Biblische und Theologische Begründung der Nachhaltigkeit?

4 Antworten

Spontan würde ich sagen: Gar nicht.

Wenn ein Verhalten gut und richtig ist: Ist es das nur, weil es in der Bibel steht?

Wenn ein Verhalten falsch ist: Ist es dann nur falsch, weil das so in der Bibel steht?

Nachhaltigkeit ist vernünftig und gerecht den Menschen gegenüber, die nach uns leben: Unsere Kinder und Enkel. Und wenn wer selber keine Kinder hat: Die Kinder und Enkel unserer Freundinnen und Freunde.

Evolution ist wie ein Computerspiel: Man lebt stabil auf einem Level, versucht, neue Level zu erreichen und nicht abzustürzen.

Der einzige Unterschied zum Computerspiel: Wir haben nur ein Leben. Und wenn das zerstört ist, gibt es keine zweite Chance.

Je weniger nachhaltig wir leben, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, in einem der Level des Lebens zu sterben. So wie vielleicht die Dinosaurier einmal ausgestorben sind. Dann fängt das Leben halt auf einem wesentlich niedrigeren Level von vorne an.

Insofern könnte man sagen: Ist mir doch egal - das Leben geht dann halt auf eine andere Weise weiter. Sackgassen kommen halt vor im "Computerspiel des Lebens".

Andererseits könnte man auch sagen: Es gibt zu viele Menschen, die mir wichtig sind, die einmal davon betroffen wären. Für sie lohnt es sich, nachhaltig zu leben.

Wer das für sinnvoll hält, wird danach leben. Wer das nicht für sinnvoll hält wird auch dann nicht danach leben, wenn es in der Bibel stünde.

Jesus erzählt die Geschichte vom "reichen Mann und armen Lazarus": Der reiche Mann hat über seine Verhältnisse gelebt auf Kosten des armen Lazarus. Und jetzt muss er in der Hölle deswegen büßen und der arme Lazarus kommt in den Himmel. Der Reiche Mann bittet Gott, er möge jemanden auferstehen lassen, damit der dessen noch lebenden Verwandten warnt. Die Antwort: Sie wussten doch alles, was sie wissen mussten und haben trotzdem nicht entsprechend gelebt. Das würde sich auch nicht ändern, wenn jemand von den Toten auferstünde.

Viele lesen dieses Gleichnis als eine Beschreibung des Gerichts und der Hölle. Aber darum geht es m.E. gar nicht. Sondern es geht genau um unsere Frage: Niemand kann uns die Verantwortung für ein gutes und gerechtes Leben abnehmen. Entweder entscheiden wir uns für diese Gerechtigkeit, dann müssen wir nicht durch biblische Gebote dazu motiviert werden. Oder wir entscheiden uns dageben, dann wird uns nicht einmal ein Auferstandener davon abhalten, zu freveln.

Darum: Lass Dein Herz sprechen und Deine Vernunft. Beides wird Dir sagen, es ist sinnvoll, persönlich und global nachhaltig zu leben. Eine extra Aufforderung dazu durch die Bibel ist nicht nötig. Sagt uns die Bibel.

Und nun geh, und handle danach! :-)


xAnonym 
Beitragsersteller
 20.12.2016, 17:07

Naja, wenn ich für meine Religions-Präsentation behaupte, es sei mehr oder weniger irrelevenat was die Bibel so zu sagen hat, wenn es um die Frage des Einsatzes der Nachhaltigkeit im Bezug auf theologischen und Biblischen Sinne - kann es möglicherweise etwas schwierig werden.. aber vielen Dank für deinen Beitrag :-D

0
nachdenklich30  22.12.2016, 01:06
@xAnonym

Ich komme/kam halt selber aus einer Tradition, wo alles und jedes irgendwie "biblisch begründet" sein muss.

Manchmal wird die Bibel dazu ganz schön gebogen.

Und manchmal haben wir Christen uns so daran gewöhnt, dass wir gar nicht mehr richtig realisieren, was wir da tun.

Zumal man ja wirklich für fast alles eine biblische Begründung finden kann. Warum wollten die Männer jene "Sünderin" steinigen? Auch sie hatten doch eine biblische Begründung.

Umgekehrt finde ich es spannend, wie Chauvi-Männer Jesus dazu bringen wollen, die Ehescheidung zu legitimieren.
Und er muss die Bibel ziemlich biegen, um aus dem "Gott schuf den Menschen als sein Ebenbild, männlich genauso wie weiblich" ein "Gott schuf den Menschen als Mann und Frau" zu machen.

Und ist es nicht irgendwie beschämend, für das Bewahren der Schöpfung extra noch eine biblische Begründung hervor zaubern zu müssen?

Sollte das nicht wirklich selbstverständlich sein?

Manchmal sollte man alte gewohnte Zöpfe auch mal grundsätzlich hinterfragen.

Immer wieder gut dazu:

Ulrich Bach:

http://www.ulrich-bach.de/html/bucher.html

Und dort der erste Link:

http://www.ulrich-bach.de/UlrichBachVolmarsteinerRasiertexte.pdf

Und dort Seite 17 (im Original Seite 69):

Mit der Bibel durch die Tür

Vielleicht hab’ ich es falsch gemacht.

