Mein Freund will kein sex?

7 Antworten

Die Frage ist ja, warum er bis zur Hochzeit warten will.

Ob er es tatsächlich ernst meint, dass es aus religiösen Gründen Sex nur unter Verheirateten geben soll, oder ob es einfach eine Ausrede ist, dass er sich noch nicht bereit fühlt oder Dich damit irgendwie unter Druck setzen will

Ich finde die Idee mit dem Sex bis zur Ehe zu warten, nur schwer nachvollziehbar. Davon abgesehen, dass die Frau die ich geheiratet habe nicht meine erste Sexpartnerin war, hatten meine Ehefrau und ich auch schon lange vor der Hochzeit gemeinsam Kinder. Aber das alles ist für euch und speziell Deinen Freund kein Maßstab. Denn egal was der Grund ist, wenn er nicht will, will er nicht und es wäre auch falsch ihn zu drängen. Da spielt es auch keine Rolle wie andere das sehen.

Jugendliche können ab 14 ihr Sexleben selbst bestimmt ausleben. Und dazu gehört eben auch das Recht zu sagen, dass man (noch) keinen Sex möchte. Völlig egal, was die Beweggründe sind. Aber solange das freiwillig geschieht muss das von anderen akzeptiert werden. Äußerungen ob er antiquierte Vorstellungen hat, ob er religiös verblendet sei oder nicht, sind da unsinnig und bringen niemanden weiter.

Im Grunde hast Du nur zwei Optionen – es zu akzeptieren oder wenn Du das nicht kannst oder willst die Beziehung zu beenden. Wenn Du schreibst seine Motive seien religiöser Natur: wie ist denn Dein Verhältnis dazu? Sollte der Glaube (egal welcher) in seinem Leben tatsächlich eine so dominante Rolle spielen und für sein Alltagsleben bestimmend sein, für Dich jedoch nicht, dann wird es so eine Beziehung allgemein schwer haben. Da nutzt es auch nichts, wenn man sich liebt. Manchmal passt es einfach nicht.

Allerdings: Wie offen habt ihr denn darüber bisher miteinander geredet? Das was Du schreibst, dass er nicht möchte wenn Du auf seinem Schoß sitzt, das klingt für mich danach, dass er das einerseits gern möchte, aber sich andererseits davor fürchtet, dann der Versuchung zu erliegen. Darum wird sicherheitshalber alles abgeblockt.

Die Frage ist doch aber, ob es ihm „nur“ darum, keinen Sex vor der Hochzeit zu haben und jungfräulich in die Ehe zu gehen oder ob er jede sexuelle Handlung rundum ablehnt.

Denn zwischen körperlich Jungfräulich und garnichts machen gibt es ja noch einen Zwischenraum. Gemeinsames Petting, voreinander zu masturbieren oder auch sich gegenseitig zu befriedigen verletzt nicht sein Vorhaben keinen Sex vor der Ehe zu haben.

Und wenn es ihm nur darauf ankommt, dann ja, frage ihn ob man anstelle alles komplett zu blocken auch gemeinsame Grenzen festlegen kann. Sage ihm, dass Du ihm körperlich näher kommen möchtest und versuche heraus zu bekommen wo denn wirklich seine Grenzen sind. Ihr solltet ganz offen miteinander bereden, was geht und was nicht.

Und dann musst Du / müsst Ihr entscheiden, ob eure Vorstellungen zusammen passen oder nicht. Wie gesagt: manchmal passt es trotz Liebe einfach nicht…

KEINE EHE VOR DEM SEX!

Arbeitet mal gemeinsam den folgenden Text durch:

Jungfräulichkeit wird oft völlig überbewertet. In ferner Vergangenheit war eine jungfräuliche Braut die Gewähr dafür, dass der frischgebackene Ehemann nicht versehentlich die Nachkommen eines Konkurrenten großzieht bzw. eine ledige Mutter ohne Versorger mittellos zurückbleibt. Daher haben praktisch alle Religionsstifter den vorehelichen Verkehr zur "Sünde" erklärt und entsprechend sanktioniert -was ja auch durchaus gut gemeint und mangels Alternativen der einzig mögliche Weg war. Daher hat diese Praxis und das Ideal der Enthaltung bis zur Ehe auch Eingang in viele Kulturengefunden. Leider gibt es immer noch Kulturen, welche diese (und andere - ich sag nur "Ernährungsvorschriften") gut gemeinten jahrhundertealten Regeln bitterernst nehmen ohne diese in den Kontext der heutigen Zeit zu setzen - bis hin zum ("Ehren-")Mord... .

Aus Sicht eines Religionsstifters ist Sex ja nur eine unerwünschte Ablenkung vom Wesentlichen (nämlich zu beten, missionieren usw.) und daher zähneknirschend zur Vermehrung (der Gläubigen) geduldet. Dies ist auch der Grund warum Verhütung, Abtreibung usw. meist ebenfalls verboten ist. Da man die Menschen in den Betten meist häufiger "Oh Gott!" rufen hört, als in Kirche, Tempel oder Moschee, lässt sich dieses Konkurrenz-denken gut nachvollziehen ;-)

Dank Geburtenkontrolle, Safer Sex und Vaterschaftstest sind die eigentlichen Beweggründe für die Forderung nach Jungfräulichkeit längst obsolet. Jetzt geht es nur noch um den obskuren Begriff der "Ehre" - wobei meiner Meinung nach der wichtigste Beweggrund die Angst vor dem Vergleich ist ("Was ist, wenn meine Frau/mein Mann mit einem meiner Vorgänger mehr Spaß hatte...?").

