Aus welchem Grund ist Jungfräulichkeit in vielen Religionen so wertvoll... zB bzgl. Sex vor der Ehe - kapiere ich nicht?

16 Antworten

Einen Wert hat etwas, das verkauft wird.

So bitter und so einfach ist das.

Wir hier leben in einer Kulturmischung, anderswo werden Frauen einfach verkauft oder "vermittelt".

Werte werden auch vermittelt, das hat wenig mit Logik zu tun.

Fragen bezüglich Erbe. Die Jungfräulichkeit ist der einzige damals verfügbare Garant dafür das Kinder von dem eigentlichen Vater sind. 


Dummie42  13.09.2017, 16:56

Das ist überhaupt kein Garant, weil dieses angeblich überprüfbare Jungfräulichkeit auf einem Mythos beruht.

https://de.wikipedia.org/wiki/Hymen#Angebliche_Verletzungen_beim_Geschlechtsverkehr

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Seefuchs  14.09.2017, 06:08
@Dummie42

Für damalige Verhältnisse schon, was anderes gab es nicht.

Damals war es die einzige Möglichkeit über die Zuverlässigkeit wird nichts ausgesagt. Zudem wurden Teilweise auch Regelmäßige Jungfräulichkeitskontrollen durchgeführt plötzliche Unterschiede würden dann auffallen.

Man muss sehen wo es herkommt, ob es modernen Standards entspricht ist völlig unerheblich.

Zudem sagt die Expertin Sie könne es erkennen und nur unwissende lägen Falsch das würde ich für die Prüfer von damals nicht gelten lassen.

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> Ich meine es aus religiöser Sicht.

Als "Gott will es so" wurde schon immer das verkauft, was diejenigen wollten, die die Religion verkündeten. Eine Religion ist auch kein fein durchdachtes und widerspruchsfreies Gedankengebäude.

Wenn heute etwas aus religöser Sicht gefordert wird, liegt das nur daran, dass vor vielen Jahrhunderten Menschen mehrheitlich (nicht unbedingt nach Köpfen die Mehrheit, aber nach Macht) meinten, dier sei wünschenswert, und es deshalb zu Gottes Wille erklärten.

Dass in den meisten Kulturen Monogamie und - in geringerem Masse - Jungfräulichkeit als erstrebenswert galten, ist vielleicht noch nachvollziehbar mit dem Bestreben, das frisch erfundene Privateigentum nur den eigenen Nachkommen zu hinterlassen.

Oder auch mit dem Bestreben, nur optimal genetisch ausgestatteten Nachwuchs zu zeugen - und welcher Mann wäre dazu besser imstande als man selbst? (Zum Vergleich: Auch 90% der Männer glauben, überdurchschnittlich gute Autofahrer zu sein).

Manchmal wird auch die Eindämmung sexuell übertragbarer Krankheiten erwähnt - aber das hätte nur dann funktioniert, wenn die pseudo-religiösen Regeln auch für Männer gegolten hätten, was höchstens im Kloster der Fall war. Womit das einzig rational nachvollziehbare Argument wohl wegfällt.

Dass aber 150 Jahre nach Erfindung des Kondoms und damit der Entkopplung von Sex und Fortpflanzung immer noch so viele Leute den alten Idealen anhängen, ist auch nicht nachvollziehbar. "Das war schon immer so" ist für viele ein schlagkräftigeres Argument als "Es gibt keinerlei Grund, warum es so sein solle".

Bleibt als Erklärung nur: Weil so viele Menschen lieber an Althergebrachtem festhalten als selber nachzudenken, ob tradierte Verhaltensweisen heute noch sinnvoll sind.


Wurzelstock  09.09.2017, 23:23

Tom, das ist eine Betrachtung, die Hand und Fuß hat. Ich möchte aber eine Perspektive aus der Sozialpsychologie hinzufügen:

Alle Menschen sind unvollkommen. Sie wissen aber nicht wo - außer im sexuellen Bereich. Das fehlende Geschlecht wird durch den Sexualpartner einmalig und irreversibel komplementiert. Sowohl für den Mann, als auch für die Frau.

Auf dieser existenziellen Erfahrung beruht die Besonderheit der ersten Penetration - ebenfalls für beide Geschlechter. (Allgemein wird angenommen, dass nur die Jungfrau als solche erkannt werden kann, wegen der speziellen weiblichen Anatomie. Doch das ist ein Irrtum. So, wie nur der erfahrene Mann die Jungfrau aufgrund des Vergleichs erkennen kann, so kann auch die erfahrene Frau durch den Vergleich den Jungmann erkennen.)

Die Komplementierung durch den Partner findet in der Beziehung nicht nur im sexuellen Bereich statt. Im Idealfall deckt sie alle Bereiche ab (was es aber nicht geben dürfte). Je besser aber die Komplementierung stattfindet, desto haltbarer ist die Beziehung. Ist er nicht ausreichend gegeben, wird die Beziehung abgebrochen.  Die Haltbarkeit wird also bereits durch den ersten Vollzug mitbestimmt.

Die komplementäre Abdeckung unserer Fehler und Defizite ist ein sozialer Schutz nach außen, auf den jedermann angewiesen ist, und auf den er sich verläßt. Das geschieht unbewusst, denn wir wissen nicht, wo die Defizite sitzen, weder bei uns selbst, noch bei unserem Beziehungspartner.

Bekannt ist aber gegebenenfalls, dass dieser Schutz nach außen bereits einmal jemand anderem gewährt wurde. Das schafft Misstrauen. Bleibt das Misstrauen bestehen, zerstört es die Beziehung. Im Fall einer fehlenden Jungfräulichkeit ist es aber kein unüberwindbares Hindernis. Es sei denn, es wird vom Vorgänger unüberwindbar gemacht. Das gibt es.

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TomRichter  09.09.2017, 23:32
@Wurzelstock

Wunderschön erklärt - bis zu dem Zeitpunkt, an dem Du "Das schafft Misstrauen." aus dem Hut zauberst.

Wieso sollte das zu Misstrauen führen? Zu welchem Misstrauen? Bestenfalls könnte es den Glauben an die Unvergänglichkeit der Beziehung erschüttern.

Aber diesen Glauben zu haben, bei einer Ehescheidungsquote zwischen 30% und 50%, erfordert so viel Leichtgläubigkeit, dass er auch durch eine frühere Beziehung kaum zu erschüttern wäre.

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Wurzelstock  09.09.2017, 23:45
@TomRichter

"Wieso sollte das zu Misstrauen führen?"

Das wirst Du schon noch entdecken, sobald Du mit dem Hut nicht mehr zauberst, sondern ihn aufhast. :-))

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Bevarian  11.09.2017, 14:13
@Wurzelstock

Zumindest muß sich TR den Hut nicht direkt auf den Hals setzen...   ;)))

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Es dreht sich alles um die Unschuld der Frau.
Dem Macho-Kindskopf  ist es peinlich wenn ihm die Frau erklären muss wies funktioniert. Die Frau darf nie mehr Erfahrung haben als der Mann.

Um diese peinliche Angelegenheit zu vermeiden, haben sich die Männer von gestern etwas ausgedacht.

Woher ich das weiß:Hobby – Der Glaube beginnt da, wo das Denken aufhört.

Die Gründe sind zwar immer andere aber laufen daraus hinauf, dass die Jungfräulichkeit die Reinheit und Unschuld wiederspiegelt. Im Zusammenhang mit der Ehe kommt dann noch die absolute Treue und der ganze Schnulli