♦ Bennenung von Salzen ♦ (ohne Säuren)

4 Antworten

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it und at werden bei Salzen angehängt, bei denen das Zentralatom mit Liganden koordiniert ist. Beschränken wir uns zunächst mit dem Fall, dass die Liganden Sauerstoffatome sind; da dies ein sehr häufiger Fall ist, werden die Sauerstoffatome normalweise nicht (z.B. mit Oxo-) bezeichnet. Hierbei erhält das sauerstoffreichere Salz die Endung -at, die an den Stamm des lateinischen Namens für das Zentralatom angehängt wird. Die sauerstoffärmere Form erhält die Bezeichnung -it.

Beispiele: Na2SO4 Natriumsulfat, Na2SO3 Natriumsulfit, oder KClO3 Kaliumchorat, KClO2 Kaliumchlorit. Wenn es mehr als zwei Koordinationsverbindungen gibt, erhält die noch sauerstoffärmere Form die Anion-Vorsilbe hypo (griech. unter), zB KClO Kaliumhypochlorit. Für die noch sauerstoffreichere Verbindung ist man leider nicht beim Griechischen (hyper) geblieben, sondern hat eine Anleihe beim Latein gemacht und sagt -per, also KClO4 Kaliumperchlorat.

Unregelmäßigkeiten:

Leider hat diese Bezeichnung den Nachteil. dass auch Salze mit einer -O-O- Doppelbindung die Bezeichnung Per erhalten, also K2SO5 Kaliumperoxomonosulfat, was deshalb so kompliziert bezeichnet werden muss, weil Kaliumpersulfat in der Laborfachsprache für K2S2O8 dem Kaliumperoxodisulfat vorbehalten ist, während Kaliumpermanganat KMnO4, keine Peroxogruppe enthält.

IUPAC-Nomenklatur:

Um diesen Unregelmäßigkeiten aus dem Weg zu gehen, schlug die IUPAC (International Union für Pure and Applied Chemistry) mit Sitz in Genf schon vor Jahrzehnten vor, alle Koordinationsverbindungen auf -at enden zu lassen und die Unterschiede mit der Oxidationszahl des Zentralatioms, geschrieben als römische Zahl am Ende des Salzes, zu bezeichenen. Also für die Reihe der Chlorsalze:

Kaliumchlorit (KClO) = Kaliumchlorat-I

Kaliumchlorit (KClO2) = Kaliumchlorat-III

Kaliumchlorit (KClO3) = Kaliumchlorat-V

Kaliumchlorit (KClO4) = Kaliumchlorat-VII

Nachteil der IUPAC-Nomenklatur;

Salze mit völlig unterschiedlichen Eigenschaften, Na2SO3 (ätzend, umwetschädlich) und Na2SO4 (relativ harmlos) unterscheiden sich nur durch die Bezeichnungen Natriumsulfat-IV und Natriumsulfat-VI; die Verwechselungsgefahr für Nichtfachkräfte ist enorm.

Nachteil der herkömmlichen Nomenklatur:

Kaliumpersulfat enthält eine Peroxogruppe, Kaliumperchlorat nicht.

Nariumsulfit Na2SO3 lässt sich in der Aussprache kaum vom Na2S Nariumsulfid unterscheiden. Die Ändung -id ist nämlich, auch nach IUPAC-Regeln, für binäre Verbindungen vorgesehen, bei denen der Stamm der lateinischen Bezeichnung des Anions die Endung -id erhält.

Wenn Ihnen das alles so unlogisch erscheint, bedenken Sie bitte, dass die chemische Fachsprache die lebende Sprache unter den Chemikern ist; da haben sich - genau wie in der Grammatik einer jeden Sprache - Unregelmäßigkeiten und Inkompatibilitäten eingeschlichen, gerade die unregelmäßigen Formen sind oft die neistgebrauchten.

Wenn Sie einmal die geschichtliche Entwicklung dieser Fachsprache ansehen, so können Sie noch ganz andere Inkompatibiläten entdecken, so hieß zum Beispiel Eisen(II)-sulfid FeS früher einmal Schwefeleisen, Ferrosulfid, Eisensulfür.

Die deutsche Sprache ist eine polysynthetische Sprache, die erlaubt, viele Begriffe hintereinander zu hängen, also K2SO4 = Kaliumsulfat. Die Sprecher romanischer Sprachen haben es da schwerer, z.B. K2SO4 heißt im Französischen: Sulfate de Potassium. Freuen Sie sich also, dass es bei uns noch moderat zugeht.


