Aortendissektion Typ B

6 Antworten

Die Dissektion Stanford B ist die häufigste und am besten zu behandelnde Form der thorakalen, also in der Brusthöhle gelegenen, Aortendissektionen. Leider weiß ich nciht genau, was du mit "Prognose der überstandenen Dissektion" meinst. Heißt das, die OP ist schon gelaufen? Die muss bei einer akuten Dissektion ja üblicherweise notfallmäßig sofort erfolgen. Wenn alles schon passiert ist und der Patient mit seiner neuen Gefäßprothese noch lebt, wird er gut durchkommen. Probleme können Mangeldurchblutung in den Nieren sein, je nachdem, ob die Nierenarterien betroffen waren, und natürlich kann es zu Infekten, Thrombosebildung, Nachblutung und ähnlichen klassischen OP.Komplikationen kommen. War der Patient im Schock kann es Spätfolgen an Niere, Leber, Lunge etc geben. Du siehst, es ist etwas schwierig, mit den gegebenen Infos eine sinnvolle Prognose zu geben. Zusammengefasst kommt man bei rechtzeitig behandelter Stanford B-Dissektion in der Regel aber gut weg.

Hallo ,es geht hier nicht um mich, sondern um meine Schwester. Sie ist 43 Jahre alt, und erlitt am 28.09.2011 eine Aortendissektion Typ B. Ich werde mal versuchen die ganze Geschichte zu erzählen. An diesem Tag war sie bei ihrer Arbeit in der Metzgerei. Gegen Mittag bekam sie plötzlich fürchterliche Schmerzen im Rücken, und zwar zwischen den Schulterblättern bis in die Nierengegend, Schwindel und Benommenheit kamen noch hinzu. Eine Kollegin und Freundin brachte sie dann ins Remscheider Sana-Klinikum. Dort hat sie einer Ärztin ihre Beschwerden geschildert. Nun geschieht das Empörende und eigentlich unfaßbare. Die Ärztin sagte ihr, das sie ihre Beschwerden nicht so dramatisieren sollte, und empfahl doch mal einen Frauenarzt aufzusuchen. In der Verzweifelung sind sie dann zu mehreren Frauenärzten, bis eine bereit war sie zu untersuchen. Sie stellte einen stark erhöhten Blutdruck fest, konnte aber nicht erkennen wo die Schmerzen herkommen und schickte sie ins Helios Klinikum Wuppertal. Dort angekommen, hat man sämtliche Untersuchungen durchgeführt. Eine Woche war sie dort, und man hat letztendlich einen stark erhöhten Blutdruck, einen sehr langsamen Blutfluß in der Nierenarterie festgestellt und einen kleinen Stein in der Harnröhre. Sie wurde dann entlassen mit stark Blutdrucksenkenden Medikamente, aber ohne klare Diagnose. Montags wurde sie entlassen, Mittwoch hatte sie dann einen Termin für eine CT Untersuchung im Helios Klinikum. Mittwochabend rief dann der Arzt ganz aufgeregt an, sie solle doch schnell und ohne Hektik ins Klinikum kommen. Dort hat man ihr dann erklärt, daß die Innenhaut der Aorta gerissen ist, und das Blut nun zwischen diesen Schichten sich durchwühlt ! Dies wäre ein Notfall und sie sollte für einige Tage intensivmedizinisch betreut werden. Der Blutdruck konnte auch während dieser Zeit nur mit starken Medikamenten auf unter 140/90 gesenkt werden. Nach 1 Woche Intensivstation kam sie nun auf eine normale Station, nach 4 Tagen wurde sie dann entlassen mit der Diagnoe "Aortendissektion Typ B vom Aortenbogen bis ins Becken". Sie muss jeden Tag 8 verschiedene Medikamente nehmen. Vormittags ist sie überhaupt nicht mehr zu gebrauchen, Müdigkeit, Schwindel, Schlappheit. Mittlerweile haben sich nach dem Absetzene eines Blutdrucksmedikaments die Beschwerden etwas gebessert. Die Blutdruckwerte haben sich zum Glück auf 120/80 eingependelt. Wenn sie auf der Seite liegt, hat sie Schmerzen im rechten Bein. Nun haben wir für den 9. Januar 2012 einen Termin in der Uni-Klinik Köln (Gefäßchirurgie Herzzentrum), um uns eine Zweitmeinung zu holen. Mal schauen was die sagen. Das ist für die ganze Familie eine sehr belastende Situation, natürlich auch finanziell. Das sind die Fragen die uns besonders beschäftigen. Wird sie jemals wieder arbeiten können in der Metzgerei ?  Welche Möglichkeiten einer Rehamaßnahme gibt es ? Gibt es für diese Krankheit Selbshilfegruppen ?  Macht eine psychische Betreuung Sinn ? Über Antworten, Anregungen und Ratschläge würde ich mich sehr freuen. Liebe Grüße Nicoman


