [Bootsbestattung, Schiffbestattung] lagen ein deutliches Zeugnis ab).

Konkretisierende Gedanken des germanischen Jenseitsglaubens waren:

  • unterirdisches Todesreich
  • Aufenthalt im Himmel oder am Wohnort der Götter
  • Weiterleben im Grabhügel oder in einem bestimmten Familienberg
  • Wiedergeburt in einer Person späterer Generationen

Die Aufnahme der Toten bei verschiedenen Gottheiten und ihren mythischen Wohnsitzen war von Sterbeweise und Rang abhängig.

Die Göttin Freya wohnt in Fólkvangr (»Gefilder der Kriegerscharen«), erhält nach einer mythologischen Version (nach einer häufigeren anderen bekommt Odin alle Gefallenenen) die Hälfte der Gefallenen (valr) und weist ihnen Sitze in ihrer Halle zu (Grímnismál, Strophe 14). Die Egils saga Skalla-Grímsonar, Kapitel 78, deutet einen Glauben an, Freya nehme auch Frauen zu sich.

Völuspa (Strophe 39; 64) schildert zwei auf das Schicksal der Menschen im Jenseits bezogene mythische Stätten:

a) Auf der Nástrǫnd (»Ufer der Toten«) steht eine Halle (salr), deren Türen nach Norden gerichtet sind. Giftige Eitertropfen fallen durch die Lichtöffnungen und die Halle ist mit Schlangenrücken geflochten. Meineidige, Mörder und Ehebrüchige waten dort durch schwere Ströme, der Drache Nidhöggr (Níðhǫggr) saugt die Körper der Verstorbenen aus, der Wolf zerreißt sie (auf die Schilderung haben anscheinend Höllenvorstellungen abgefärbt).

b) In Gímle steht eine helle und goldene Halle (salr), wo treue Menschen wohnen und allzeit Freude genießen werden.

Nidavellir (Niðavellir; »dunkle Gefilde«) ist ein Ort im Norden , wo der goldene Saal der Zwerge (das Sindris) steht.

In der Zeit des Religionswandels und in einem dann christlichen Mittelalter sind auf die Deutung Einflüsse der Vorstellungen von Hölle und Paradies bzw. Himmelsreich erfolgt.

Neuerungen sind aufgetreten.

Im sagenhaften Reich des Königs Gudmund (Guðmundur), der Glæsisvelli (»die glänzenden Gefilde«), liegt ein Ort Údáinsakr (»Acker der Unverstorbenen«). Wer dorthin kommt, wird von Krankheiten und Alter verschont und stirbt niemals (Herarar saga Kapitel 10).

Der Begriff stammt wohl aus »heidnischer« Zeit, der Vorstellungsgehalt zur Zeit der Aufzeichnung ist schon völlig christlich (wie bei altenglisch neorxnawang und altnordisch Glæsisvelli).

Ein Jenseitsort Víngolf (Gylfanning Kapitel 3, 14 und 20) wird bald mit Gímle, bald mit Walhall gleichgesetzt.


Albrecht  11.01.2013, 06:48

Totenreiche sind bei den Germanen:

  • Grabhügel als Haus der Toten
  • Reich der Hel (einige sprachlichen Zusammenhänge lassen auf eine Bedeutung »Totenstätte, Totenhalle« schließen; eine verborgene Unterwelt, feucht und dunkel): Nach Snorri Sturlusson kommen nur an Altersschwäche oder Krankheit Gestorbene nach Hel.
  • Reich der Ran (unterseeisches Reich der Meeresgöttin Rán): Dort enden die Ertrunkenen.
  • Walhall

Walhall (altnordisch Valhöll/Valhǫll »Halle der Gefallenen«) heißt der Wohnort des Gottes Odin (Óðinn) in Asgard (Ásgarðr), wo er die im Kampf gefallenen Krieger um sich schart.

Odin wählt selbst oder durch Vermittlung der Walküren (valkyrjar) Krieger aus, denen der Tod auf dem Schlachtfeld bestimmt wird.

Einige wenige Helden, die anders als durch Waffen zu Tode gekommen sind, wohnen auch in Walhall.

Am ausführlichsten beschrieben wird Walhall in der Liste der Götterwohnungen in den Grímnismál (8 – 14, 18 – 26) und im Anschluß daran von Snorri (Gylfaginning 37 – 40).Walhall steht in dem Teil Asgards, der Glaðsheimr heißt. Die Halle ist mit Speeren und Schilden gedeckt, auf den Bänken darin liegen Brünnen. Die Walküren führen die gefallenen Helden (die Einherier) in diese Halle zu Odin, wo sie mit dem Fleisch des Ebers Sæhrímnir (den der Koch Andhrímnir im Kessel Eldhrímnir zubereitet) bewirtet werden; alle werden von diesem Fleisch satt, und er erneuert sich ständig. Dann trinken die Einherier (einheriar) Met, der aus den Eutern der Ziege Heiðrún fließt, die auf dem Dach von Walhall steht und wie der Hirsch Eikthyrnir vom Laub des Baumes Læraðr (=Yggdrasil?) äst. Odin aber trinkt nur Wein, mit seinem Essen füttert er die Wölfe Geri und Freki.