Mayumi 
Beitragsersteller
 01.05.2012, 17:42

Wow! dankeschön für die ganze Mühe!!! Man merkt, dass sie sich in den Thema wirklich gut auskennen! Naja, ich (als totaler Laie) habe mich eigentlich nur gefragt, warum 2 so gleiche Formeln am Ende zu einer unterschiedlichen Bennenung kommen! Wenn das nicht gerade aus Wikipedia kopiert ist, bin ich wirklich beeindruckt :O !!! Tut mir leid wegen der Vormulierung der Frage .... Also, ich verbessere (und aktualisiere) es mal :

Werden die Anionen aus den Beispiel als 2 verschiedene Stoffe gesehen, und die salze die aus ihnen gebildet werden erden dann verschieden benannt, weil es dort einfach zu jeden Anion ein verschiedenen namen bei der salz-bennenung gibt ?

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KHLange  01.05.2012, 18:08
@Mayumi

Wenn es aus Wikipedia kopiert wäe, hätte ich es als solches markiert. Sie können es gerne nachprüfen, (grummel). Mir sind - zugegeben - ein wenig die Pferde durchgegangen, denn ich war bis zu meinem Ruhestand 2009 Chemielehrer und habe auch Wirtschafts- und Sozialgeschichte studiert, weshalb Chemiegeschichte eines meiner viele Hobbies ist.

Nun zu Ihrer Frage, Stoffe mit zwei Anionen sind relativ selten; auf Anhieb fällt mir dazu nur Chlorkalk CaOCl2 ein, es ist Calciumchlorid-hypochlorit, bestehend aus den Ionen Ca(2+), Cl(-) und ClO(-). Bei Hypochloriten wählt man gerne die Schreibweise OCl(-) statt CLO(-), da die negative Ladung am Liganden O liegt und dieses daher dem Kation zugewandt ist. Ich hoffe, bin aber nicht ganz sicher, dass ich Ihre Frage richtig verstanden habe. Stoffe mit mehreren Kationen sind dagegen häufiger, was wohl daran liegt, dass die koordinierten Anionen im Gitter mehr Platz brauchen und es Wechselwirkungen zwischen den Liganden der einzelnen Komponenten gibt, was eine einfache Salzbildung schwieriger macht.

Ich habe den Begriff Oxidationszahl häufiger verwendet, ohne ihn näher zu erklären, wenn Sie dazu noch Fragen haben, die Wikipedia nicht beantwortet, helfe ich gerne. Ein Großteil meines Lehrerlebens (so ab 1988, seit PCs für Normalverdiener erschwinglich wurden) ist auf diversen Festplatten verteilt.

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Mayumi 
Beitragsersteller
 01.05.2012, 18:27
@KHLange

Das tut mir leid ! Solche ausführliche Antworten werden kaum noch geschrieben, deshalb die Annahme! ja, also dann bin ich wirklich beeindruckt! C: Oh... ich sollte wirklich lernen Fragen zu formulieren ;C... Tut mir leid, dass sie sich schon wieder so viel Mühe machen mussten!!! Es war nicht ganz das was ich fragen wollte, aber trotzdem ist es interressant! Danke, dass sie mir zurückgeantwortet haben ! ich versuche jetzt noch mal meine Frage mal nicht so ungeschickt zu stellen, dass sie jeder falsch versteht :S = Wenn ich das richtig verstanden habe, dann besteht doch der hintere Teil des Salz-namens aus den Anion (also z.B: "-chlorid), müssen diese Namen auswendig gelernt werden und sind bei jeden Anion anders, oder gibt es dort ein System? Wenn man die namen des Salzes auswendig lernen muss, kennen sie vllt. eine gute Internet-seite dazu? Auf jeden Fall bekommen Sie schon mal den Stern für die ganze Mühe !!!

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KHLange  01.05.2012, 22:21
@Mayumi

Also, der "vordere Teil "des Salzes (meist ein Metall) heißt Kation, weil die Ionen im elektrischen Feld zur Kathode (dem Minuspol) wandern; sie sind also positiv geladen, sie werden stets in der Landessprache bezeichnet, in deutsch also Natrium... Kalium... Eisen... Kupfer. Dann folgt manchmal noch in eingeklammerten römischen Zahlen die Oxidationszahl des Kations (bei Kationen meist gleich der Ladung). Dann kommt der "hintere Teil" des Salzes, das Anion, es ist negativ geladen, weil es im elektrischen Feld (in Lösung oder Schmelze) zum Pluspol, der Anode wandert. Kationen sind also positiv, Anionen negativ geladen. Letztere werden so benannt, wie in der ersten Antwort (s.o.) beschrieben. Wenn noch Wasserstoff am Anion hängt, verwendet man auch gerne die Vorsilben di (=2) tri (=3), tetra (=4), penta (=5) hexa (=6), mit denen man auch die Anzahl der Anionen in der Formeleinheit bezeichnet.

