Antidepressiva bei Jugendlichen?

12 Antworten

Grundsätzlich helfen Antidepressiva wenn überhaupt dann nur bei mediznisch relevanten Depressionen. Die offiziellen Diagnosekriterien (ICD-10) einer Depression findest du hier. Bedenke jedoch, dass Selbstdiagnosen nicht möglich sind. Um eine Depression zu diagnostizieren bedarf es einem Facharzt (Psychiater).

Gegen alltägliche Gefühlsreaktionen wie unglücklich-, einsam- oder unzufrieden sein sind diese Medikamente gänzlich unwirksam. Grundsätzlich können Antidepressiva zahlreiche und starke Nebenwirkungen haben. Dazu gehören in vielen Fällen auch sexuelle Funktionsstörungen welche teilweise noch Monate nach Beendigung der Therapie anhalten.

Kurz: Antidepressiva sind bei schweren Depressionen oftmals einfach das kleinere Übel, angenehm zu konsumieren sind sie keinesfalls.

Die meisten Antidepressiva sind nur zur Behandlung von Erwachsenen zugelassen. Die einzige Ausnahme bietet Sertralin welches zur Behandlung von Zwangsstörungen (aber nicht Depressionen) bei Kindern zugelassen ist. Das heisst jedoch nicht, dass diese Medikamente bei Jugendlichen wirkungslos sind. Eine spezifische Zulassung für Minderjährige erfordert entsprechend kostenintensive Studien. Davor scheuen die Pharmahersteller zurück. Ein Arzt kann auch einem minderjährigen Patienten Antidepressiva verschreiben, vorausgesetzt dies ist medizinisch erforderlich.

Ich glaube das ist ganz unterschiedlich.

Ich habe mit 13 Fluoxetin bekommen und es hat mir nichts gebracht.
Mit 16 wurde bei mir dann Sertralin ausprobiert und da habe ich tatsächlich gemerkt das ich aktiver und motivierter wurde.

Aber auch das hat nur so 6 Monate angehalten, nach 2 Jahren habe ich den Sinn nicht gesehen weiterhin Tabletten zu mampfen die mir nichts bringen. Zumal ich durch die Tabletten damals sehr zugenommen habe, was mich dann auch wieder runter gezogen hat.

Bevor du Tabletten bekommst wirst du vermutlich sowieso erst einige Therapiegespräche in Anspruch nehmen und meistens kann man da dann schon anfangen Ursachen zu erforschen wieso es einem so dreckig geht und wie man das Umfeld in dem man so geworden ist ändern kann.

Dennoch wünsche ich dir alles Gute!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Njein.

Das sind keine Wunderdrogen die man einwirft und dann ist das ganze Leben um 180Grad verbessert.

ABER sie können helfen eine akute Depression bei der Verarbeitung zu unterstützen oder bestimmte Symtome wie zb Schlaflosigkeit oder ständige Müdigkeit zu verringern. Daher haben sie schon ihre Daseinsberechtigung.

Aber mit der Erwartung "ich nehm das jetzt und dann ist alles gut" an die Sache heranzugehen wird dir nicht weiterhelfen.

Sprich mit deinem Hausarzt auf jeden Fall und sag, dass du Hilfe brauchst.

Hmm... wenn Du unbedingt etwas nehmen willst, dann wären hochdosierte Johanneskrautkapseln aus der Apotheke ne Option.

100 Stück kosten aber um die 50 EUR.

Die bekommst Du ohne Rezept. Jetzt wo eh kaum Sonne scheint, kannst Du die in der empfohlenen Menge unbedenklich nehmen.

Und ja... sie können Deine Stimmung ein wenig aufhellen.

Falls das nix bringen sollte, geh zum Arzt.

