Was ist Nationalismus für euch?

Verteidigung nationaler Kultur und konservativer Werte 0%
Zu bekämpfendes Erzeugnis des Patriarchats 0%
Unsolidarisches, Arrogantes Weltbild 0%
Politische Selbstüberhöhung 0%
Politische Selbstachtung 0%
Keines davon, Sondern 0%

0 Stimmen

4 Antworten

Theoretisch und teilweise auch praktisch: alles und doch nichts davon. 🤷

Für mich ist Nationalismus etwas sinnvolles und wichtiges. Zum Erhalt unserer ethnokulturellen Identität, der Geschichte einer Nation, den Interessen (und da Rede ich jetzt nicht mal unbedingt von Geopolitik und Ressourcen) und einer Art von Kollektiv welche ich der Art des extrem individualistischen und materiellen Liberalismus des heutigen Westens vorziehe. (und gleich vorab: nein, Russland und Putin sind weder das bessere System noch die Zukunft). Ich mag ,,die Russen" genauso wenig wie ,,die Amis", wenn auch aus anderen Gründen.

Grundsätzlich ist Nationalismus aber so ein breites Feld, dass hier keine Antwort direkt zutrifft. Immerhin ist es ein Überbegriff und auch hier sind die Grenzen ja fließend und ein Großteil der modernen, nationalistischen Bewegungen und Parteien sind tendenziell ja sogar eher pan-nationalistisch (also u.a zivilisatorisch) nach Spengler oder, heute noch lebend und relevant, Alain de Benoist ausgerichtet. Da kann man sich jetzt streiten ob das denn dann überhaupt noch reiner Nationalismus in dem Sinne ist. Carl Schmitt wusste schon, dass der reine Nationalstaat nicht von dauer ist weil sich Ethnien so stark nicht abgrenzen lassen und es innerhalb von Europa alleine schon so viel Bewegung gab.

Auch herrscht für mich die Überzeugung, dass es eine gewisse Kooperation der Staaten und eine gewisse Mäßigung und zurückfahren der eigenen Interessen bedarf. Einfach weil wir das aus diplomatischer Sicht brauchen und weil wir für mehr Nachhaltigkeit - und entgegen dem Drang des Globalismus, des Marktes und des Neoliberalismus - stehen sollten. Weil es das Richtige ist und weil sich sonst nichts verändert, sich der Zeitgeist nicht ändert und wir nach wenigen Jahren/Jahrzehnten sonst wieder wären wo wir jetzt sind.

Es ist eine Idee des ursprünglichen, Neu-Rechten Nationalismuses von de Benoist sich von der Hörigkeit ggü Wirtschaft zu verabschieden wenes die klassische Rechte (Liberale, LibCons, Neoliberale usw ) fahren und den Kapitalismus, den Konsum und den Materialismus als Probleme in den Fokus zu nehmen. Als Keimzelle des Verfalls unserer Kulturen, Zivilisation, Interessen etc

Von daher halte ich mich bezüglich meines (Ethno)Nationalismus recht nahe an de Benoist und darauf aufbauend u.a Spengler, Edgar Julius Jung, Moeller van den Brueck.

Ich sage Ethnonationalismus, da dieser in der Regel den klassischen Nationalismus der franz Revolution und co. ersetzt hat und Nationalismus selbst zum Überbegriff wurde. Die rechtsextremen Varianten wie Ultranationalismus, radikal völkische Ideen, faschistoide Ansätze um den Wandel zu erzielen, Faschismus oder gar NS als Endstufe lehne ich entschieden ab und es sollten Grenzen gezogen werden.

Hier gibt es erfahrungsgemäß eine dünne Linie und all zu schnell überschreitet man sie aus Frust, Radikalisierung oder weil man im eigenen Lager nicht differenziert - oder den Frieden innerhalb eines geeinten Interesses wahren will.

Dass das relativ realistisch ist haben zwei bzw drei große Köpfe und Vordenker der konservativen Revolution und des Anti-Liberalismus bedauerlicherweise bestens gezeigt. Schmitt, Heidegger und Evola.

Schmitt der die NS Ideologie als eben einen möglichen Weg zur ,,Überwindung des ideologischen Zerfalls " akzeptiert hat auch wenn er nicht zwingend die NS Ideologie vertreten oder vorbereitet hat.

Heidegger der Mitläufer war und versucht hat für sich einen Kompromiss aus klassischem und neuen Nationalismus und der radikalen, völkischen Ideen des NS zu finden.

Evola sah sich nach einiger Zeit zwischen zwei Fronten. Gegen Mussolinis Vision zu sein und quasi den nationalen und zivilisatorischen Niedergang gewähren zu lassen, oder den Faschismus als den Versuch das abzuwenden zu nutzen. Er entschied sich für letzteres und stellte seine einstigen nationalen Ideen fortan dem Faschismus unter und entwarf bis an sein Lebensende Ideen wie er den Faschismus denn damit kompatibel machen kann und er seine Entscheidung rechtfertigen kann.