Beispiele: Na2HPO4 = Dinatriumhydogenphosphat

oder NaH2PO4 = Natriumdihydrogenphosphat

bzw.

UF6 = Uranhexafluorid, PbCl4 = Bleitetrachlorid oder Blei(IV)-chlorid.

Man muss ein wenig unterscheiden zwischen dem, was üblich und dem was nach IUPAC korrekt ist. Die chemische Fachsprache (Nomenklatur) in der Praxis folgt Usancen, die sich nicht immer nach der IUPAC richten.

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KHLange  01.05.2012, 22:21
@Mayumi

Also, der "vordere Teil "des Salzes (meist ein Metall) heißt Kation, weil die Ionen im elektrischen Feld zur Kathode (dem Minuspol) wandern; sie sind also positiv geladen, sie werden stets in der Landessprache bezeichnet, in deutsch also Natrium... Kalium... Eisen... Kupfer. Dann folgt manchmal noch in eingeklammerten römischen Zahlen die Oxidationszahl des Kations (bei Kationen meist gleich der Ladung). Dann kommt der "hintere Teil" des Salzes, das Anion, es ist negativ geladen, weil es im elektrischen Feld (in Lösung oder Schmelze) zum Pluspol, der Anode wandert. Kationen sind also positiv, Anionen negativ geladen. Letztere werden so benannt, wie in der ersten Antwort (s.o.) beschrieben. Wenn noch Wasserstoff am Anion hängt, verwendet man auch gerne die Vorsilben di (=2) tri (=3), tetra (=4), penta (=5) hexa (=6), mit denen man auch die Anzahl der Anionen in der Formeleinheit bezeichnet.

Beispiele: Na2HPO4 = Dinatriumhydogenphosphat

oder NaH2PO4 = Natriumdihydrogenphosphat

bzw.

UF6 = Uranhexafluorid, PbCl4 = Bleitetrachlorid oder Blei(IV)-chlorid.

Man muss ein wenig unterscheiden zwischen dem, was üblich und dem was nach IUPAC korrekt ist. Die chemische Fachsprache (Nomenklatur) in der Praxis folgt Usancen, die sich nicht immer nach der IUPAC richten.

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KHLange  21.05.2012, 18:47
@KHLange

Vielen Dank für den Stern; da hat sich die Arbeit wenigstens gelohnt!

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na stell dir vor. sulfit ist fit, hat nur 3, SO3. sulfat ist fat, hat 4, SO4


Mayumi 
Beitragsersteller
 01.05.2012, 17:21

Das ist ja eine süße Eselsbrücke C: ! Ich möchte aber verstehen warum das so ist! Gibt es das bei anderen Salzen auch in der Form, oder sind das einfach verschiedene Namen von verschiedenen Ionen, die man sich nur merken muss?

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Mayumi 
Beitragsersteller
 21.05.2012, 17:03
@seidllea

;D Ja... letztendlich hab ichs auch auswendig gelernt ;) Danke für die Antwort!!!

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Die folgenden "Endungen" (Säurereste), die ich aber nicht in Ionenform schreibe, könnten für Dich interessant sein:

a) HS (Hydrogensulfid) und S (Sulfid); Beispiele: NaHS und Na₂S

b) HSO₃(Hydrogensulfit) und SO₃ (Sulfit); Beispiele NaHSO₃ und Na₂SO₃

b) HSO₄ (Hydrogensulfat) Und SO₄ (Sulfat); Beispiele:NaHSO₄ und Na₂SO₄


Mayumi 
Beitragsersteller
 01.05.2012, 17:17

Oh! Das ist ja noch gar nicht unser Thema... Okay... das war ein schlechtes Beispiel! Säuren hatten wir noch nicht... hat das denn nur was mir Säuren zutun, oder gibt es das auch in der Bennenung von Salzen ohne Säuren ?

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-t statt -d immer, wenn Sauerstoff im Anion steckt.

-at bei Ionen, wo das zentrale Atom eine höhere, -it wenn es eine niedrigere Oxidationsstufe hat.