Antidepressiva sollten aufgrund ihrer Nebenwirkungen und eventuellen Langzeitfolgen nur in Härtefällen eingenommen werden. Also solche deren Depressionen so stark sind, dass sie alltägliche Aufgaben im Haushalt und Körperpflege nicht mehr nachkommen können (!) und/oder wo eine akute Suizidgefahr angezeigt ist.

Längere Phasen der Unzufriedenheit hat jeder Teenager. Gerade anbetracht der Corona-Sache. Aber das ist kein Grund zu Tabletten zu greifen. Dagegen ernährt man sich gesünder, treibt ein bisschen Sport oder geht im Zweifel erstmal zum Therapeuten.


Mamue1968  19.01.2022, 13:31

Antidepressiva gibt es keine Langzeitfolgen, nur bei eventuellen Neuroleptika ist das vielleicht so.

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darkarth1  19.01.2022, 13:38
@Mamue1968

Ist ne gute Frage. Haben da mehrere Sachen ausgetestet, weil die Nebenwirkungen immer zu heftig waren. Am Längsten hab ich glaub ich Citalopram bekommen. Aber frag mich nicht, was da vor und danach alles kam. Ist schon 15 Jahre her und die Depressionen waren nicht mein einziges Problem. Abgesehen von der medizinischen Seite, können Antidepressiva aber auch massiven Schaden im eigenen sozialen Umfeld anrichten, weil sie unter Umständen nicht nur Depressionen unterdrücken sondern auch andere Emotionen beeinflussem und damit den Umgang mit den Menschen, die man eigentlich liebt.

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Mamue1968  19.01.2022, 13:46
@darkarth1

Ich nehme sie schon über 20 Jahre und kenne sehr viele Mitpatienten und mit dem

Du berichtest hat das mit der Krankheit selbst zu tun, die Antidepressiva unterdrücken natürlich schon die Emotionen.

Aber Depressionen sind eigentlich die Ursache wirklich die Persönlichkeitsveränderungen mitsichbringen das sollte man nicht verwechseln.

Der Unterschied hat sich da schon gezeigt.

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darkarth1  19.01.2022, 13:52
@Mamue1968
Ich nehme sie schon über 20 Jahre und kenne sehr viele Mitpatienten und mit dem

Deswegen ja auch "eventuell". Natürlich trifft das nicht auf jeden zu. Ich weise nur auf das Risiko hin.

Du berichtest hat das mit der Krankheit selbst zu tun, die Antidepressiva unterdrücken natürlich schon die Emotionen. Aber Depressionen sind eigentlich die Ursache wirklich die Persönlichkeitsveränderungen mitsichbringen das sollte man nicht verwechseln.

Ich kann es heute sehr gut unterscheiden, welche Veränderungen wann, wie und warum in mir entstanden sind. Und ich war 20 Jahre lang in Therapien, wo auch darüber gesproochen wurde. Ich würde dich einfach bitten, nicht über persönliche Erlebnisse zu urteilen, bei denen du nicht dabei warst oder wo du nicht drin steckst. Wie gesagt, sollte meine Aussage auch nicht so verstanden werden, dass meine Erfahrungen für alle gelten. Lediglich so, dass man sich über gewisse Risiken im Klaren sein sollte und diese mit dem eigentlichen Problem vernünftig abwägen sollte.

Falls du näheres über Langzeitfolgen von Antidepressiva wissen willst, kannst du das auch einfach googlen und weiter recherchieren. Da gibt es inzwischen recht viel Material zu.

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Mamue1968  19.01.2022, 13:55
@darkarth1

Ja, in Ausnahmefällen gibt es alles, da haste schon recht. Mir persönlich haben die Antidepressiva das Leben gerettet sonst wäre ich schon lange nicht mehr da.

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darkarth1  19.01.2022, 14:02
@Mamue1968

Wie gesagt, bei solchen Härtefällen ist das auch absolut in Ordnung und sinnvoll. Aber das ist dann etwas anderes als ein Jugendlicher, der gerade einfach ne schwere Phase hat.

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