Bentham-hedonistisches Kalkül

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Jeremy Bentham gibt fecundity und purity als Gesichtspunkte an, die zu berücksichtigten/zu beachten sind, um den Wert der Menge von Lust/Freude und Schmerz/Leid zu messen, also deren quantitatives Ausmaß in einem hedonistischem Kalkül (auf Lust ausgerichtete/zielende/bezogene Berechnung) zu ermitteln. Insgesamt gibt Bentham 7 Gesichtspunkte/Faktoren, die er circumstances (Umstände), gelegentlich auch elements (Elemente/Bestandteile) nennt.

Aussagen von ihm dazu, was damit gemeint ist, stehen vor allem in:

Jeremy Bentham, An introduction to the principles of morals and legislation (1789). Chapter IV: Value of a lot of pleasure or pain, how to be measured (Eine Einführung in die Prinzipien der Moral und der Gesetzgebung. Kapitel 4: Wie der Wert einer Menge an Freude oder Leid gemessen werden kann)

In seiner Ethik ist Ziel, Lust/Freude/Vergnügen/Angenehmes (pleasure) zu erreichen und Schmerz/Leid/Unlust/Unangenehmes (pain) zu vermeiden. Lust /Freude/Vergnügen/Angenehmes sind als ein Plus zu werten, also zu addieren (hinzuzufügen), Schmerz/Leid/Unlust/Unangenehmes als ein Minus zu werten, also zu subtrahieren (abzuziehen).

Für eine Handlung wird berechnet, wie der Tendenz (die Richtung, in die sie hinzielt bzw. sich hinbewegt) nach ihre Bilanz dazu ist.

Bentham tritt dafür ein, das Wohl aller von ihr Betroffenen zu berücksichtigen. Ein Grundsatz seiner Ethik ist Universalität (ein Prinzip der Allgemeinheit): Alle sind zu berücksichtigen, das größtmögliche Glück der größtmöglichen Zahl ist anzustreben. Jeremy Bentham nimmt als Ausgangspunkt: Menschen streben Glück/Lust/Befriedigung an und möchten Unangenehmes/Schmerz/Leid vermeiden. Die Menschen sind grundsätzlich gleichberechtigt („Jeder zählt für einen und keiner mehr als für einen."). Die grundlegende Orientierung und das Motiv ist für die einzelnen Individuen die eigene Befriedigung/das eigene Wohlbefinden. Auch die Interessen anderer Menschen werden berücksichtigt (Wohlwollen und eine Art Sozialprinzip), aufgrund der Vernunft (wohlverstandenes Eigeninteresse) und gegebenenfalls durch Sanktionen (Strafen bei Nichtbeachtung) nahegelegt.

Glück wird als ein Empfindungsglück verstanden. Maßstab in der Ethik ist die Menge dieses Glücks bzw. seines Gegenteils.

Die Größe einer Lustbefriedigung wird im hedonistischen Kalkül aufgrund bestimmter Kriterien/relevanter Faktoren berechnet/abgewogen. Die Handlungsalternative mit dem höchsten Wert ist die richtige.

Zwei zu prüfende Umstände sind fecundity und purity.

Fruchtbarkeit/Erfolgsträchtigkeit/Folge(n)trächtigkeit (fecundity): Wahrscheinlichkeit/Aussicht (chance), daß der Handlung Empfindungen (sensations) der gleichen Art folgen

Empfindungen der gleichen Art meint eine Empfindung von Lust/Freude/Vergnügen, wenn es sich um Lust/Freude/Vergnügen handelt, eine Empfindung von Schmerz/Leid/Unlust, wenn es sich um Schmerz/Leid/Unlust handelt. Zu einer Empfindung von Lust/Freude/Vergnügen ist eine Empfindung von Schmerz/Leid/Unlust eine Empfindung entgegengesetzter Art.

Es geht also darum, ob eine Handlung die Tendenz hat, weitere Lust/Freude/Vergnügen nach sich zu ziehen/hervorzubringen.

Gefragt werden kann: Bringt sie wahrscheinlich weitere Befriedigung hervor?

Trächtigkeit ist ein Ausdruck für Schwangerschaft bei Tieren. Wie diese Junge bekommen, kann bei Lust/Freude/Vergnügen etwas Neues der gleichen Art hinzukommen.

Reinheit (purity): Wahrscheinlichkeit/Aussicht (chance), daß der Handlung Empfindungen (sensations) der entgegengesetzten Art folgen

Ein Gegenbegriff zu «rein» ist «gemischt».

Es geht um die Wahrscheinlichkeit, ob Lust/Freude/Vergnügen durch Schmerz/Leid/Unlust getrübt werden, die der Handlung - als mit ihr der Tendenz nach verbunden - nachfolgen.

Gefragt werden kann: Bringt sie wahrscheinlich auch Schmerz/Leid/Unlust hervor?

Diese zwei Umstände (Fruchtbarkeit/Erfolgsträchtigkeit/Folge(n)trächtigkeit und Reinheit) sind, so schreibt Jeremy Bentham, strikt genommen kaum Eigenschaften/Merkmale der Lust/der Freude/des Vergnügens oder des Schmerzes/des Leids/der Unlust selbst und für den Wert dieser Lust/dieser Freude/dieses Vergnügens oder dieses Schmerzes/ dieses Leids/dieser Unlust in Rechnung zu stellen, sondern sie sind strikt genommen nur Eigenschaften/Merkmale der Handlung oder eines anderen Ereignisse, wodurch Lust/Freude/Vergnügen oder Schmerz/Leid/Unlust hervorgebracht worden ist. Entsprechend sind diese Umstände nur der Tendenz einer solchen Handlung oder einer solchen Ereignisses in Rechnung zu stellen.


Albrecht  12.05.2014, 22:59

Vielleicht können auch Beispiele zur Klärung beitragen.

So könnte bei Fruchtbarkeit/Erfolgsträchtigkeit/Folge(n)trächtigkeit an eine gutes Gespräch/eine gute Unterhaltung mit Freundinnen/Freunden gedacht werden, die zu weitere gute Gespräche/ Unterhaltungen oder anderes angenehmes Zusammnsein zur Folge hat.

Bei Reinheit könnte an ein Essen gedacht werden, das zwar lustvolle Geschmacksempfindungen bewirkt, aber eventuell im Übermaß verzehrt wird bzw. weniger bekömmlich oder gesund ist und dadurch unangenehme Folgen hat wie beispielsweise, unangenehm schwer im Magen zu liegen, eine Gefahr von Übergewicht zu erzeugen oder zu gesundheitlichen Schwierigkeiten zu führen.