Bin ich dumm? Einbildung oder Wirklichkeit?

7 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Wie du ja schon erkannt hast, haben Wissen und Intelligenz nicht viel miteinander zu schaffen. Jemand kann großes Wissen besitzen und trotzdem nicht einen Hauch von Intelligenz. Intelligenz bedeutet Lernfähigkeit und das Anwenden der eigenen Denkmuster auf modifizierte oder völlig unbekannte Sachverhalte. Natürlich bringt Wissen dabei Vorteile, denn das benötigte Muster ist so ähnlich vielleicht schon bekannt und hilft beim lösen des Problems.

Scheinbar verfügst du über ein gewisses Maß an Intelligenz, denn du erwirbst dein Wissen schneller als deine Mitschüler, kannst dich neuen Sachverhalten also besser anpassen und sie dir zu eigen machen. Dein eigentliches Problem sind die Anforderungen die du und dein Umfeld an dich stellen. Du bist scheinbar in dem Denken gefangen immer besser als die anderen sein zu müssen und hast Angst irgendwann zu versagen. Wenn du so denkst, wirst du irgendwann von dir selbst enttäuscht werden.

Kurt Tucholsky beschrieb es passend: "Klettere, steige, steige. Aber es gibt keine Spitze. Und es gibt keinen Neuschnee." Das bedeutet, dass es immer jemanden geben wird der besser ist als du, der mehr Intelligenz und Wissen besitzt und den du nicht übertreffen kannst. Keine abstrakten Genies wie Einstein oder Newton, sondern reale Personen die dir spätestens im Studium begegnen werden. Dann wirst du feststellen wie unbedeutend dein Wissen und deine Intelligenz sind.

Es kommt aber gar nicht darauf an der Klügste oder Weiseste zu sein. Es kommt darauf an, wofür du deine Fähigkeiten einsetzt. Hilfst du anderen, indem du dein Wissen mit ihnen teilst oder bunkerst du es für dich allein? Belebst du den Unterricht mit dem was du den anderen voraus hast oder sitzt du gelangweilt in der Ecke um Infinitesimalrechnung zu lernen? Warum willst du Physiker werden? Bloß um deiner Neugier willen oder weil du glaubst so die Welt zu einem besseren Ort machen zu können?

Vielleicht bist du noch zu jung, um über solche Fragestellungen objektiv nachzudenken. Dann folge einfach deiner Neugier und sie wird dich leiten. Aber vergiss dir zu gegebener Zeit nicht die Frage zu stellen, wofür du dein Wissen erwirbst. Um andere Menschen zu beeindrucken oder für Geld und Anerkennung sind keine Gründe, die jemals aus noch so klugen Menschen gute Physiker gemacht haben. Wenn du es aber aus der Liebe zur Physik heraus tust, im Willen den Menschen zu helfen und mit festem Blick auf dein Ziel, dann... wird dir mit viel Glück vielleicht eines Tages der göttliche Funke zuteil, den man als Genie bezeichnet.

MfG finaljason

Kopfrechnen und Mathematik sind außerdem zwei ganz verschiedene paar Schuhe. Jeder Computer kann schneller rechnen als der Mensch. Aber jeder Computer kann nur so viel Mathematik, wie ihm der Mathematiker vorher beigebracht hat. Willst du Computer oder lieber Mathematiker sein? ;)


spinlord2012 
Beitragsersteller
 09.02.2015, 22:34

Danke. Ich glaube ich weiß, was du meinst. Ich möchte Physik nicht studieren, um Anerkennung zu bekommen oder eine eigene Wikipedia-Seite, ich möchte es eigentlich für mich tun, das heißt "um die Welt besser zu verstehen" wenn man so will. Um heutige Modelle der Physik einfacher zu machen beziehungsweise eigentlich der Welt helfen. Ich weiß, dass sind hohe "Anforderungen?", aber das ist mein Traum: :D. Mein Ziel ist es nicht als Genie zu bezeichnet werden, weil meistens die, deren Ziel das ist, es nie schaffen werden.

1
spinlord2012 
Beitragsersteller
 09.02.2015, 22:36
@spinlord2012

Klar, es gibt immer bessere als man selbst :D. Ist ja eigentlich nichts schlechtes, denn von solchen Leuten lernt man! :D

1
finaljason  09.02.2015, 22:39
@spinlord2012

Eine schöne Einstellung :)

Dann hast du doch gar nichts zu befürchten. Jeder fühlt sich manchmal begriffsstutzig und vor allem, wenn er sich daran gewöhnt hat wie leicht ihm das Denken fällt. Gute Nacht^^

0
Ich verstehe bis jetzt alles auf Anhieb

.

dass ich die meisten dieser Dinge nur dann verstehe, wenn sie mir gut erklärt werden

was denn nun?

Konzentriere dich weniger auf die Frage wie intelligent du bist. Dafür bekommst du nämlich nichts. Keinen Preis, keinen Job, kein Geld. Mach nen guten Abschluss. Bilde dich mit allem weiter was dir Spaß macht und lass dich dann beraten welche Wege dir für deine Zukunft offen stehen.


spinlord2012 
Beitragsersteller
 09.02.2015, 22:19

Vermutlich hast du Recht: Nicht ewig fragen, sondern auch machen! :)

0

Jetzt habe ich mich zurückgehalten und keine der anderen Antworten gelesen, um dir unbeeinflusst meine Meinung sagen zu können.