nerv1902  26.11.2013, 15:12

War dann paar Tage auf Intensiv (viele Infussionen und Medikamente, 1000x Blutdruck messen usw.), und kam dann am auf eine Wachstation. Da war es dann etwas ruhiger und nach 1 Tag kam ich auch von den Geräten los. Erste Aufstehen war unkompliziert. Dann kam ich auf Normalstation und am Mittwoch durfte ich nach Hause (war also gar nicht so lange drin). Jetzt versuche ich damit klar zu kommen. Habe natürlich noch Schmerzen und manchmal auch Panik, hatte ja viel Glück gehabt! So richtig ist noch nicht klar, wie es jetzt weiter geht. Ich bin jetzt bis Mitte Dezember krank geschrieben und das wird dann auf alle Fälle mind. bis Ende Dez. verlängert. Evtl. kann ich zur Kur (ob ich das will?) Am 18. 12. muss ich ambulant ins KH, da wird wieder ein CT gemacht, dann immer jedes 1/4 Jahr. In ein paar Jahren verlängert sich der Kontrollabstand, je nachdem wie es sich entwickelt.

Als ich nach meiner Entlassung wieder bei meiner Ärztin war, lief mir ihr Mann fast in die Arme. Er musterte mich und schielte auf meine Krankenkassenkarte. Da hab ich gesagt: "Ja, ich bin die Frau ... und ich lebe noch!". Das Gesicht war herrlich. Er bat mich dann zu ihm ins Zimmer und erst wollte er sich rausreden, dann gab er nach und am Ende hat er dazu gestanden und entschuldigte sich. Ich sagte ihm, dass ich ihm keine Vorwürfe machen möchte, weil er die Krankheit nicht erkannt hat sondern sein Verhalten mir gegenüber das Letzte war und er verdammtnochmal, wenn er Blut ans Labor schickt, die Befunde auch rechtzeitig ansehen und sich drum kümmern sollte. War am Ende ein gutes Gespräch! Dann ging ich ins andere Wartezimmer und er zu seiner Frau in das andere Sprechzimmer. Dort saß gerade meine Schwester (die Arzthelferin) wegen ihrer Gastritis. Als sie raus kam, hat sie mir erzählt, dass der Doktor sich bei seiner Frau ausgeheult hatte. Das Ganze ging ihm tüchtig an die Nieren, er hat sich schreckliche Vorwürfe gemacht usw. Erst danach hat seine Frau ihren Mann darauf hingewiesen, wer die Patientin im Zimmer ist. Na dann erst! Na, jedenfalls werde ich jetzt wie ein rohes Ei in der Praxis behandelt und erhalte Vorzugsbehandlung!

Wie es nun weiter geht - keine Ahnung! Ich darf 3 Monate nix weiter heben (unter 5kg ist erlaubt), lebenslang Blutdruckmittel und Blutverdünner nehmen, mein Arbeitsvertrag ist bis Ende März 2014 befristet. Bis jetzt kann ich noch gar nichts sagen, ob ich mich erhole. Habe noch Schmerzen (sicher von der OP) und muss erstmal alles verarbeiten. So, das wars so im Groben. Ich stöbere jetzt im Internet nach Informationen zum Thema und stelle fest, dass es zwar fachmännische Infos und Statistiken gibt, aber menschliche Erfahrungsaustausche kaum vorhanden sind. Das fehlt mir sehr. Ich bin sonst ein sehr lebensfroher und positiver Mensch und will mich hier nicht verrückt machen. Ich brauche unbedingt jemanden zum Austausch, der Ähnliches durchgemacht hat. Wie geht es Deiner Schwester jetzt? Liebe Grüße!

