Mit Ü30 nur die Eltern haben?

2 Antworten

Hatte nach dem Auszug sehr viele Jahre keinen Kontakt

Hatte das seine Gründe? Sicherlich! Aber welche?

Ich habe mir selber kein wirklich eigenes Leben aufbauen können.

Doch, das hast du sehr wohl.
Nicht gänzlich nach deinen Vorstellungen, dennoch ist dein Leben wirklich und so, wie es ist.

Um eine ernsthafte Beziehung hab ich mich nie gekümmert.

Könnte mir vorstellen, dass du, etwa um Schmerz und Verletzungen vermeiden zu können, den Menschen lieber distanziert bleibst, was zur Folge hat, dass du nur oberflächliche Beziehungen führst.
Jede Entscheidung hat so seine Auswirkungen.
Wenn du dich für Schutz und Distanz entscheidest, dann ist es halt so.
Du kannst dabei einiges vermeiden und einiges nicht haben.
Und wenn du dich irgendwann anders bzw. umentscheidest und sagst, jetzt will ich mal tiefere Beziehungen wagen, mich mehr einlassen, dann hast du zwar die Beziehungen, dafür aber musst du dich dann mit Schmerz, Verletzungen, Problemen herumschlagen und auseinandersetzen, um sie zu lösen, um dich davon zu lösen, damit die Beziehungen weiter gehen können, wenn du sie und generell nicht aufgeben willst, lieber an ihnen und dir arbeiten willst.

Du wirst nicht um eine Entscheidung umhin kommen.
Willst du Hindernisse angehen, um sie abzubauen oder so weiter machen, wie bisher?

Wer eine Beziehung eingeht, muss danach darauf achten, dass die Beziehung nicht eingeht.

Sarah Razak

Um eine ernsthafte Beziehung hab ich mich nie gekümmert.

Die wichtigste Beziehung finde ich die zu dir selbst. Aber auch um die hast du dich nicht sonderlich gekümmert. Aber erst wenn du eine gesunde, stabile Beziehung zu dir selbst hast, wozu du all dein Alleinsein und die Zeit nutzen könntest, kannst du eine gesunde Beziehung zu anderen haben.
Das ist eine wichtige Basis, ohne die wohl nichts gehen wird.

Auch ist es sehr wichtig, genau zu wissen, was man will. Eine feste Beziehung ist noch lange keine tiefe, befriedigende. Und für alles muss man ziemlich offen sein, um selbst immer wieder reflektieren zu können. Dein Alleinsein könntest du gut nutzen, um damit schon einmal anzufangen und dich zu fragen, was genau dich stört, was ganz genau du eigentlich willst, um dann entsprechende Entscheidungen zu treffen, um ihnen treu zu bleiben, denn Schwankungen sind auch unangenehm.

Er wünschte sich eine feste Beziehung. Sie wünschte sich eine feste Beziehung. Sie schafften es wirklich. Jetzt haben sie einander festgenagelt, aber ihre feste Beziehung ist alles andere als ein Fest.

Ernst Ferstl

Beide Möglichkeiten kannst du wählen: Alleinsein oder in Beziehung sein. Auf beiden Wegen kannst du glücklich werden.
Dann kannst du dich auch gerne für eine Mischung davon entscheiden, was natürlich auch leicht möglich ist. Man übt sich darin, tiefe Beziehungen zu führen, indem man an sich arbeitet und (meist mentale) Hindernisse aus dem Weg räumt und andererseits schätzt man all seine Rückzugsmöglichkeiten und steht zu ihnen.

Gehe immer noch ständig aus am Wochenende, feiern, weil ich sonst nichts habe.

Naja, du hast halt eine zu oberflächliche Beziehung zu dir selbst, und daher noch nicht herausgefunden, was du wirklich willst, denn dann wüsstest du, was du wolltest und hättest das.
Dein Herz spricht davon.

Immer wenn ich bei meinen Eltern bin, fühle ich mich zu hause. Ich bin wieder der Sohn, irgendwie das Kind.

Verständlicherweise fehlt dir ein Zuhause. Das ist menschlich. Auch haben wir ein starkes Zugehörigkeitsgefühl, das befriedigt sein will. Und dazu hast du aktuell nur deine Eltern. Also grundsätzlich hättest du auch dich selbst dafür, diese Möglichkeit aber nutzt du nicht. Du selbst könntest dir selbt ein warmes Nest und Zuhause sein, was du jedoch nicht tust. Vielleicht ja willst du dich doch noch selbst intensiver und besser um dich selbst kümmern, für dich da sein, dir selbst ein besserer Freund werden, dann würde es dir sicherlich sehr viel besser gehen. Damit hättest du dann auch eine attraktivere Ausstrahlung und Grundeinstellung, auch Lebensgefühl, mit der das Leben geschmeidiger und schöner läuft.