Als mein Sohn mich zum Hotel-Eingang schob,

hielt uns ein - sagen wir vierzigjähriger - Fremder

die Tür auf.

O besten Dank, sehr freundlich.

Da kommt er uns zwei Schritte nach:

Das steht ja schon in der Bibel,

du sollst deinen Nächsten lieben,

vielleicht wissen Sie das.

Ja, ja, ich weiß, natürlich.

Sonst sagte ich nichts.

Am liebsten hätte ich gesagt:

In meiner Bibel stehen noch ganz andere Sachen.

Von der linken Hand,

die nicht wissen soll, was die rechte tut -

zum Beispiel.

Am liebsten hätte ich ihm gesagt,

daß Jesus gekommen ist, um uns frei zu machen

von allen Mächten und Krämpfen;

daß Jesus gestorben und auferstanden ist,

damit Friede sei,

Friede inmitten der Angst.

Am liebsten hätte ich ihm gesagt,

daß ich an einen ganz anderen glaube

als an jenen fernen Herrn,

der im Laufe von zwei Jahrtausenden

degenerierte

zu einer bürgerlichen Motivation,

einem Behinderten die Tür aufzuhalten.

Wer ist dieser Jesus,

wenn er nicht mehr bedeutet als das?

Und wer ist dieser Vierzigjährige,

wenn er mir

ohne seine Bibel

also nicht die Tür aufgehalten hätte?

Am liebsten hätte ich

mich lange mit ihm zusammengesetzt.

Aber ich sagte bloß:

Ja, ja, ich weiß, natürlich.

Er sah so zufrieden aus.

Er freute sich,

für einen Augenblick mit Jesus

- mit seinem Jesus -

konform zu sein.

Sollte ich ihm

so etwas Schönes

kaputtmachen?

Ich sagte nur:

Ja, ja, ich weiß, natürlich.

Vielleicht hab’ ich es falsch gemacht.

Ulrich Bach

Das Problem an dieser biblischen Begründerei ist, dass man dazu neigen kann, seine eigene Verantwortung abzugeben, "weil es doch in der Bibel" steht.

Im Gleichnis vom großen Weltgericht (Mt 25) werden wir aber darauf hingewiesen, dass das Kriterium eben nicht ist, dass man sich an alles gehalten hat, was in der Bibel steht, sondern dass man sich anderen Menschen gegenüber so verhalten hat, als würde man ihnen Christus selber begegnen.

Wenn Du nun gerne möchtest, könntest Du daraus auch wieder eine Begründung für nachhaltiges Verhalten ableiten:

Gottes Ebenbilder auch der kommenden Generationen werden die Erde als Ressource brauchen. Wenn wir die Erde jetzt so verhunzen, dass sie darauf nicht mehr leben können, haben wir uns an ihnen, und weil sie Gottes Ebenbilder sind, auch an Gott selbst versündigt.

Ich finde es da immer wieder spannend, auch mal eigene Interpretationen zu wagen und vorzustellen, die nicht in den üblichen Vorlagenzu finden sind, die man in tausend Büchern oder bei Wikipedia googlen kann.

https://de.wikipedia.org/wiki/Bewahrung_der_Sch%C3%B6pfung

http://weltkirche.katholisch.de/Themen/Sch%C3%B6pfung/Das-Wunder-der-Sch%C3%B6pfung-bewahren

http://weltkirche.katholisch.de/Themen/Sch%C3%B6pfung/Das-Wunder-der-Sch%C3%B6pfung-bewahren

Gerade unter dem letzten Link müsstest Du Massen an biblischen Begründungen finden können.

Ich hoffe, der Tipp erreicht Dich noch rechtzeitig. :-)

1

Der "Herrschaftsauftrag" aus der Schöpfungsgeschichte ist es jedenfalls nicht, weil dieser nicht auf Nachhaltigkeit abzielt, eher im Gegenteil. Ich habe das an andererStelle bereits ausführlich erläutert:

https://www.gutefrage.net/frage/was-genau-ist-der-herrschaftsauftrag?foundIn=list-answers-by-user#answer-231785861

Der Biologe und Chemiker Aloys Hüttermann erklärt in seinem Werk "Am Anfang war die Ökologie" sehr schön, wie die alten Israeliten in ihrer lebensfeindlichen Umgebung dank ihres biologischen, ökologischen und hygienischen Wissens ihren Alltag bewältigten. So findet die Frage nach dem biblischen Schweinefleischverbot seine einfache Antwort, aber auch, warum die Israeliten von den Plagen verschont blieben, während die sich gottgleich fühlenden Ägypter sang- und klanglos untergingen. Wie du sicher merkst, ein spannendes Thema.

Schöpfung bewahren ?

das steht doch schon in der Schöpfungsgeschichte (Genesis)

Gott sah alles an, was er gemacht hatte und sagte es ist gut so

hört sich das an wie ein Freibrief es kaputt zu machen

Was meinst du mit der Nachhaltigkeit?


xAnonym 
Beitragsersteller
 19.12.2016, 17:50

Naja, das erscheint unter dem Thema "Zukunftsfähige Entwicklung" - weiß auch nicht genau

0