Alevitentum?

4 Antworten

Vollständige Aufklärung wird es kaum geben, denn selbst die Aleviten betrachten sich zum Teil als Muslime (schiitisch) und zum Teil als eigenständige Religion.

Aleviten: sind eine muslimische Glaubensrichtung, deren Bräuche viele Überschneidungen mit christlichen besitzt.

Wie lange gibt es das Alevitentum schon?

In der Wissenschaft gibt es mehrere Auffassungen über die Entstehungszeit des Alevitentums und auch die Aleviten selbst diskutieren über die Entstehung ihrer Glaubensgemeinschaft. Eine Position lautet wie folgt: Ursprünglich seien die Aleviten Muslime gewesen, die im Gegensatz zu den Sunniten die Auffassung vertraten, der Prophet Mohammed habe kurz vor seinem Tod im Jahr 632 seinen Vetter und Schwiegersohn Ali zu seinem rechtmäßigen Nachfolger auserkoren. Andere vertreten die Auffassung, dass der alevitische Glaube älter ist als der Islam.

Im 13. Jahrhundert reiste dann der alevitische Großgelehrte Hacı Bektaş Veli, der nach alevitischem Sicht in der 17. Generation aus der Familie vom Mohammed-Ali abstammte, ins heutige Anatolien. Dort verbreitete er den alevitischen Glauben. Auch heute noch existiert die größte alevitische Gemeinde in der Türkei. Dort leiden sie jedoch zunehmend unter Verfolgung und Diskriminierung.

Woran glauben Aleviten?

Aleviten glauben an Hak. Hak ist die Wahrheit oder das Göttliche, das in allem und jedem steckt. "Suche Gott nicht in der Fremde! Gott ist in dir selbst, wenn du des reinen Herzens bist", so ein Leitsatz von Hacı Bektaş Veli. Da das Gesicht des Menschen das Gesicht Haks ist, sitzen sich die Gläubigen bei Cem-Zeremonien (alevitisches Pendant zum christlichen Gottesdienst) auch von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Und weil alle Lebewesen etwas "Göttliches" in sich tragen, muss man ihnen der alevitischen Lehre zufolge mit Achtung und Respekt begegnen – unabhängig von ihrer Religion, Ethnie, Sexualität etc.. Die alevitische Glaubenslehre basiert auf der Entscheidungs- und Glaubensfreiheit des Menschen. Niemand hat eine Verpflichtung, etwas tun oder glauben zu müssen. Deswegen missionieren Aleviten auch nicht.

So wie Christen die Zehn Gebote als Richtschnur ihres Handelns haben, so weist im alevitischen Glauben der Grundsatz "eline beline diline sahip ol" den Gläubigen den Weg. Übersetzt bedeutet er: "Beherrsche deine Hände. Beherrsche deine Lende. Beherrsche deine Zunge." Damit ist gemeint, dass man nicht stehlen und niemandem Leid zufügen, dass man nicht Ehebrechen und dass man nicht Lügen und niemanden verleugnen soll. Ein Verhalten, das sich an diesen Grundpfeilern orientiert und gleichzeitig noch durch Bescheidenheit, Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe geprägt ist, soll dafür sorgen, dass alle Menschen friedlich zusammenleben können.

Das Einvernehmen der Menschen untereinander ("Rızalık") ist für die Aleviten allgemein unheimlich wichtig: im Idealfall wird zum Beispiel auf Versammlungen solange geredet und diskutiert, bis Konflikte und Probleme überwunden sind und man Einvernehmen hergestellt hat.

Wie leben Aleviten ihren Glauben?

Es kommt nicht so häufig vor, dass Aleviten ihren Glauben öffentlich zur Schau stellen, da der Glaube von einer großen Innerlichkeit geprägt ist. Der Fokus des Glaubens liegt auf der Beziehung jedes Individuums mit dem Göttlichen.

Im Alevitentum hat jeder Gläubige die Freiheit, zu beten wie und wann er will – es gibt keine festen Gebetszeiten und auch keine Pflichtgebet. Einige Aleviten nutzen jedoch gerne den Donnerstagabend für ein Gebet, das sogenannte Muhabbet: dann zünden sie eine Kerze als Symbol für das göttliche Licht an und beten.