Ein Tor von Walhall heißt Valgrind (vielleicht das, durch welches die Gefallenen einziehen?), davor befindet sich ein Wolf, darunter schwebt ein Adler. Die Einherier kämpfen den ganzen Tag lang miteinander, am Abend aber sind alle wieder lebendig und sitzen trinkend beisammen (Vafþrúðnismál 41). In den Ragnarök (altnordisch, Plural, »Endschicksal der Götter«; Bezeichnung für die nordische Eschatologie in den Götterliedern der Edda) aber werden die Einherier ausziehen, je 8000 durch jedes der 540 Tore von Walhall, und werden an der Seite der Götter gegen Fenris und die Mächte der Unterwelt kämpfen.

In Büchern gibt es Informationen, z. B.:

François-Xavier Dillmann, Valhọll. In: Reallexikon der germanischen Altertumskunde. Von Johannes Hoops. Band 35: Speckstein - Zwiebel. (Nachträge und Ergänzungen). 2., völlig neu bearbeitete und stark erweiterte Auflage. Herausgegeben von Heinrich Beck, Dieter Geuenich, Heiko Steuer. Berlin ; New York : de Gruyter, 2007, S. 341 – 366

Anders Hultgård, Mythische Stätten, Tod und Jenseits. In: Reallexikon der germanischen Altertumskunde. Von Johannes Hoops. Band 20: Metuonis – naturwssenschaftliche Methoden in der Archäologie. 2., völlig neu bearbeitete und stark erweiterte Auflage. Herausgegeben von Heinrich Beck, Dieter Geuenich, Heiko Steuer. Berlin ; New York : de Gruyter, 2002, S. 472 – 477

Rudolf Simek, Religion und Mythologie der Germanen. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2003, S. 190 - 212

Rudolf Simek, Lexikon der germanischen Mythologie. 3., völlig überarbeitete Auflage. Stuttgart : Kröner, 2006 (Kröners Taschenausgabe ; Band 368), S. 136 (Gímle), S. 178 – 179 (Hel), S. 227 – 228 (Jenseits), S, 295 (Naströnd), S. 299 – 300 (Niðavellir), S. 309 (Ódainsakr), S. 342 (Rán), S. 438 – 440 (Tod und Weiterleben), S. 481 – 483 (Walhall)

Rudolf Simek, Totenreiche. In: Reallexikon der germanischen Altertumskunde. Von Johannes Hoops. Band 31: Tiszalök - Vadomarius. 2., völlig neu bearbeitete und stark erweiterte Auflage. Herausgegeben von Heinrich Beck, Dieter Geuenich, Heiko Steuer. Berlin ; New York : de Gruyter, 2006, S. 88 – 92

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Man weiß ja nicht wirklich viel über die Germanen. Und wenn,dann aus römischen Quellen. In einer Doku,die ich letztens gesehen habe,werden einige deiner Fragen beantwortet. Deutschlands Supergrabungen. Auf youtube..

Es gibt: Walhall = Halle für die die den Heldentod starben also tapfer waren und im Kampf fielen. Walhall ist eine große Halle in Asgard. Odin ist der Herr in Walhall Folkwang = Auch eine Halle für die die den Heldentod starben. Herrin dieser Halle ist Freya. Freya bekommt die eine Hälfte der Helden und die andere kommt nach Walhall. Das Reich der Ran = Ort für die Ertrunkenen. Hel = Reich für die die den Strohtod sterben, also im Bett sterben. Die Hel ist aber kein schlimmer Ort. Und es gab noch ein Ort für Meineider, Mörder und so, aber ich weiß leider gerade nicht wie der heißt. Die Mörder und so werden dort mit Gift besprüht.


Albrecht  28.01.2013, 03:47

Der Ort für Meineidige, Mörder und andere dieser Art ist nach einer Darstellung eine Halle auf der Nástrǫnd (»Ufer der Toten«). Dies steht in meiner Antwort bereits.

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Ohne das jetzt zu googeln: Die Religion der Germanen gehörte noch nicht zu den Einbahnstraßen-Religionen wie Christentum, Islam, Judentum, sondern in die Gruppe mit Buddhismus und Hinduismus, in der von einer Wiederkehr ausgegangen wurde, also von einem Kreislauf.

Doch gegoogelt: http://www.druiden-modern.ch/seelenwanderung.html