Berufsausbildung in der DDR

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Wie fand diese Ausbildung statt?

Es gab kommunale Berufsschulen in denen die Schule stattfand der Praxisteil erfolgte in den Ausbildungsbetrieben. Es gab aber in großen Betrieben (Kombinaten) auch Betriebsberufsschulen (BBS) in denen beide Teile absolviert wurden und teilweise auch Lehrlinge für Fremdfirmen ausgebildet wurden.

Etwa so wie heute mit Schule und Praxis?

In der Regel war die Lehrzeit damals 2 Jahre (waren wohl bißchen schlauer als heute ;) ) Dabei war im 1 Jahr ca 2/3 Schule und 1/3 Praxis. Im 2 LJ. war der Anteil umgekehrt oder noch weiter in Richtung Praxis verschoben.

Wie fand man denn in der DDR einen Ausbildungsplatz/Arbeitsplatz?

Es gab bei uns in den Herbstferien eine Woche der Berufsbildung. Da konnte man in vielen Betrieben die Lehrlinge suchten an Informationsveranstaltungen teilnehmen und so einen Einblick in den Beruf bekommen. Das erste Mal war ich wohl in der 7.Klasse dabei. Man hat aber auch über die Ferienarbeit auch Erkenntnisse bekommen. Am Ende hat man aber auch hier ganz normal eine Bewerbung geschrieben, oder kannte jemanden der jemanden kannte.

Und gab es typische DDR-Berufe?

Eigentlich nicht weil die Arbeit die dahinter steckte war ja die Gleiche. Lediglich die Bezeichnungen haben sich wohl unterschieden. Instandhaltungsmechaniker oder auch Facharbeiter für Tierproduktion nennt man heute wohl eher Schlosser und Bauer, oder so ähnlich.

Es gab auch noch die Möglichkeit der Berufsausbildung mit Abitur. Mit dem Abitur ist man zwar nicht unbedingt auf eine Universität sonder eher auf eine Hochschule gekommen. Meine Schwester hat z.B. Instandhaltungsmechaniker mit Abitur gemacht und ist anschließend zum Studium an die DHfK gegangen.

Es gab aber auch noch ganz andere Ausnahmen. Polizist oder Feuerwehrmann konnte man erst werden wenn man seinen Grundwehrdienst abgeleistet hatte. Man musste also erst mal eine Beruf erlernen, dann zur Armee und dann in die Ausbildung. Hier hat man sich aber nicht wirklich beworben sondern wurde mehr oder weniger durch die "gesellschaftlichen Organe" ausgesucht, aber auch hier haben Beziehungen in aller Regel nicht geschadet.

Viele Berufsbezeichnungen und noch ein wenig mehr findest du hier: http://www.arbeiten-in-der-ddr.hundertstelsekun.de/index.html

Berufsausbildung in der DDR war in der Regel mit einer zweijährigen Lehre verbunden. Während dieser Ausbildung gab es theoretischen und berufspraktischen Unterricht. Der theoretische Unterricht wurde entweder in Berufsschulen oder in Ausbildungseinrichtungen der Betrieb erteilt. Der berufspraktische Unterricht erfolgte in den Lehrbetrieben. Ich kann mich erinnern, dass in meinem Ausbildungsbetrieb Theorie und Praxis wöchentlich im Wechsel erfolgte.

Es gab auch die Berufsausbildung mit Abitur. Hier wurde nicht nur ein Beruf erlernt, sondern gleichzeitig das Abitur abgelegt. Diese Lehrzeit betrug drei Jahre. Der Theorie-Praxis-Turnus betrug während meiner Ausbildung drei Wochen Theorie (incl. Abiturstoff) und eine Woche berufspraktische Ausbildung.

Für Schüler, die den Abschluss der achten Klasse nicht schafften (kann aber auch 10. Klasse gewesen sein), gab es die Möglichkeit eine Teilfacharbeiterausbildung zu absolvieren. Die Lehrzeit betrug meiner Erinnerung nach 2,5 Jahre. Teilfacharbeiterberufe waren z. B. Maurer (statt Baufacharbeiter) oder Dreher (statt Zerspanungsfacharbeiter).

Die Lehrstellen musste sich jeder Schüler selbst suchen. Dabei halfen aber auch die Berufsberatung oder eben die Eltern und Verwandten. Es gab sehr begehrte Ausbildungsberufe, wie z. B. Kfz-Mechaniker. An solche Stellen ist man i. d. R. nur über Beziehungen ran gekommen, wobei da Beziehungen zu einem Handwerker besser waren, als Beziehungen zu einem Parteisekretär.

Da die Betriebe das ausbildeten, was sie auch selbst brauchten und Arbeitskräfte knapp waren, hatte jeder Lehrling auch eine anschließende Arbeitsplatzgarantie.

Stand 80er:

Bei uns musste man sich schon Jahre vorher Gedanken machen, wenn man eine gute Lehrstelle wollte. Denn die gab es nur über Beziehungen. Voraussetzung war dann auch die Jugendweihe und bei Jungen die Verpflichtung zur 3 Jahren Armee.

Zu Beginn der 10. Klasse wurde dann ein Heft verteilt, wo alle gemeldeten Lehrstellen aufgeführt waren. Da stand fest, wer zur EOS geht und das Abitur macht. Für die anderen war genau je 1 Lehrstelle vorgesehen. Die Mangelwirtschaft spiegelte sich auch da wieder: wir bekamen zu viert ein Heft. Das Heft war eh ein Witz. Ich hatte meine Bürostelle längst sicher. Die stand aber auch da drin. Und allgemein hieß es, wir können uns dort eine Lehrstelle aussuchen. Da stand auch eine Verkäuferstelle drin, da wusste jeder, dass die der Sohn des Chefs bekommt.

Dann wurde im Deutschunterricht das Bewerbungen schreiben behandelt. Wir mussten Lebenslauf und Anschreiben erstellen,, bekamen eine Note. Und jeder musste die in den Herbstferien abschicken, aber jeder nur eine Bewerbung.

Wer eine Absage bekam, musste dann das nehmen, was die anderen übrig ließen.

Die Berufsausbildung war wie heute gegliedert in Berufsschule und Praxis. Kleine Firmen konnten selber nicht ausbilden, da gab es die sogenannte Fremdausbildung, da musste man zur Praxis in einen dafür zugelassenen Betrieb. Voraussetzung war, dass man dort mehrere Abteilungen durchläuft, für jede bekam man eine Praxisnote.

Für die Theorie gab es die Berufsschulen. Meine Büroausbildung beinhaltete auch viel politischen Kram. Aber die Buchführung war fast dasselbe, nur stand am Ende nicht wie heute der private Gewinn.

Die meisten Jungen gingen damals in die Produktion oder das Handwerk, nur ganz wenige ins Büro. Viele Mädchen landeten in der Textilindustrie. In meiner Büro-Berufsschulklasse waren von 30 Leuten 25 Mädchen.

Nach der Ausbildung bestand eine Übernahmepflicht. Bei mir dann nicht mehr, da kurz vorher die Mauer gefallen war.