Ab wann ist jemand für euch alt?

25 Antworten

Na , wie ich das hier so lese, bin ich, da über 60 Jahre..super alt...

Hatte ich damals als Kind/Jugendlicher auch die Meinung darüber...

Wenn man später selber so alt ist, verschiebt sich das Ganze in XX

In einigen Jahren weiß ich es vielleicht, was alt bedeutet...für mich.

VG Yazz12

Als 12-jähriger waren es für mich alle, die älter als 20 waren.
Heute mit 55 Jahren sind es Menschen, die älter als, sagen wir mal, 70 sind.

Die Zahl 70 kommt daher, dass ich Menschen mit über 70 Jahren eine gewisse Weisheit zubillige, ob sie diese nun besitzen oder nicht. Sie sind mit dem Altersunterschied von 15+ Jahren einfach in einer anderen Generation und hatten ihre Werte und Wertmassstäbe in ihrer Jugend auch 15 Jahre vor meiner Jugend aufgenommen, wurden also in einer anderen "Zeit" geprägt.

Ich bin 73 Jahre und alt.

Das kann ein beklemmender Zustand sein.

Um das bestätigt zu kommen, brauche ich nur die meisten hier versammelten Antworten zu lesen.

Da schreibt z.B. MusicMouse90:

„Wenn er anfängt vom Tod zu sprechen, wenn er nichts anderes mehr vor hat außer essen und schlafen, wenn Körper und Geist nicht mehr fit sind.“

Ja, ich spreche oft von der einzigen Gewissheit unseres Lebens, die mit so großer seelischer Anstrengung aus unserem Leben verdrängt wird. Mein Tod ist im Horizont meines Erlebens angekommen.

Ist das ein Gebrechen?

Gehört es nun wirklich zum Alter, dass ich nichts mehr habe außer Essen und Schlafen? Damit ist doch wohl eher mein Sterbeprozess gemeint.

Und wohl das schwierigste Thema beim Altwerden:

„Körper und Geist sind nicht mehr fit.“

Ich gebe zu, dass es in unserer Leistungs- und Konsumgesellschaft schwer ist, die Sinndimension des Alters zu begreifen.

Ein sehr alter Mensch, dem das Etikett „dement“ angeheftet wurde, hat mir beigebracht, dass die Türen nach Außen langsam zugehen - doch die nach Innen sich langsam öffnen.

Eine Gesellschaft, die jedoch die spirituelle Dimension menschlicher Existenz verleugnet, kann auf die Gewissheit des Alters und des Todes nur mit Verdrängung und schließlich mit Panik reagieren.

Das Elend findet dann den Höhepunkt und das baldige Ende, wenn die Messergebnisse anzeigen, dass wir austherapiert sind.

Das Alter, das uns den Blick auf das wahrhaft Lebenswichtige schenkt und die Ahnung vom „Drüberhinaus“, sollte gepflegt statt verdrängt werden.

Alt sind wir also in diesem Verständnis dann, wenn wir unser Leben im Rückblick verstanden und die Endlichkeit angenommen haben.


megakidi  10.10.2018, 22:24

Als Frage: was hättest du in deinem Leben anders gemacht, was würdest du einen jüngeren Menschen mitgeben was er/ anders machen sollte als du.

0
Pescatori  11.10.2018, 10:39
@megakidi

Oh, ich danke dir für die Frage, die du mir da aufgebürdet hast!

Habe mir den Kopf drüber zerbrochen. Aber eine konkrete Antwort kann ich dir wohl leider nicht geben.

Eine Antwort aber schon:

In meinem Leben war und bin ich immer wieder sehr unzufrieden mit mir. Habe mich um Herausforderungen gedrückt, indem ich sie anscheinend nicht bemerkte.

Da gab es Menschen, die ich wegen ihrer Klugheit und Entschlusskraft bewunderte, die mit ihrem Engagement – politisch, sozial, künstlerisch – anderen Hoffnung gegeben haben und tiefgreifende Veränderungen bewirkten. Ich habe mein Leben in der Sphäre der Bedeutungslosigkeit zugebracht.

Sollte ich jetzt jungen Leuten raten, möglichst zielstrebig ihren gesellschaftlichen Aufstieg zu verfolgen, damit sie das erreichen, was ich nicht erreicht habe?

Oder:

Ich habe versäumt mit meinem Vater zu seinen Lebzeiten ins Gespräch zu kommen, um ihm auch meine Dankbarkeit zu zeigen.

Sollte ich einen jungen Menschen, der drum kämpfen muss, sich von den Erwartungen seines Vaters unabhängig zu machen, zur Dankbarkeit ermahnen?