Im Alevitentum gibt es Fastenzeiten und mehrere Gedenk- und Feiertage, an denen sich Aleviten zu Andacht-Gebeten treffen. Zusätzlich kommen die Gemeindemitglieder ungefähr fünf bis zehn Mal im Jahr im Cem-Haus für ihre Gottesdienste zusammen. Der alevitische Gottesdienst bezeichnet man als Cem, bedeutet so gut wie Zusammenkunft Dabei werden Gebete, so genannte Gülbenks, und Gedichte alevitischer Heiliger rezitiert, es werden Rituale, die so genannten Semahs, aufgeführt und die Gemeinde bespricht Fragen und Probleme der Gemeindemitglieder und das Einvernehmen (rızalık) herzustellen.

 Sind Aleviten Muslime?

In Deutschland ist das Alevitentum offiziell als eigenständige Religionsgemeinschaft anerkannt. Als was sich die Gläubigen selbst betrachten, ist nicht einheitlich geregelt: Es gibt Aleviten, die sich als "wahre" Muslime sehen, es gibt solche, die das Alevitentum als eigenständige Konfession außerhalb des Islams ansehen.

Folgen Aleviten muslimischen Regeln und Traditionen?

https://www.bdaj-bayern.de/de/alevitentum/fragen-zum-alevitentum

https://www.kassel.de/buerger/stadtgesellschaft/rat-der-religionen/alevitische-gemeinde.php#:~:text=Der%20Glaube%20der%20Aleviten&text=Fast%20alle%20sind%20in%20den,den%20in%20Deutschland%20lebenden%20Muslimen.

Folgen Aleviten muslimischen Regeln und Traditionen?

Kaum. Sie pilgern nicht nach Mekka, sie fasten nicht im Monat Ramadan, sie beten keine fünf Mal am Tag und in ihren Gotteshäusern, dem Cem-Häusern, gibt es auch keine Trennung zwischen Männern und Frauen – alle Gemeindemitglieder beten gemeinsam von Angesicht zu Angesicht. Der Genuss von Alkohol ist nicht verboten. Außerdem sind für Aleviten weder die Korantexte noch die Hadithe (Sammlung über die Taten und Sprüche Mohammeds) als heilige Schriften relevant.

Wie in allen Weltreligionen gefordert, pflegen auch die Aleviten die Tradition der Barmherzigkeit und Unterstützung der Bedürftigen. "Betet nicht mit den Knien, sondern mit den Herzen", soll Hacı Bektaş Veli von den Gläubigen gefordert haben. Und so verteilen Aleviten während ihres Gottesdienstes das "Lokma", das gesegnete Essen, auch an Arme und Bedürftige. Der Dienst am Mitmenschen gilt für Aleviten allgemein als "Gottesdienst".

Besonders in Kleinasien u. auf dem Balkan zog der Bektaschi-Orden besonders Krypto-Christen u. heimliche Mitglieder anderer Religionen (Zoroastrismus) an. Der Hadschi ist die "Hauptquelle" des Glaubens der Aleviten. Ihr Festkalender stellt ein Mischung aus alten persischen und christlichen Festen dar. Dazu zählt das Neujahrsfest, das um Ostern gefeiert wird, und der alte Gedenktag des Heiligen Georg.

Hadschi Bektaschi stammt ursprünglich aus Chorasan. Er hatte enge Kontakte mit Nestorianern (Christen der Kirche des Ostens).

Die Sufis nannten Jesus "Den Mönch der Mönche". Die Mutaziliten vertraten den Gedanken zur Rolle von Jesus, indem sie ihn über Mohammed stellten u. ihn als den Erstgeborenen der Schöpfung ansahen. Sie sahen Christus als das menschgewordene Wort an. Um 1100 entstand das Werk " Neubelebung der Religionswissenschaften" = "Ibja`ulum ad-din" von al-Ghazzali. Im Empfinden der Sufis wurde Jesus als der Herzensprophet par excellence bewahrt. Sie stellten das muslimische Evangelium dar, meist freie Zitate aus dem Neuen Testament, viele sind im syrischen Christentum verwurzelt. Jesus: "Die Welt ist eine Brücke. Geht hinüber, aber baut kein Haus darauf." oder "Werdet Vorübergehende.".

