Chemie studieren, obwohl keinerlei Vorkenntnisse?

6 Antworten

Wer Chemiker werden will, muss innere Begeisterung und Interesse für das Thema mitbringen. Begleitfächer wie Mathe, Physik, Quantenmechanik etc. mögen zwar gruselig klingen, sind aber -prinzipiell- zu schaffen.

Die nicht vorhandenen Grundkenntnisse in Chemie sind kein Problem an sich. Im Studium werden diese Kenntnisse wiederholt. Zu Beginn des ersten Semesters wird in der Grundvorlesung "Allgemeine Chemie" etwa in der 9. Klasse angefangen und dann innerhalb von 2-4 das Wissen bis zum Abitur durchgepaukt - allerdings macht das nur etwa 20% deines To-Dos aus, denn nebenher gibt es, wie schon angesprochen, noch Mathe, Physik, Analytik... In Chemie geht es nach besagten 2-4 Wochen im gleichen Tempo weiter, das erhöht sich dann zum Hauptstudium noch einmal beträchtlich.

Generell: Schulchemie, -mathe und -physik kannst du hier nicht als Maßstab anlegen, das sind sozusagen anschauliche Sahnehäppchen der Naturwissenschaften. Diese Vereinfachung fallen im Studium weg, da kommt das komplexe Zeug. Denn wer, wenn nicht ein Chemiker, soll es sonst in der vollen Breite lernen?

Der Zeit- und Lernaufwand des Studiums an sich ist damit enorm. Im Grundstudium sieht das, ab Tag 1 des ersten Semesters, so aus: Vormittags Vorlesungen, nachmittags Praktika, abends Tutorien, nachts Hausaufgaben und Protokolle. In den Semester"ferien" Klausuren und weitere Praktika. Ich will damit sagen: Es ist echt viel, und teilweise auch echt schwer (nicht unschaffbar, aber eben schwer).

Das Lernpensum ist riesig, die Komplexität hoch, Zeit- und Erfolgsdruck lassen selten nach.

Wer da nicht wirklich Bock und Interesse hat, kann auf Dauer die Motiviation und den Eigenantrieb für dieses Studium nicht aufbringen.

Von denen, die es als Verlegenheitslösung wählen, ist nach dem 2. Semester keiner mehr da.

Dazu kommt, dass an vielen Universitäten die Anforderungen während des Studiums auf Druck der Politik hin gelockert worden sind - ok, dir dürfte das zunächst mal entgegenkommen. Aber der Arbeitsmarkt für Chemiker war nie einfach und wird durch die hohe Masse an zukünftig zu erwartenden, großteils eher mittelmäßigen Absolventen noch umkämpfter werden. Arbeitslose Chemiker - ob mit oder ohne Promotion gibt es heute schon genug.

Dann darfst du nicht vergessen, dass ein Bachelor oder Master für sich allein de facto kein berufsqualifizierender Abschluss ist. Da muss noch eine Promotion dran (ca. 4 Jahre ochsen im Labor in 50-Stunden-Wochen, wenn auch (mies) bezahlt).

Und noch eine Stichwort: Eigeninitiative. Wenn - nach dem Studium/Promotion - deinem Lebenslauf nicht anzusehen ist, dass du aus eigenem Antrieb und mit hoher Motivation deine Interessen zielstrebig verfolgt hast, wird es mit Jobchancen ganz mau. Viele Akademiker (gerade auch Chemiker), die es genossen haben, sich während ihres Studiums "beschulen" zu lassen, brav gebüffelt, ihre Klausuren geschrieben, jedes Praktikum pünktlich absolviert haben - die stehen nachher ganz blöd da, wenn im Job technische oder organisatorische Aufgaben auf sie zukommen. Personaler wissen das.

Versteh mich nicht falsch: Chemie ist ein tolles Fach, spannend, vielfältig, komplex und innovativ. Aber du musst von dir aus Bock drauf haben.