0
nicoman 
Beitragsersteller
 27.11.2013, 14:26
@nerv1902

Hallo nerv1902, am besten du schickst mir deine e-mail Adresse, ich werde dir dann einiges zu Thema schreiben. Lg Nico

0
nerv1902  24.12.2013, 11:01
@nicoman

Hallo nicoman!

Frohe Weihnachten!

doritobi@gmx.de

0
nerv1902  26.11.2013, 15:06

Hallo nicoman! Ich bin wbl., 43 Jahre und mir ist das Gleiche wie Deiner Schwester passiert (vor ca. 2 Wochen). Am 8.11. 2013 saß ich im Bus. Ich hatte plötzlich heftige Schmerzen im Rücken (Lende) und war kurz vorm Umkippen. Bin sofort raus aus dem Bus (an der Haltestelle) und versuchte, ruhig zu atmen und im Kopf mit der Situation klar zu kommen. Stehen, sitzen, liegen - ging nicht. Laufen ging. Also gelaufen bis zur Oma (war noch ein ganz schönes Stück). Dort habe ich mich weiter gekrümmt vor Schmerzen, war dann schon der ganze Bauch (rundrum). Meine Schwester war zu Hause und holte mich mit dem Auto ab. Sie brachte mir gleich krampflösende Medikamente mit (sie ist Arzthelferin). Hab gleich ne ganze Tagesdosis genommen und ab nach Hause. Klar hätte ich gleich ins Krankenhaus fahren sollen, aber ich hatte ja keine Ahnung, ich war ja nicht gestürzt oder so was! Die Schmerzen waren dann nicht mehr ganz so stark, gingen aber nicht weg. Vor allem nachts quälte ich mich. Meine Vermutung war: Darmentzündung, das strahlt ja gern in den Rücken. Liegen und Sitzen war immernoch kaum möglich, also bin ich das WE und am Montag ständig gelaufen. Am Dienstag bin ich dann zu meiner Hausärztin. Die hatte zu viele Patienten und ich konnte ja nicht sitzen, also kam ich bei ihrem Mann dran (Gemeinschaftspraxis). Der kam damit nicht klar, dass ich den Schmerz nicht präziser angeben konnte. War auch pampig mir gegenüber, da müsse ich eben ins KH. Ich sagte "ja, nützt ja nix" und er "die sind aber auch überfordert, was wollen die mit Ihnen anstellen, aber wenn Sie unbedingt wollen ...". War total verwirrt. Dann hat er wenigstens Blut abgenommen und mir versprochen, mich am Nachmittag anzurufen, wenn der Entzündungswert höher als normal ist. Hat er natürlich nicht. Ich hab gegen 15 Uhr angerufen, weil ich nicht sicher war, ob ich in der Praxis meine Festnetz- oder Handynummer angegeben hatte. Der Doktor war nicht mehr da und die Schwester hatte zwar die Befunde, durfte aber ... Die Nacht zum Mittwoch war die Hölle! Früh beim Frauenarzt angerufen, ob ich kommen kann, vielleicht ist da ja was. Durfte 11.30 Uhr kommen, kam auch ziemlich bald dran. Ergebnis: mehrere Zysten auf linker Seite, die aber nicht die Ursache der Schmerzen sein konnten. Trotzdem wies die Ärztin mich ins KH Neustadt ein und meldete mich dort telefonisch an. Da bin ich mit dem Fahrrad kurz noch nach Hause, Sachen gepackt und mit dem Bus ins KH. Unterwegs rief ich nochmal beim Hausarzt an: "Ja, Ihre Entzündungswerte sind bei 75, normal ist 5. Es wäre doch besser, wenn Sie ins KH gehen. Ich wollte Sie eben gerade deswegen anrufen ..." Im KH Untersuchung, Ergebnis: nicht bedenklich, durfte über Hof in die Chirurgie laufen. Dort war ein sehr netter, stark erkälteter Arzt, der den Verdacht auf Darmausstülpungen, die sich entzündet hatten, hegte. Ab zum CT mit Kontrastmittel. Ab dann wurde ich auf die Liege verbannt und durfte nicht einmal mehr einen Arm heben. Der Darm war in Ordnung, aber meine Bauchaorta nicht. So richtig hab ich das Ganze noch nicht kapiert. Mein Blutdruck war bei 190 zu weiß nicht mehr und auch mit Medikamenten war der nicht zu bändigen. Hier kommen die Fachbegriffe:

meine Anamnese: Notfallmäßige Aufnahme der Patientin bei hypertensiver Krise eines unbekannten arteriellen Hypertonus mit CT-angiographisch nachgewiesener Aortendissektion, die direkt unterhalb der Nierenarterienabgänge beginnt, sich über die infrarenale Aorta erstreckt und setzt sich in die linksseitige Arteria iliaca communis fort.

Diagnose: infrarenale Dissektion art. Hypertonie mit Entgleisung

Nach meinem CT erklärte mir der Notarzt es in etwa so: Zum Vergleich: die Haut besteht aus 9 Schichten - die Bauchaorta aus 3 Schichten. Bei mir war die innere Schicht eingerissen und die 2. leicht beschädigt. Dadurch ist das Blut vom Weg abgekommen, schwamm zwischen den einzelnen Schichten und suchte sich einen neuen Weg und hat ein Aneurysma gebildet. Mein Blutdruck war extrem hoch und die Ärzte sind der Meinung, dass mein Blutdruck schon längere Zeit so hoch war und es dadurch zu der Ruptur kam. Die eigentliche Ursache soll also der unbehandelte Bluthochdruck sein. Ich versteh davon nichts, mein Blutdruck wurde im September geprüft und war normal, war allerdings vormittags. Weiß jetzt nicht, ob das 2. CT mit Kontrastmittel (direkt die Aorta und Arterien) noch im KH Neustadt gemacht wurden oder ob das dann im KH Friedrichstadt war. Wurde jedenfalls mit Rettungsdienst verlegt. Dann kam ich auf Intensiv in der Chirurgie, dann kann ich mich schon nicht mehr an die Nacht erinnern. Früh dann waren kurz meine Schwester und Mutti da, sollte auf die Gefäßchirurgie verlegt werden. Daraus wurde nix, war ganz schnell im OP. Abends wachte ich auf Intensiv wieder auf, überstanden. Therapie: endovaskuläre Stentimplantation, Einstellung des Blutdruckes Habe Glück gehabt und eine ca. 8cm lange Narbe in der Linken Leiste (angefangen im Bauch, Ende an Oberschenkel). Fortsetzung folgt!

0

Bei der unkomplizierten Typ-B-Dissektion besteht unter medikamentöser Therapie eine 1-Jahres-Überlebensrate von ca. 60–80%. Bei einer Typ-B-Dis- sektion mit Malperfusionskomplikationen steigt die Letalität mit dem Ausmaß der involvierten Organsysteme. Hierbei werden Letalitätsraten von ca. 40% berichtet.

Quelle: Duale Reihe Chirurgie

Hallo, sicherlich bist Du bei einem Gefäßspezialisten in Nachbehandlung. Der wird Dir in Kenntnis aller Befunde dazu mehr sagen können als irgend wer hier. Deine Frage fordert erhebliches Wissen und lässt sich nicht mal eben aus dem Stand beantworten. Vermutlich bist Du operiert worden. Eine Op. wird m. W. nur bei drohenden Komplikationen gemacht. Aber prognostisch äußern kann man sich mit den minimalen Angaben nicht. Ich würde es aber auch nicht tun, wenn Du mehr schreiben würdest. Ich bin zwar Mediziner aber weder Kardiologe noch Angiologe und fühle mich daher überfordert. Der Fachmann bräuchte Deine Befunde, um eine auf Dich zutreffende Angabe machen zu können.

Bitte frage das den Arzt - alles was hier gesagt wird, ist doch Spekulation.


nicoman 
Beitragsersteller
 13.12.2011, 08:18

Danke für die schnelle Antwort. Du hast recht. Würde mich aber über jede noch so kleine Info freuen, vieleicht auch von betroffenen. Grüsse

0
angy2001  13.12.2011, 09:13
@nicoman

Ich wünsche dir alles Gute - und drücke dir die Daumen, dass du bald wieder ganz gesund wirst.

0