Meines Achtens sind Aleviten weniger Muslime, sondern mehr Nestorianische Christen, Anhänger des Zoroastrismus, Krypto-Christen, die sich auf der Flucht vor dem sunnitischen u. schiitischen Islam in die Berge geflüchtet haben. Sie besitzen eine gnostische Ausrichtung ihres Glaubens.

LG

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin vom Islam zum Christentum konvertiert.

Mehdi48  18.01.2025, 18:09

Da ist eine große Menge an Halbwahrheiten und Missverständnissen gesammelt worden!

1. „Aleviten seien Krypto-Christen oder Zoroastrier“

Totaler Quatsch! Das Alevitentum beruht auf der Lehre des Propheten Muhammad und Imam Ali, den beiden zentralen Persönlichkeiten des Islam. Die Grundpfeiler der alevitischen Lehre wie der Glaube an Gott, die Anerkennung des Korans, die Liebe zur Ahlul-Bayt und der Fokus auf Gerechtigkeit und Nächstenliebe zeigen deutlich die islamischen Wurzeln. Dass Aleviten bestimmte kulturelle Traditionen bewahrt haben, wie das Neujahrsfest (Nevruz) oder den Respekt vor anderen Religionen, bedeutet nicht, dass sie Zoroastrier oder Christen sind. Diese kulturellen Elemente sind Teil der vielfältigen Geschichte der Region, in der der Islam seit Jahrhunderten lebendig ist.

2. „Aleviten sind keine Muslime, weil sie nicht nach Mekka pilgern, nicht im Ramadan fasten und nicht fünfmal am Tag beten“

Das Alevitentum folgt einem spirituellen Islam, bei dem der innere Glaube wichtiger ist als die äußerliche Praxis. Im Koran steht:

„Frömmigkeit besteht nicht darin, dass ihr euer Gesicht nach Osten oder Westen wendet. Wahre Frömmigkeit besteht darin, an Gott zu glauben …“ (Sure 2:177)

Aleviten beten, fasten und dienen Gott aber auf ihre eigene Weise, basierend auf der Philosophie der Ahlul-Bayt. Sie erkennen den Propheten Muhammad als letzten Gesandten Gottes an und verehren Imam Ali und die Ahlul-Bayt als die rechtmäßigen geistigen Führer. Nur weil sie andere Ausdrucksformen des Glaubens haben, bedeutet das nicht, dass sie keine Muslime sind.

3. „Das Alevitentum ist eine Mischung aus Islam, Christentum und Zoroastrismus“

Komplett absurd! Es ist richtig, dass Hacı Bektaş Veli und andere alevitische Gelehrte in Kontakt mit verschiedenen Kulturen und Religionen standen aber das ist kein Beweis für Synkretismus. Der Islam hat immer schon ein Miteinander mit anderen Religionen gepflegt, wie es der Prophet Muhammad in Medina gezeigt hat. Dass Aleviten universelle Werte wie Gerechtigkeit, Respekt und Liebe zur Menschheit betonen, macht sie nicht zu Krypto-Christen. Im Gegenteil, diese Werte sind ein Kernbestandteil des Islams, wie es im Koran heißt:

„Und Wir haben dich nur als eine Barmherzigkeit für die Weltenbewohner entsandt.“ (Sure 21:107)

4. „Die Aleviten anerkennen den Koran und die Hadithe nicht“

Auch das ist falsch. Aleviten akzeptieren den Koran als göttliche Schrift, legen aber großen Wert auf dessen spirituelle Botschaft, nicht nur auf buchstäbliche Rituale. Es gibt zahlreiche Hinweise in den Werken alevitischer Dichter und Gelehrter, die sich auf den Koran beziehen. Der Unterschied liegt in der Interpretation! Aleviten betonen die innere Bedeutung der Botschaft. Was die Hadithe betrifft, so verlassen sich Aleviten hauptsächlich auf die Überlieferungen, die von der Ahlul-Bayt überliefert wurden, da sie als die authentischsten und vertrauenswürdigsten gelten.