Interessant ist, dass dieses Ideal dann allerdings oft mit allerlei Doppeldeutigkeiten umgangen wird. So ist es manchen Muslimen gestattet eine Zeitehe einzugehen - d.h. ein Mann kann eine Frau (Prostituierte) für eine Stunde "heiraten" und verstößt so nicht gegen heilige Gebote. Viele Gläubige - auch in der christlich-amerikanischen "Purity-Bewegung" haben einfach bis zur Ehe ausschliesslich Oral- und Analverkehr und bleibenso "rein" und "jungfräulich" bis zur Ehe... . Sex ist ja auch etwas, was den Partner nicht "abnutzt" oder "entweiht" - warum also das ganze Bohei?

Ob man also sein modernes Leben nach den Buchstaben uralter Schriften und Gebräuche richtet und ein schlechtes Gewissen haben muss, weil man nicht mehr lebt wie vor tausend und mehr Jahren, muss jeder für sich entscheiden bzw. sich überlegen, ob er sich von anderen Menschen (Pfarrer, Imam, Rabbi oder sonstwem) sein Leben diktieren lassen möchte.

In Deutschland hast Du ab Deinem 14. Geburtstag das RECHT darauf Deine Sexualität selbst zu bestimmen. Deine Eltern - und natürlich erst recht irgendwelche religiösen Instanzen - haben diesbezüglich KEIN Mitspracherecht!

Deine Eltern sorgen in den ersten rund 20 Jahren Deines Lebens für Dich - aber fürdas Glück der folgenden 60/70 Jahre bist DU ALLEIN verantwortlich. Irgendwann musst Du dich zwischen Liebe und Pflicht (z.B. den Eltern zu gehorchen) entscheiden. Kein Mensch kann Dir garantieren, dass Du mit Deinem jetzigen Freund auf ewig glücklich wirst - aber wer es nicht versucht wird sich auf ewig die Frage stellen, ob man mit ihm nicht doch glücklich geworden wäre. Vielleicht ist aucherst der zweite oder dritte Mensch, auf den Du dich einlässt, "der Richtige" - meist kann man das erst nach ein paar Jahren beurteilen, wenn die erste Verliebtheit abgeklungen ist und man sich dem Alltag gemeinsam stellen muss. Blöd, wenn mandann schon verheiratet ist und eine Trennung kompliziert wird... . Rein rechtlichdarfst Du ab 14 Sex haben und sobald Du 18 bist, kannst Du alleine entscheidest wen Du heiratest, wo Du wohnst - und wer z.B. Deine Kinder sehen darf. Meiner Erfahrung nach kann man ohne Eltern prima zurechtkommen - aber ohne einen Partner, den man liebt sehr viel schwerer!

Menschen mit gesundem Selbstbewusstsein begrüßen es, wenn die Frau/der Mann auch noch andere Erfahrungen hatte, denn sonst fragen sich viele erst später, wie es denn mit einem anderen Partner wäre und gehen irgendwann fremd... . Da Sex auch ein wichtiger Faktor in einer Beziehung ist (auch wenn einige Moralapostel und Fantasie-Romantiker dies immer wieder bestreiten), sollte man sich auch im Bett verstehen. Hier den Partner erst zu heiraten und dann herauszufinden, ob man die gleichen Vorstellungen von gutem Sex hat, ist als würde man an der Schiessbude versuchen einen Treffer zu landen - blind und mit nur einem Schuss. Viel Glück dabei... .

Die Vorstellungen einer romantischen Hochzeitsnacht zweier Jungfrauen ist in der Praxis dann auch weit weniger romantisch als verkrampft, bemüht und peinlich - dann lieber eine(n) Partner(in) mit Erfahrung.

Seid nett aufeinander!

R. Fahren

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sex-Coach und erfolgreicher Fachbuch-Autor

Direkt wird in der Bibel nur das mit dem Sex an gestrochen, aber vielleicht denken, dass das mit allen Aktivitäten gemeint wird. Also relativ normal.

Das finde ich ehrlich gesagt etwas eigenartig. Klar, man kann es verstehen, dass man so gläubig ist und diese Überzeugung hat. Aber genauer darüber nachgedacht: Wie soll man denn wissen, wie man mit dem Partner sexuell harmoniert, bevor man heiratet ? Das könntest du ihn eventuell mal fragen. Oder versuchen, mit ihm darüber zu diskutieren. Es könnte ja passieren, dass ihr sexuell überhaupt nicht zusammen passt ?

Irgendwie kommt mir vor (und das ist möglicherweise bei ähnlichen Fällen auch so), dass bei solchen Menschen das Verlangen nach Sex sowieso eher gering ausgeprägt ist , oder sie sich insgeheim vor etwas fürchten. Und diesen Grund nur vorschieben. Warum sollte es nach der Schließung der Ehe nun prinzipiell anders aussehen ?

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Akzeptiere es.

Sein glauben beinhaltet Enthaltsamkeit vor der Ehe. Auch Blasen und andere sexuellen Dinge gehören dazu.

Auf den Schoß setzen ist zwar keine sexuelle Handlung, aber er ist halt auch nur ein Mensch. Es ist wahrscheinlich schon schwer genug die Enthaltsamkeit einzuhalten, deshalb will er auch jegliche Versuchung vermeiden.