Leider gibt es Familienverhältnisse, in denen es für Dankbarkeit keinen Grund gibt. Und in der bedeutenden „Aufwachzeit“ so zwischen 13 und 17 Jahren geht es auch um Abgrenzung und Selbstfindung, kaum um Dankbarkeit.

Da die Zeit nicht stehenbleibt und jedes Leben anders ist, habe ich für die nachfolgenden Generationen wirklich keinerlei konkrete Empfehlungen.

Aber nun gibt es in uns auch noch eine Schicht, die die Zeiten überdauert, die sozusagen jenseits der Zeit angesiedelt ist.

Hier wird es natürlich schwierig, weil wir uns auf spekulativen Boden bewegen. Wir begeben uns in die Sphäre des Glaubens.

Da kommt dann die Ahnung zu mir, dass jeder Mensch auf jene Stimme hören sollte, die tief aus seinem Inneren kommt, aus einer Region, die wir mit Worten kaum packen können.

Aber manche Worte kommen aus einem fernen seelischen Bereich zu uns und transportieren ein Erleben, das uns mit anderen leben lässt, ja, uns glücklich machen kann.

Liebe, Vertrauen und Dankbarkeit sind für mich solche Worte, auf die zu horchen das Leben reich machen kann.

Wenn ich könnte, ich würde jungen Mensch raten, sich nicht mit den objektivierenden Zuschreibungen zu identifizieren:

Welcher IQ, welcher BMI meiner ist, und ob ich denn nun an ADHS, Burnout, Borderline oder gar an einer Psychose leide.

Jeder Mensch ist immer auch ein ganz und gar unbekanntes Wesen, das von derartigen Zuschreibungen nur äußerst notdürftig erfasst werden kann.

Und deshalb ist die Frage an mich weniger, was ich anders gemacht hätte, sondern warum ich es so gemacht habe, wie ich es gemacht habe.

Und schließlich bleibt ein Rat übrig, der an mich wie auch an jeden der nachfolgenden Generationen gerichtet ist. Er hat eine ehrwürdige Vergangenheit, muss aber wohl immer wieder neu entdeckt werden:

Erkenne dich selbst!

1

Mein Vater war 85 und Witwer, als er von einem Freund gefragt wurde, ob er nicht ins Altenheim gehen wolle. Er schaute ihn voller Abscheu an und fragte dann: "WAs soll ich denn da. Da sind doch nur alte Leute." Mein Vater war allerdings bis 91 Jahren noch fit. Er ist bis zu dieser Zeit noch täglich 20 km Fahrrad gefahren.

Alt ist relativ. Als ich 20 war, fand ich 30 j. alt. Als ich 14 war, fand ich 17 jährige alt.

Keine Ahnung. Ab einem bestimmten Alter ist man so alt wie man sich fühlt. Die Mutter einer Freundin ist 78 und springt mindestens viermal im Jahr noch Fallschirm. Ok, nicht mehr alleine, sondern im Tandemsprung. Sie findet es toll, und würde es am liebsten viel öfter machen, aber das ist für ihre Rente zu teuer.

Was für mich alt ist? Ich kann das nicht mehr am Lebensalter festmachen. Jemand ist für mich alt, der keine Interessen hat, an nix Spaß, der engherzig ist und spießig. Das können aber auch junge Leute sein. Ich kenne junge Leute, die nie jung waren.


nicihoppemu 
Beitragsersteller
 09.10.2018, 23:15

Alt ist relativ... ja daran ist was dran!

2
Dahika  10.10.2018, 10:17

Guck mal den wundervollen Film Harold and Maude. Er handelt von einem alten 17 jährigen und der Liebesbeziehung zu der jungen 84j. Maude.

3

Die Wahrnehmung verschiebt sich deutlich, je älter man selbst wird.

Ich bin 39 Jahre und fühle mich nicht alt, bin mir aber bewusst, dass ich ganz schön erwachsen bin und auf Teenys wirken muss wie kurz vor Oma 😂

Ich spreche heute vor allem davon, dass jemand alt ist, wenn dieser sich sehr alt verhält, sehr alt aussieht oder eben 80 Jahre ist.


verreisterNutzer  10.10.2018, 12:26

80 alt? Wenn du die Sendung "Supertalent" vom vergangenen Samstag gesehen hast mit den beiden Damen im Alter von 80, die Sport auf der Bühne gemacht haben, ist so manches relativ.

1
Irgendwerxyz  10.10.2018, 13:29
@verreisterNutzer

Ich hab ja auch gesagt, dass sich das mit dem eigenen Alter verschiebt. Wenn ich mit 80 noch fit wie ein Turnschuh bin, werde ich sicher bei 100 jährigen von Alt sprechen ;-)

1