5. „Cem sei ein christlicher Gottesdienst“

So ein Geschwätz! Der Cem ist keine Kopie eines christlichen Gottesdienstes, sondern ein spirituelles Zusammenkommen, bei dem Gebete gesprochen, Gedichte rezitiert und Rituale wie der Semah durchgeführt werden. Der Fokus liegt auf der Gemeinschaft und dem Dialog, was zeigt, wie Aleviten den Glauben leben und zwar im Einklang miteinander und mit Gott.

6. „Aleviten seien keine Muslime, sondern eine eigenständige Religion“

Das Alevitentum versteht sich als eine islamische Strömung mit eigener Philosophie und Praxis. Es basiert auf den Lehren des Propheten Muhammad und Imam Ali. Nur weil Aleviten bestimmte sunnitische oder schiitische Bräuche nicht teilen, bedeutet das nicht, dass sie keine Muslime sind. Der Islam ist vielfältig, und das Alevitentum ist ein Teil dieser Vielfalt!

Ich kann dich nicht über das ganze Alevitentum aufklären da ich nicht Allah bin und damit nicht allwissend Bruder. Aber ich kann dir ein wenig erklären und dir sagen wo du dich weiter Informieren kannst, weil die Wahrheit siehst du nicht von heute auf morgen das braucht Zeit, und die Erkenntnis erlangst du auch nicht direkt. Aleviten sind Muslime die sich auf den Quran und die Ahlulbayt (die Familie des Propheten) berufen. Wir glauben daran das die 12 Imame die rechtmäßigen Nachfolger sind nach dem Propheten und sind im Gegensatz zu den Schiiten spirituell ausgerichtet. Das bedeutet das wir versuchen spirituelle Nähe zu Gott aufzubauen. Wenn du mehr erfahren willst geh in eine Alevitisch Islamische Cemevi und lass dir dort helfen und mehr sagen um dein Ikrar abzugeben (wenn du denn schon zu 100% überzeugt bist, da dies eine feste Entscheidung sein muss). Melde dich bei Alevi Islam Deutschland oder anderen Alevitisch Islamischen Seiten auf Insta die können dir helfen, eine gute cemevi in deinem Umkreis zu helfen oder dir Rat geben.


Mehdi48  26.01.2025, 18:53

Gute Antwort 👍🏽

Ich erzähle dir mal etwas über das Alevitentum:

• Wir folgen dem Glaubensweg des Propheten Muhammad und Imam Ali.

• Aleviten bedeutet „Anhänger des heiligen Ali“.

• Das Alevitentum ist ein eigenständiger Glaube innerhalb des Islam.

• Das höchste Gebot bei den Aleviten ist, Gott zu erkennen, zu lieben und ihm zu dienen. Das bedeutet nicht nur beten und fasten. Alle Taten sind Gott ähnlich, wenn sie nichts Böses bezwecken, Menschen und Tiere gut behandeln und die Natur schützen, die Gott erschuf.

• Wir beten so oft zu Gott, wie wir es möchten. Gott erhört alle Gebete herzensguter Menschen. Es ist völlig egal, ob man fünfmal am Tag betet oder nicht.

• Das Gebet wird in der Muttersprache gesprochen, denn Gott erkennt alle Sprachen an und versteht sie.

• Das Gebet findet wöchentlich im Cem-Gottesdienst statt und wird immer von einem Nachfahren des Propheten, einem sogenannten „Dede“, geleitet.

• Die religiösen Gedichte der Aleviten fassen die Botschaft Gottes (Koran) zusammen. Im „Imam Cafer Buyruk“, einer der wichtigsten schriftlichen Quellen, wird betont, wie wichtig die Baglama (Saz) ist. Sie ist das Symbol des Erzengels Gabriel und wird auch als „Koran mit Saiten“ bezeichnet. Musik hatte selbst beim Propheten David eine fundamentale Bedeutung, insbesondere in der Gottesverehrung.

• Männer und Frauen sind bei den Aleviten gleichberechtigt.