Leute, die irgendwas nicht verstehen, nehmen das meist als gottgegeben hin und meinen, das ist eben so. Wenn du deine eigenen Grenzen siehst, und daran arbeitest, dann ist das eher ein Zeichen, dass du über dem Durchschnitt stehst. Damit kommst du schon in die Problematik des Wissenschaftlers, die der Faust erlebt. Faust stellt fest:

Habe nun, ach! Philosophie, Juristerei und Medizin, Und leider auch Theologie Durchaus studiert, mit heißem Bemühn. Da steh ich nun, ich armer Tor! Und bin so klug als wie zuvor; Heiße Magister, heiße Doktor gar Und ziehe schon an die zehen Jahr Herauf, herab und quer und krumm Meine Schüler an der Nase herum – Und sehe, daß wir nichts wissen können! Das will mir schier das Herz verbrennen. Zwar bin ich gescheiter als all die Laffen, Doktoren, Magister, Schreiber und Pfaffen; Mich plagen keine Skrupel noch Zweifel, Fürchte mich weder vor Hölle noch Teufel – usw.

Wenn du an einer Uni Mathematik oder Physik studierst, dann wirst du die Erfahrung machen, dass du immer mehr lernst und gewinnst die Erkenntnis, dass zu vom Ganzen immer weniger erfasst hast. Damit muss eine Wissenschaftler leben, dass er erkennt, dass er nicht alles als Faktum lernen kann. Professoren bringen Studenten gern in die Situation, wo sie nichts wissen können. Dann muss der Student zeigen, dass er denken kann und Schlüsse ziehen. Bewertet wird dann nicht das Wissen, sondern wie ein Student sein Wissen auf unbekannte Situationen anwenden kann.

Da beneide ich die naiven Gemüter, die sich Gedanken um nichts machen müssen und lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Mental sind die wahrscheinlich auch besser aufgestellt als Leute, die mehr denken.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – ca. 40 Jahre Arbeit als Leiter eines Applikationslabors
solche Tests testen bei weitem nicht die volle Intelligenz

Der Satz macht dich schlauer als die Norm. Nicht jeder sieht ein, dass IQ Tests reiner Schwachsinn sind.

Also zum Thema:

Der Mensch ist nicht dafür gemacht sich Formeln einzuprägen oder abstrakte Modelle auszurechnen und zu verstehen, die eigentlich vom Menschen erfunden worden sind. Mathematik ist nichts, was in der Natur vorkommt, sondern ein Mittel zum Zweck. Mit ihr verstehen wir die Physik und Chemie und erklären uns mathematische Phänomene.

Deswegen würde ich jemanden nicht als intelligent bezeichnen, wenn er gut in Mathe, Chemie oder Biologie ist. Intelligent ist jemand, der Zusammenhänge schnell verknüpfen kann, jemand, der sein Wissen auf andere Sachverhalte übertragen kann (Transferwissen), kreativ denken kann, logisch denken kann, schnell denken kann, Sachverhalte schnell und effizient analysieren kann.

Jemand, der sich mit abstrakten Sachverhalten beschäftigen kann, ist kreativ. Dazu gehören auch Naturwissenschaften. Aber man ist nicht intelligent, wenn man Ableitungsregeln auswendig gelernt hat (bspw.)

Außerdem hat jeder seine Stärken und Schwächen. Ich kann in manchen Dingen auch nicht logisch denken. Bei dir ist es vielleicht auch so, aber dafür hast du eben in anderen Dingen deine Stärken.


Ennte  10.02.2015, 15:38

Deswegen würde ich jemanden nicht als intelligent bezeichnen, wenn er gut in Mathe, Chemie oder Biologie ist.

Intelligent ist jemand, der Zusammenhänge schnell verknüpfen kann, jemand, der sein Wissen auf andere Sachverhalte übertragen kann (Transferwissen), kreativ denken kann, logisch denken kann, schnell denken kann, Sachverhalte schnell und effizient analysieren kann.

Damit hast du ziemlich genau die Dinge erwähnt, die man braucht um gut in Mathematik zu sein (neben Geduld, hoher Frusttoleranz und diversen anderen Sachen): Kreativ, logisch und schnell Zusammenhänge zu verknüpfen und Sachverhalte zu analysieren ist so ziemlich genau das, was man für Beweise braucht...

0
Ferragus  10.02.2015, 14:04

Ich will nicht so weit gehen zu sagen, dass das, was du gesagt hast, dummes Zeug ist, aber von Mathematik hast du anscheinend nicht die geringste Ahnung.

1
spinlord2012 
Beitragsersteller
 09.02.2015, 22:17

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Ich denke das trifft es ziemlich genau auf den Punkt. Wie ich schon sagte, sagen Noten nichts über Intelligenz aus, sondern man muss sein Wissen auf andere Situationen anwenden können. Da bringt einem Wissen nur bedingt was.

PS: Ich lerne Formeln nie auswendig :)

0

Ich würde mal behaupten, dass du nicht dumm bist. Du solltest eher dein Selbstwertgefühl stärken. Dumme Menschen machen sich über eigene Dummheit wenig Gedanken, sie sind vielmehr der Meinung, dass sie sehr viel an Verstand mitbekommen haben.