Ägyptische Gottheit mit Pferdekopf?

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Zum Nachforschen bieten sich ägyptologische Nachschlagewerke und Nachschlagewerke zum Altertum/zur Antike sowie Bücher über ägyptische Religion und Gottheiten an (z. B. die Artikel zum Thema „Pferd“ lesen oder über das Register den Angaben zum Stichwort „Pferd“ oder Ähnlichem folgen).

Pferde sind verhältnismäßig spät nach Ägypten gekommen. Im alten Ägypten war das Pferd zunächst also längere Zeit kaum bekannt. Einen Hinweis auf eine ursprünglich ägyptische Gottheit mit Pferdegestalt bzw. zumindest mit Pferdekopf/Pferdegesicht habe ich in zur Verfügung stehenden Werken nicht gefunden. Wenn auch nach Ägypten gekommen asiatische Gottheiten, die von Ägyptern verehrt wurden, zu den ägyptischen Gottheiten gezählt werden, gibt es möglicherweise eine Gottheit, wie sie gesucht wird.

Lothar Störk, Pferd. In: Lexikon der Ägyptologie. Begründet von Wolfgang Helck und Eberhard Otto. Herausgegeben von Wolfgang Helck und Wolfhart Westendorf. Band 4: Meggido – Pyramiden. Wiesbaden : Harrassowitz, 1982, Spalte 1009 – 1010:
„Die Anfänge der Haltung des P.[ferdes] […] weisen auf das ausgehende M[ittlere] R[eich] hin, die frühe 2. Zw.[ischen]Z[ei]t. In der Festungsanlage des nubischen *Buhen wurde ein ca. 1675 v. Chr. datiertes Skelett eines P.[ferdes] gefunden, dessen Zähne die Einwirkung eines Gebisses zeigen – Beleg dafür, daß das Tier gefahren wurde. Als indirektes Zeugnis für die Verwendung von P.[ferd] und *Wagen darf die Darstellung von *Handschuhen auf einer Stele aus *Tell—Edfu gelten, dienten Handschuhe doch in Äg.[ypten] zum Schutz der Hände bei der Zügelführung. In Texten werden P.[ferde] erstmalig in den Berichten über die Auseinandersetzung zwischen *Kamose und den *Hyksos erwähnt. Unter Thutmosis II. findet sich die erste Darstellung. Die mit P.[ferd] und Wagen in Verbindung stehende Terminologie (Fremdwort) wie auch die Schutzgötter Anat, *Astarte und *Reschef weisen auf asiatische Herkunft. Mehrheitlich wird dabei die Ansicht vertreten, daß die Hyksos als Vermittler fungierten. Neue Erkenntnisse wie der Fund von P.[ferde]-Zähnen in Tell-el Dal'a (Auaris) aus der frühen Hyksoszeit sowie die oben genannten Edfgu-Stele sprechen für eine Übertragung schon zu Beginn der Hyksosherrschaft.“

Spalte 1011: "Wie *Löwe, *Sphinx oder *Stier kann auch das Pferd Verkörperung des siegreichen Königs sein. In der äg.[yptischen] Götterwelt hat das P.[ferd] seines späten Erscheinens im Niltal wegen kaum Spuren hinterlassen. Neben den oben genannten asiatischen Gottheiten weist noch *Horus Beziehungen zum P[ferd] auf.“

Frank Starke, Pferd III. Alter Orient. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 9: Or - Poi. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2000, Spalte 695:
„Spätestens gegen Ende des 16. J[ahr]h.[underts] war die Nutzung von Streitwagen, P.[ferde] im mil.[itärischen] Einsatz, bei der Jagd und zu repräsentativen Zwecken (Paraden, Prozessionen) im gesamtem Alten Orient verbreitet. Beispielhaft steht dafür Ägypten, wo das P.[ferd] bis zur Mitte des 17. J[ahr]h.[underts] noch kaum bekannt war (äg.[yptisch] śśm, »P.[ferd]«, ist semitisches L[ehn]w.[ort]), indes die Fahrkunst schon bald nach ihrer Übernahme zu Beginn des 18. Dyn.[astie] (ca. 1540 v. Chr.) zu großer Blüte gelangte.“

Spalte 696: „Rel.[igiöse] Bedeutung besaß das Pferd nur in Kleinasien, wo es im Mythos […] . im Kult (u.[nter] a.[nderem] als nur vom König zu vollziehendes Brandopfer) und im königlichen Begräbnisritual (in Verbindung mit der schon i[n]d[o]g.ermanischen Vorstellung vom Jenseits als Viehweide) fest integriert ist.“

Spalte 697: „Außerhalb Kleinasisens hat das P.[ferd] kaum Eingang in die rel.[igiösen] Vorstellungen gefunden. Eine Eigentümlichkeit stellen die im 1. J[ahr]t.[ausend] in Assyrien den Gott Aššur und den Mondgott von Ḥarran […] geweihten weißen P.[ferde] dar […], hingegen dürfte die im 14./13. J[ahr]h.[undert] in Syrien-Palästina verbreitete Ikonographie der qauf dem P.[ferd] stehenden oder reitenden Göttin (→ Anat, → Astarte, Ašera) an die wesensverwandten P[ferde][-Schutzgöttinnen S[üd]O[st]-Kleinasiens (Malija, Pirwa, Pirinkir) anknüpfen […].“

Izak Cornelius, The iconography of the Canaanite gods Reshef and Ba'al : Late Bronze and Iron Age I periods (c 1500 - 1000 BCE). Fribourg, Switzerland : University Press ; Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht, 1994 (Orbis biblicus et orientalis ; 140), S. 84, gibt eine Beschreibung eines Bruchstücks eines bei Ausgrabungen auf der Insel Sai/Sais Sudan) gefundenen Fragments (Bruchstücks) eines Sandsteinreliefs (RR38) als Überreste eines Pferdekopfes und eines Schildes („The remains of a horse´s head and a shield (shown fully with rounded top as RR 36) are visible. There are inscriptions above.“). Die Darstellung scheine Reschef/Reshef als einen Versenger oder Brenner zu beschreiben, d. h. als Gott der Wüste (S. 86: „RR 38 seems to describe Reshef as a scorcher or burner, ie as a god oft he desert.“).


Casrper 
Beitragsersteller
 29.08.2011, 09:32

Reshef war mir auch bekannt, da er als "Pferdegott" galt. Danke für die MÜhe

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Nein: Es gibt weder Pferd, noch Esel, noch Kamel. Eigentlich waren die meisten Götter welche, vor denen man Angst hatte. Katzengöttin und Affengötter kamen sehr viel später...