• Die alevitische Lehre besteht nicht nur darin, den Koran zu lesen. Sie fordert von den Gläubigen, besonderen Wert auf Bildung, Wissen, lebenslanges Lernen, Allgemeinwissen sowie auf kulturelle und religiöse Aspekte zu legen. Unser Weg gründet auf Wissenschaft, religiöser Bildung und der Liebe zur Menschheit.

• Neben den alevitischen Quellen haben die Bibel, die Thora, die Psalmen und der Koran einen wichtigen Stellenwert in der Lehre, denn alle Gottesbücher gelten als wahrhaftig.

• Das alevitische Wertesystem wird als „4 Tore, 40 Pforten“ bezeichnet. Es basiert auf den vier heiligen Büchern und beinhaltet:

• Gutes wollen und tun,

• das eigene Ego beherrschen,

• gerecht sein,

• ehrenhaft leben,

• Gottesdienst verrichten,

• sich bilden und Wissen erlernen,

• anständig sein und

• alle Menschen als gleichberechtigt betrachten.

• Alevitische Geistliche und Dichter haben in ihren Werken und Schriften sowohl den Propheten Muhammad als auch den heiligen Ali, die elf Imame, die Mütter Hatice und Zeynep sowie die Propheten, die vor Muhammad lebten, geehrt und gewürdigt.

• Wir ehren Abraham ebenso wie Mose, David ebenso wie Jesus, und Muhammad ist der letzte unter ihnen.

• Die alevitische Lehre geht nicht nur auf die Entstehungszeit des Islam zurück, sondern reicht stellenweise bis zum ersten Propheten Adam zurück. Nicht nur Muhammad, sondern alle Propheten, die von Gott gesandt wurden, werden von Aleviten akzeptiert.

Kann man zum Alevitentum konvertieren?

Ja, man kann zum Alevitentum konvertieren. Es ist nicht zwingend notwendig, in diese Glaubensrichtung hineingeboren oder damit aufgewachsen zu sein. Wichtig ist, dass man die Werte, Traditionen und die Philosophie des Alevitentums versteht, respektiert und annimmt. Es geht nicht um Zugehörigkeit durch Geburt, sondern um die bewusste Entscheidung, diesen Weg zu gehen.


mimisophia  17.01.2025, 14:46

Klingt nach Krypto-Christen, findest du nicht auch?

Mehdi48  18.01.2025, 18:01
@mimisophia

Dass wir neben dem Koran auch Respekt vor anderen heiligen Büchern wie der Bibel oder der Thora haben, zeigt nicht, dass wir Krypto-Christen sind. Es zeigt vielmehr, dass wir den universellen Wert aller göttlichen Botschaften anerkennen, wie es der Koran selbst lehrt

„Und Wir haben keinen Gesandten entsandt, außer in der Sprache seines Volkes, damit er ihnen Klarheit bringt.“ (Sure 14:4)

Der Prophet Muhammad hat die früheren Propheten und ihre Schriften ebenfalls bestätigt. Warum sollte es falsch sein, dass Aleviten diesen Geist des Respekts und der Offenheit weiterführen?

Unsere Betonung auf Gleichberechtigung, Liebe zur Menschheit, Bildung und die Pflege der Natur ist keine christliche Idee, sondern steht im Einklang mit den Grundsätzen des Islam, die den Menschen zu einem verantwortungsbewussten, gottesfürchtigen Leben anleiten. Der Prophet Muhammad selbst hat gesagt:

„Der beste unter euch ist derjenige, der die Menschen am meisten nützt.“

Es wäre sinnvoller, wenn du dich erst einmal umfassend mit unserer Lehre beschäftigst, anstatt solche unbegründeten Behauptungen aufzustellen. Das Alevitentum ist kein Synkretismus oder verstecktes Christentum, sondern eine eigenständige und tief spirituelle Strömung des Islam, die auf den Worten des Propheten Muhammad und der Ahlul-Bayt aufbaut

mimisophia  20.01.2025, 14:36
@Mehdi48
Es wäre sinnvoller, wenn du dich erst einmal umfassend mit unserer Lehre beschäftigst, anstatt solche unbegründeten Behauptungen aufzustellen. 

