Biologie und Medizin im 19. Jahrhundert - Referat?

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Das 19. Jahrhundert brachte enorme Fortschritte in der Diagnose und Therapie vieler Krankheiten vor allem durch die Entwicklungen im Bereich der Naturwissenschaften. So wies die Zelltheorie den Weg zur Entwicklung von Histologie und mikroskopischer Pathologie. Der Pathologe Rudolf Virchow wurde durch seine Lehre, wonach die Zelle der Ort der Erkrankung sei, Vorreiter einer bis heute in der wissenschaftlichen Medizin anerkannten Krankheitstheorie („Zellularpathologie“). Sie löste endgültig die alte Vorstellung von den Körpersäften ab. Die in der Biologie formulierte Evolutionstheorie verstärkte das Interesse an vergleichender Anatomie und Physiologie. Beobachtungen und Experimente im Bereich der Vererbung führten zu ersten Erkenntnissen der Humangenetik.

Die erfolgreiche Bekämpfung des Kindbettfiebers durch Hygienemaßnahmen war Ausgangspunkt einer bedeutsamen Entwicklung der Bakteriologie bzw. Mikrobiologie. Innerhalb weniger Jahrzehnte konnten dieErreger vieler vorher kaum erfolgreich behandelbarer Krankheiten wie Milzbrand, Diphtherie, Tuberkulose, Lepra, Pest, Syphilis, Gonorrhö gefunden werden.

Durch konsequente Anwendung bakteriologischer Erkenntnisse in der Chirurgie (Antisepsis) wurde die durch Wundinfektionen verursachte Sterblichkeit stark reduziert. Ein weiterer Fortschritt in der Chirurgie war die Einführung der Narkose. Erst durch die Fortschritte auf diesen beiden Gebieten wurde die Entwicklung der Chirurgie zu einem alle Regionen des Körpers erfassenden Fachgebiet möglich; viele auch heute noch relevante Operationstechniken wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelt.

Fortschritte der Physik und Chemie ermöglichten neue Erkenntnisse der Physiologie des Nervensystems, der Verdauung, des Herz-Kreislauf-Systems, des Hormonsystems und weiterer Stoffwechselfunktionen. Die Entdeckung der Röntgenstrahlen (1895) und der Radioaktivität (1898 von Marie Curie) führte bald zu ersten diagnostischen und therapeutischen Anwendungen (Radiologie) und erheblichen Erkenntnisfortschritten. Gleichwohl kursierten zahlreiche Halbwahrheiten und viel Unbewiesenes. Zum Beispiel hielten zahlreiche Ärzte im 18. und 19. Jahrhundert Masturbation für die Ursache von „jugendlicher Rebellion“ und von Krankheiten wie Epilepsie, „Erweichung von Körper und Geist“, Hysterie und Neurosen.

Anfang des 19. Jahrhunderts wurde in damaligen wissenschaftlichen Zentren Deutschlands wie Leipzig und Königsberg die Psychologie begründet (siehe Geschichte der Psychologie). 1896 verwendete Sigmund Freud zum ersten Mal den Begriff Psychoanalyse. Freuds Arbeit trug dazu bei, sexuelle Themen zu ent-tabuisieren.

Es gab in der Medizingeschichte – ähnlich wie in der Technikgeschichte – Phasen und Gegenden, in denen ein besonders ausgeprägter Fortschrittsglaube bzw. eine Fortschrittseuphorie herrschten. Dies begünstigte es, dass Ärzte sich unreflektiert und selbstüberschätzend auf neuen Gebieten versuchten. Zum Beispiel erklärten sich zunehmend Ärzte dafür zuständig bzw. verantwortlich, das „wahre Geschlecht“ vonZwittern zu ermitteln; sie operierten an deren Geschlechtsorganen herum.[4]

Daneben wurden Medizin und andere gesellschaftliche Themen vermengt. Zum Beispiel erschienen ab etwa 1860 Publikationen, die die Beschneidung von Jungen als „Prävention gegen Masturbation“ – damalspejorativ als „Selbst-Missbrauch“ bezeichnet – oder als „Bestrafung“ dafür propagierten.[5]