Das aber wird nicht von allein kommen. Dazu müsstest du vor allem innerlich an dir arbeiten und Hindernisse (ungünstige Gedanken) aus dem Weg räumen und die Veränderung selbst sein, die du dir wünscht.

Einfach da sein, reden, zusammensitzen...was essen, trinken...

Wenn du das mal mit dir selbst machen willst, dann wäre das super. Lass es doch mal auf einen Versuch ankommen und probiere das lange genug aus und beobachte, was dann so passiert, ohne dein weiteres Zutun im Außen.
Damit würdest du die Basis für gute, eher tiefe Beziehungen zu anderen schaffen.

Was soll ich machen?

Erst mal bei dir selbst mutig und ehrlich gucken, um herauszufinden, was du wirklich brauchst und willst.

Dir all das erst mal selbst geben, was du so schmerzlich vermisst. Als Basis und Grundstein für gute Beziehungen generell.

Die Elternrolle für dich übernehmen, also all jenes, was du von anderen vermisst, selbst versuchen zu geben. Zumindest mal einen Anfang machen, dann kommt das ins Rollen.

Verantwortung für dich übernehmen.
Du bist dafür verantwortlich, dass es dir gut geht und du hast alles, was du dazu brauchst.

Den Umgang mit Schmerz und Verletzungen lernen.

Erkennen, dass du dir selbst eine bessere und tiefere Beziehung zu dir selbst schon länger wünscht.

Ich komme mir ein bisschen unterbewusst wie ein Verlierer vor, wenn ich immer da sein würde.

Wäre ja auch irgendwie so, denn selbst konntest du dir das alles von den Eltern Vermisste nie selbst geben. So bleibst du natürlich das bedürftige Kind, was du ja auch völlig schadlos immer wieder sein darfst, so ab und wenn für zwischendurch, nur wenn es gar kein Gegengewicht dazu von dir selbst gibt, dann ist es halt schon sehr einseitig und dürftig und du wirst dadurch bedürftig, was du wohl eher nicht willst.

Meine Mutter würde nie glauben, dass ich hier sitze und weine.

Das Weinen wäre schon gut, weil du dabei viel verarbeitest und dich von der ungesunden Beziehung zu deiner Eltern löst. Damit will ich aber nicht sagen, dass du sie nicht mehr sehen sollst, sondern ich spreche von einer inneren Lösung, die es dir dann ermöglicht, deinen Eltern frei und nicht als Bedürftiger zu begegnen. Du könntest ihnen frei begegnen, innerlich mit dem Gedanken, dass du jetzt mal für kurze Zeit der Sohn wieder bist und verwöhnt bist. Danach übernimmst du selbst wieder. Das macht halt Spaß, wenn man im Leben alles sein darf (mal das Kind, mal der Erwachsene). Das gibt einem angenehmen Ausgleich.

Wenn du dir selbst nur verbietest, mit ihnen zu sein, auch ehrlich ihnen ggü zu sein, dann wirst du davon ja nicht erwachsen oder eigenständig. Also einzig das Verbot ihnen offen ggü zu sein, bringt dir nicht das Erwünschte.

Ich will nicht, dass sie denken, dass ich ein mieses Leben habe.

Das hast du ja auch gar nicht. Mies sind eher all dein Versäumnisse und deine mangelnde Informationslage (zu wenige Informationen über ein Thema haben, um es erfolgreich meistern zu können).
Vielleicht können dich meine Anregungen zu einer Veränderung bewegen.

Aber ich mache mir Sorgen, dass einfach mal jemand nicht mehr da ist

Ja, klar.
Spätestens dann solltest du voll auf dich selbst zählen können.

Nichts müsstest du von anderen abhängig machen. Du bist frei und eigentständig. Willst dies aber nicht so recht nutzen. Würdest du es nutzen, könntest du anderen frei begegnen, ohne gleich bedürftig zu sein.

Also lass alles gerne mit Zeit und Ruhe auf dich wirken, lese wiederholt, dann treffe eine Entscheidung für dich, wie du vorgehen willst, was du brauchst, was du willst .....

Hier mal noch ein Link ... nur ein Beispiel .... vielleicht sprechen dich andere Hilfsmöglichkeiten vom Internet stärker an, aber da gibt es auch reichlich Anregungen:

https://gedankenwelt.de/deine-beziehung-zu-dir-selbst-steht-an-erster-stelle/

Ziehe doch in die Nähe und besuche sie sehr oft. Warum denn nicht? Nicht viele Eltern sind so, dass man sie immer sehen will. Deine scheinen gut zu sein. Geniesse es.

alkotz 
Fragesteller
 01.04.2024, 20:15

Wenn ich sie 2 mal im Monat sehe wäre das ganz gut. In der Heimatstadt müsste ich aber trotzdem komplett von vorne anfangen was mein eigenes Leben angeht. Ü30, und Ausgang ist da sehr begrenzt.

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