Ich sehe in DE eine solche Entwicklung durchaus ebenfalls mit Personen wie Höcke und Kubitschek welche entweder von Grund auf faschistoide sind oder eben den Anti Pluralismus und extremen Radikalismus als letzten Ausweg sehen. Und viele stimmen innerhalb des AfD Vorfeldes mit ein. Durch und durch rechtsextreme inklusive.

Zurück zur mir bedeutet Nationalismus für mich: den Erhalt unserer Nation und Identität und eine Chance auf einen Neustart bzw Wende für unsere Zivilisation allgemein. Ich unterscheide sehrwohl ethnokulturell, allerdings verbindet uns als Abendländer final mehr als uns intern bei unseren Ethnien trennt. Meistens zumindest.

Keines davon, Sondern

Die Nation ist ein künstliches Gebilde, sie bildet hier zum Beispiel weder das Gebiet einer Ethnie an (die Nord-und Süddeutschen sind zwei verschiedene Ethnien), noch einen gemeinsamen Kulturraum (man denke nur an Sachsen, Thüringen und Bayern), noch den Sprachraum (Belgien, Niederlande, Österreich und Schweiz sprechen Deutsch oder haben deutschsprachige Gebiete). Das einzig einheitliche sind Staatsgebiet und Verfassung und beides ist jenen, die sich für besonders patriotisch halten, nicht recht.
Irre, oder?!


hamberlona  01.09.2024, 15:59

Dass Sachsen, Thüringer und Bayern sich genauso deutlich voneinander unterscheiden wie Finnen und Italiener halte ich für eine gewagte These. Als ich in Spanien aufwuchs und in den Ferien immer hinterm Tresen der Hotelrezeption saß konnte ich feststellen, dass die Gäste, die alle jeden Morgen pünktlich um 8:00 MESZ herunterkamen, eines gemeinsam hatten: Sie waren Deutsche. Und nachdem ich nach Deutschland gezogen war konnte ich in ganz Deutschland eines feststellen, was Deutschland von anderen Nationen unterscheidet: Alles voller juristischer Schilder! Vorsicht, Stufe! Für Garderobe keine Haftung! Betreten auf eigene Gefahr! Betreten verboten, Eltern haften für ihre Kinder!

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Smartass67  01.09.2024, 16:31
@hamberlona

Ein Norditaliener ist einem Bayern von der Mentalität her nicht weiter entfernt als von einem Sizilianer. In der Schweiz ist man noch pingeliger und pünktlicher als hier.

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Keines davon, Sondern

Etwas Sinnvolles, dass jedes Land braucht. Eigentlich ist Nationalismus nicht gut, in der Definition, die mittlerweile gängig ist. Aber Nationalismus in seiner Urpsrungs-Bedeutung ist erstrebenswert und wichtig.

Wir müssen unser Territorium, unsere Werte, unsere Traditionen & Lebensweise verteidigen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Unbegrenztes Interesse an nationaler und weltweiter Politik
Keines davon, Sondern

Viele, die Nationalismus sagen, meinen stattdessen Chauvinismus. Als Nationalist befürwortet man, dass die Erdoberfläche sich in Nationen gliedert, die ihre eigenen Gepflogenheiten und Lebensstile haben, demzufolge auch ihre eigenen Rechtsnormen. Jede Nation hat ihre eigene Kultur, und Kultur besteht nicht nur aus Kunst, Literatur, Musik und Architektur, sondern umfasst alles bis hin zu den Gepflogenheiten im Straßenverehr, dem Arbeitsstil, der Kulinarik. Stierkampf ist ein nationales Kulturgut Spaniens, Foie-Gras-Produktion ist ein nationales Kulturgut Frankreichs. Als Nationalist liebt man diese Vielfalt, man liebt deswegen nicht die eigene Nation mehr als andere. Der Nationalist liebt die bunte Wiese mit vielen verschiedenen Blumen, der Antinationalist liebt den genormten eintönigen kurzgemähten Rasen wie auf dem Golfplatz. Wenn jemand seine eigene Nation viel wichtiger findet als andere, wenn er drauf stolz ist ohne etwas dazu beigetragen zu haben, wenn er seiner Nation Macht über andere Nationen wünscht, dann ist das kein Nationalist sondern ein Chauvinist. Ich selber bin Nationalist, nenn mich aber normalerweise nicht so um nicht mit einem Chauvinisten verwechselt zu werden.


Niklas2803  01.09.2024, 15:41

Toller Text, ich stimme dir bedingungslos zu!

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