Betriebswirt IHK oder BWL?

2 Antworten

Ich bin selbst Handelsfachwirt und Betriebswirt IHK. Ich habe durch meine Qualifikationen selbst schon als Geschäftsleiter und Prokurist gearbeitet, was nur meine Qualifikationen möglich gemacht haben. Ich kenne auch andere Personen mit ähnlicher Qualifikationen die ähnliche Berufe ausführten.

Ich habe selbst schon BWL Master eingestellt, die unter dem Strich nicht mehr konnten, teilweise weniger.

Aufgrund meiner schlechten Erfahrungen mit BWL Studenten, fragte ich ein promovierten Wirtschaftswissenschaftler ( Bekannter von mir), was denn ein Diplom Kaufmann gegenüber ein Betriebswirt IHk mehr kann. Antwort: nichts, er kann in der Praxis nicht mehr. Er ist selber Diplom Kaufmann und hat Betriebswirte in Lehrgängen ausgebildet. Ein Diplom Kaufmann kann am Ende nur mehr Theorie des Professors wiedergegeben, was keine Praxisrelevanz hat. Er meint, der Betriebswirt IHK ist Niveau 7, das macht für ihn Sinn. Er meint aber auch, gerade in größeren Betrieben ist der "Nasenfaktor" wichtig und FH Abschlüsse werden kategorisch höher angesehen. Auch wenn es in der Praxis nicht mehr Substanz hat.

Zu meinen, der Betriebswirt ist nichts halbes und nichts ganzes und "kann man mal machen", hat den Knall nicht gehört: selber mal die Prüfung machen und mal zuschauen, wie viel Arbeit das ist und am Ende durchfallen.

Ein BWL Studium ist immer an den Willen und Wollen des Professors abhängig. Man muss dessen Weltbild wiedergegeben. Ein IHK Abschluss ist bundeseinheitlich und personell unabhängig.

Und Chancen Arbeitsmarkt: Ich selbst habe schon ca. 50 Personen eingestellt in verschiedenen Bereichen. In kaufmännischen Bereichen macht es keinen Sinn, BWL Studenten zu bevorzugen, zumindest nicht in kleinen und mittelständischen Unternehmen. Weil ich nie in der Praxis ein Unterschied zwischen ein Fachwirt und ein Bachelor feststellen konnte. Ich bin mir auch Recht sicher, dass das Andere ähnlich sehen. Wenn ich ein echten BWL Profi brauche, für Projekte, muss ich meist sowieso ein Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer kontaktieren.

Pardon, aber das meiste was ich hier über den Betriebswirt IHK und dessen Wertigkeit lese ist einfach Unsinn.

Mach den Betriebswirt IHK, und glaube mir, dass ist eine ganz andere Hausnummer als der Handelsfachwirt. Aber es lohnt sich.

Moin,

Ich selber habe keine Erfahrungen damit. Mein Chef jedoch hat es ähnlich wie du gehabt.

Er hat nach der Ausbildung den Industriemeister IHK gemacht und letztes Jahr als Ergänzung den Technischen Betriebswirt IHK abgeschlossen. Ich habe mit ihm mal aus Interesse drüber gesprochen und wir waren relativ schnell einer Meinung.

Wenn er nochmal ran müsste, hätte er eher das BWL Studium in Betracht gezogen.

Der Betriebswirt IHK, egal welcher Fachrichtung, ist für mich ein sinnfreier und erzwungener Versuch irgendwie eine Fortbildung zu erfinden, nur um dem DQR auf Stufe 7 etwas zu bieten. Zu sagen er hätte keinen praktischen Nutzen wäre übertrieben, dennoch ist er nichts halbes und nichts ganzes.

Jeder BWL Student hat spätestens im 3., eher schon im 2. Semester mehr Ahnung als ein fertiger Betriebswirt. Das behaupte ich jetzt einfach mal.

Der Betriebswirt ist schneller fertig, das liegt aber natürlich daran, dass er bei weitem nicht so umfangreich ist wie das BWL Studium.

Und da du im kaufmännischen Bereich arbeitest, auch wenn nicht mehr im Handel ist das Studium für dich und deine Berufliche Zukunft vermutlich die vernünftigere Wahl und eine bessere Grundlage.

Was ich mich an der Stelle frage ist, warum du aus dem Handel raus wolltest, aber dennoch den Handelsfachwirt gemacht hast?


Stefv88  20.02.2025, 10:17

Den Betriebswirt IHK gab es schon lange vor den DQR. Ich weiß nicht was immer für ein Unsinn erzählt wird. Der Betriebswirt ist dazu da, zu erlernen, wie man ein kompletten Betrieb versorgt. Ein Fachwirt dafür da, wie man eine Abteilung oder ein Ressort versorgt. Den hat man nicht erfunden um politische Lücken zu schließen.

HP258  23.02.2025, 05:31
@Stefv88

ich habe nicht behauptet das es den DQR länger als den Betriebswirt gibt.

Der Versuch den ich in der Antwort beschreibe bezieht sich auf die Einordnung im DQR durch die Ministerien und Konferenzen. Und der ist auf Stufe 7 einfach nicht gerechtfertigt. Man kann eine Fortbildung die in Vollzeit nur einige Wochen dauert nicht auf dieselbe Stufe stellen wie ein Masterstudium was 4-6 Semester geht.

Und deine Antwort beschreibt genau das was den geprüften Betriebswirt meiner Meinung nach unsinnig macht. Wie soll der Betriebswirt der sich in der Fortbildungslaufzeit nicht großartig vom Fachwirt jeglicher Fachrichtung unterscheidet, in der selben Zeit effektiv lernen wie man einen ganzen Betrieb führt, wenn der Fachwirt nur auf einen Teil dessen vorbereitet wird?

Abgesehen davon wird keine Firma der Welt für betriebswirtschaftliche Positionen im Unternehmen einen Betriebswirt einstellen, wenn fertig studierte Betriebswirtschaftler ebenfalls Schlange stehen. Und ich habe bis jetzt auch noch nicht wirklich Stellenausschreibungen erlebt in den explizit nach Betriebswirten verlangt wird.

Und ganz nebenbei: Für mich hat der DQR nie Sinn gemacht. Das kann nur gewürfelt worden sein. Da steht eine 3,5 jährige Ausbildung auf derselben Stufe wie Abitur. Das ist lachhaft und ein Schlag ins Gesicht für jede Fachkraft in diesem Land.

Vollinventur 
Beitragsersteller
 04.01.2025, 23:36

Danke erstmal für die ausführliche Antwort! Ich teile deine Meinung über den Betriebswirt. Ist halt auch kein akademischer Abschluss. Für mich hat sich die Frage wirklich deshalb gestellt, da mich einige Erfahrungswerte bzgl. Studium aus dem Umfeld etwas haben zweifeln lassen.

Der HFW war Teil des Abiturientenprogramms meines alten Arbeitgebers. Nimmt man also nach dem Kaufmann gleich mit, fand ich auch recht leicht vom Inhalt her. Zu dem Zeitpunkt standen die Sterne auch noch etwas anders.