Armer Mehdi, warum immer so in Erklärungsnot:

Vergleichbar oder ‚analog’ ist zwischen christlicher und alevitischer Religion, das ist das Verhältnis zwischen der Ebene Gottes und der der Menschen. Bei Christen und bei Aleviten macht sich ein die Menschen liebender Gott auf, diesen ‚Abgrund der Trennung’ zu überbrücken. Bei den Christen durch die Sendung von Jesus Christus und nach dessen ‚Rückkehr’ durch die Aussendung des ‚Heiligen Geistes’, der sich in der Veranschaulichung der Pfingstgeschichte in der Form einer kleinen Flamme auf jeden der Jünger setzt – und bei den Aleviten dadurch, dass Gott in jeden Menschen ein Stückchen ‚göttlicher Kraft’ als Seele hineinlegt. Texte der von den Aleviten verehrten Mystiker zeichnen dann ebenso wie Texte christlicher Mystiker ein Gottesbild, das Vergleichbarkeiten bis Gemeinsamkeiten aufweist- Gemeinsamkeiten, die sich sogar finden lassen in Brieftexten aus dem Neuen Testament. 

Es ist ein Anliegen eines die Menschen liebenden und den engen Kontakt zu ihnen suchenden Gottes, von oben her diesen Abgrund zu überbrücken – und diese Analogie oder Vergleichbarkeit ‚im Handeln Gottes’ ist etwas, was Christen und Aleviten durchaus einander erklären können.

Du siehst Mehdi, das Verhältnis zu Gott ist entscheidend.

Die Auffassungen der Christen und Aleviten diesbezüglich, unterscheiden sich signifikant zum Verhältnis zu Allah der Anhänger des Islam.

Mehdi48  20.01.2025, 16:13
@mimisophia

Ich verstehe, dass es Ähnlichkeiten in der Art und Weise gibt, wie Aleviten und Christen den göttlichen Kontakt zur Menschheit verstehen, aber ich sehe hier auch Unterschiede, die diese Sache auflösen. Im Christentum ist die Idee der göttlichen Inkarnation durch Jesus Christus zentral. Gott wird in der menschlichen Gestalt von Jesus auf der Erde präsent und erlebbar. Dies ist im Alevitentum nicht der Fall. Für uns Aleviten ist Gott transzendent und nicht als Mensch auf die Erde gekommen. Das Konzept des göttlichen Funkens in jedem Menschen bedeutet nicht, dass wir glauben, Gott sei in jedem von uns in der gleichen Weise wie in Jesus Christus anwesend. Es geht eher darum, dass jeder Mensch durch seinen freien Willen und seine spirituelle Praxis die Möglichkeit hat, in Einklang mit dem Göttlichen zu kommen, ohne dass dies eine physische Manifestation Gottes ist. Außerdem ist der Heilige Geist im Christentum ein wesentlicher Teil der Trinität, der in den Gläubigen wirkt und sie führt. Diese Vorstellung hat im Alevitentum keinen direkten Vergleich. Zwar betonen auch wir das Streben nach innerer Erleuchtung und das Streben nach göttlicher Nähe, aber das Alevitentum kennt keinen Heiligen Geist in der Form, wie er im Christentum verstanden wird. Unsere spirituelle Praxis konzentriert sich mehr auf das eigene Streben nach Erkenntnis und das ethische Handeln im Einklang mit den göttlichen Prinzipien, statt auf eine fortlaufende göttliche Präsenz in Form einer Geistigkeit, die aktiv in uns wirkt. Der Vergleich zwischen dem Gottesverständnis der Aleviten und der christlichen Theologie ist also ungenau, da unsere Auffassung von Gott und seiner Beziehung zu den Menschen grundlegend anders ist. Unsere Betonung liegt auf der individuellen Verantwortung des Gläubigen, das Göttliche zu erkennen und zu leben, nicht auf einer direkten göttlichen Intervention durch die Inkarnation oder den Heiligen Geist 🤷🏾‍♂️

Diese ganzen Tribalisten Konsortien, kann man nicht in kurze Sätze fassen. Da musst du Bücherlesen von Peter Scholl-Latour.