Ansonsten gibt es auch tolle Ausbildungsberufe.


Estefania1984  18.10.2019, 06:46

Hallo TorO0o, das hört sich an, als hättest du ziemlich viel Ahnung von Chemie und vom Studieren an der Uni an sich. Darf ich fragen, woher du das alles weißt?

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TorO0o  02.11.2020, 00:42
@Estefania1984

Ich hab vor einiger Zeit Chemie an der Uni studiert. Mit Erfolg. :-)

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Mathe und Physik sind wichtig, Chemie wird dir ja beigebracht. Hab Chemie auch nach der 10 abgewählt und bin nun im Master.

Ich würde sagen, das macht keinen Sinn.. den ganzen Stoff, den du aufholen müssest.. das ist fast nicht zu schaffen. Abgesehen davon brauchst du für ein Chemie - Studium noch ziemlich viel Physik. Mal ganz abgesehen davon kannst du doch dein Lieblingsfach studieren, unabhängig davon, was die anderen machen? Dein Leben, deine Entscheidungen und wieso solltest du es nicht studieren, wenn du es total gern magst und es dir liegt? Lass dir das nicht von anderen kaputt machen. 


natalija55king 
Beitragsersteller
 08.09.2017, 23:08

Nein, ich kann nicht. Wenn dann müsste ich bis zum nächsten Semester warten. Ich kann diese Menschen nicht wiedersehen. Oder ich müsste die Uni wechseln. Ich hab so Angst vor denen. Ich bin so froh, dass die Schule vorbei ist, aber so hab ich mir mein Unileben ganz bestimmt nicht vorgestellt! :(

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B4umst4mm  08.09.2017, 23:10
@natalija55king

Studier' definitiv das, was dir Spaß macht, sonst bereust du's später im Leben. Ein Chemie - Studium ist so schon sehr zeitaufwendig und wenn du keinerlei Vorkenntnisse besitzt ist das nahezu unmöglich.

Dann entscheide dich lieber für eine andere Uni..

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natalija55king 
Beitragsersteller
 08.09.2017, 23:11
@B4umst4mm

Hab ich auch schon überlegt, aber ich kann mir das finanziell einfach nicht leisten...

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natalija55king 
Beitragsersteller
 10.09.2017, 20:10
@B4umst4mm

Eltern verdienen zu viel. Und wenn ich ihnen den wahren Grund erzählen würde, warum ich die Uni wechseln will, dann würden sie mich so oder so nicht unterstützen.

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Hat das Studium nicht den Zweck es zu lernen?

Ich würde mir mein Lieblingsstudium wegen ehemaliger Differenzen mit Mitschülern nicht versauen lassen zumal es an einer Uni anders ist als in der Schule.

Wahrscheinlich bist du mit denen nicht in den gleichen Seminaren und Hörsäle sind groß.



natalija55king 
Beitragsersteller
 08.09.2017, 23:11

Aber was ist mit der Ersti-Woche? Da seh ich die locker wieder! 

Und es ist relativ kleiner Studiengang :c

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verreisterNutzer  08.09.2017, 23:15
@natalija55king

Die sogenannte "Orientierungseinheit" wirst du überleben. Du kennst doch die Windows-Eingabemaske: Fortfahren, Abbrechen, Ignorieren.

Die dritte Option finde ich persönlich die geilste...

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natalija55king 
Beitragsersteller
 08.09.2017, 23:30
@verreisterNutzer

Kann man zu dieser Orientierungseinheit auch einfach garnicht hingehen? Und ja deine Optionen klingen gut. Ich hab nicht das nötige Selbstbewusstsein dazu, um diese Optionen auch umzusetzen.

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verreisterNutzer  08.09.2017, 23:35
@natalija55king

Kann man machen, aber dann musst du dich durch das System Uni selbst durchwurschteln, z.B. dir deinen Belegungsplan für das Semester selbst zusammenstellen.

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